Kapitel 21 - Veränderung

94 4 2
                                    

Mit neuem Elan ging ich die Treppe hinauf. Der erste Tag war eigentlich sehr gut verlaufen. Meine neuen Kolleginnen und Kollegen waren nett und hilfsbereit, niemand war gemein, das Austragen der Post hatte super geklappt.

Das würde bestimmt gut gehen und ich würde mich mehr bewegen, statt nur im Zimmer zu sitzen. Aber was sollte ich heute Nachmittag noch machen? Es war jetzt fast zwei Uhr. Kochen würde nicht sehr lange dauern, bis drei Uhr wäre ich fertig und dann hätte ich trotzdem noch viel Zeit übrig. Vielleicht sollte ich mein Biologiebuch etwas durcharbeiten und mich auf die neuen Themen vorbereiten.

Mit einem entspannten Seufzen schloss ich meine Wohnungstür auf und ging hinein. Doch als ich eintrat, stellte ich erschrocken fest, dass auf meiner Theke ein Zettel lag. Langsam schloss ich die Tür hinter mir und nahm den Zettel.


Es braucht nur ein bisschen Überzeugungskraft und schon machen sie, was man von ihnen verlangt ...


Nervös dachte ich nach. Was meinte Alex damit? Verwirrt sah ich mich langsam in meiner Wohnung um, aber wie immer war ich allein. Nur ich und der Zettel.

Langsam blickte ich wieder auf das Blatt Papier, so als würde ich die Nachricht plötzlich verstehen, wenn ich sie ein zweites Mal las. Doch ich kam nicht drauf.

Ich stellte meine Tasche ab und zog meine Jacke aus, bevor ich mit vorsichtigen Schritten auf und ab tigerte. Alex hatte jemanden dazu gebracht, etwas zu tun. Aber was?

Konzentriert überlegte ich, was in letzter Zeit passiert war, doch dann ging mir plötzlich ein Licht auf. Der Streich. Die Jungs und der Hund. Sie hatten die Bilder hochladen wollen, trotzdem hatten heute weder Felix noch die Mädchen mit darauf angesprochen. Sie hatten die Bilder nicht hochgeladen.

Ich blieb stehen. Diese Erkenntnis half mir trotzdem kein Stück weiter. Ich konnte meine Kandidaten nicht weiter eingrenzen. Jeder der vier Jungs könnte trotzdem noch Alex sein, weil sie die anderen ganz einfach überreden könnten.

Aber dann wiederum konnte Alex mit 'Überzeugungskraft' alles mögliche meinen, zum Beispiel dass er die Bilder einfach nur heimlich gelöscht hatte oder dass er ein Gespräch mit ihnen gehabt hatte. All das war im Bereich des Möglichen.

Außerdem wäre Alex meiner Meinung nach nicht dumm genug, um die Jungs direkt und aktiv zu bedrohen, daher könnte er genauso ein Lehrer sein, der in dieser Hinsicht deutlich mehr Autorität hatte.

Erschöpft ließ ich mich in den Sessel fallen. Warum war das nur so schwierig? Alex hatte es tatsächlich verhindert, dass die Jungs die Bilder hochgeladen hatten.

Felix oder Samu als Anführer hätten theoretisch einfach sagen können, dass das eigentlich nicht wirklich lustig wäre und sie das doch einfach lassen sollten, mich zu demütigen war mehr als genug gewesen. Oder so ähnlich. Das hätte von ihnen ausgereicht.

Keno und Viktors Meinungen trugen vermutlich nicht so viel Gewicht, daher würde ich es ihnen zutrauen, dass sie die Bilder einfach heimlich gelöscht hätten.

Kjell und Herr Gernmat waren beide Lehrkräfte und hätten daher ganz einfach den Jungs befehlen können, die Bilder zu löschen. Und Herr Raber war beängstigend allein wegen seiner Art, die meisten Jungs an der Schule hatten etwas Angst vor ihm.

Und Damian? Hmm, bei Damian war ich mir irgendwie nicht so sicher, wie er das angestellt hätte. Aber er hätte durchaus den normalen Mitbürger mit Zivilcourage spielen können, der das Gespräch überhört hätte und dann die Jungs dazu aufgefordert hätte, die Bilder zu löschen.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt