Kapitel 7 - Von neuen Nachbarn und Erkältungen

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Das Wochenende war gekommen. Es war Freitag und schon seit einem Tag hatte ich ziemliche Halsschmerzen. Am Montagabend hatte ich wohl das Fenster doch einen Moment zu lange offen gelassen mit meinen frisch gewaschenen Haaren.

Müde lief ich nach Hause. Mein Schnupfen kündigte sich bereits an, doch eigentlich war ich ganz froh. Jetzt, da Wochenende war, konnte ich meine Erkältung über die zwei freien Tage auskurieren lassen.

Ich sehnte mich nach einem heißen Tee und ein wenig Schlaf. Das könnte ich jetzt wirklich gebrauchen und würde mir auf jeden Fall gut tun. Etwas schwach kam ich zuhause an, nahm meine Post – dieses Mal auch etwas vom Jugendamt – und beäugte verwirrt den schwarzen Van vor meiner Haustür.

Ich ging hinein und sah, dass eine der Wohnungstüren direkt neben meiner offen war. Etwas neugierig blickte ich zu der offenen Tür und sah aus dem Augenwinkel zwei Männer in Uniform, die eine große Kiste auf den Boden stellten.

„Hier hin?", fragte einer. Ich begann, zu verstehen. Jemand zog also in die freie Wohnung neben mir. Hoffentlich war derjenige auch ruhig.

Ich schloss meine eigene Wohnungstür auf und trat leise und schnell ein, damit der oder die Neue mich nicht bemerken würde. Ich sah gerade furchtbar aus und hatte auch gar keine Energie.

Komplett fertig warf ich meinen Rucksack auf den Boden. Ohne zu zögern kochte ich etwas Wasser ab, bevor ich mich erschöpft aus meiner Jacke schälte und sie aufhing.

Ich bereitete mein Bett schon einmal vor und ging zurück in die Küche, als ich das Piepen des Wasserkochers hörte. Ich füllte eine Tasse und setzte den Teebeutel hinein.

Eigentlich mochte ich Tee überhaupt nicht, aber wenn ich krank war, dann trank ich aus irgendeinem Grund nichts anderes mehr. Aber irgendwie tat es entsetzlich gut, wenn man etwas warmes trank.

Sofort kuschelte ich mich in mein Bett, nachdem ich meinen Schlafanzug übergezogen hatte. Es war so schön warm. Ich starrte an die geschlossene Schranktür.

Eigentlich sollte ich den Stoff von heute nachholen und nochmal überarbeiten. Ich hatte bei Französisch nicht richtig aufpassen können und hatte das Thema nicht richtig verstanden.

Seufzend wandte ich den Blick von meinem Rucksack ab, der noch vor der Wohnungstür stand. Ich konnte einfach nicht, ich hatte Kopfschmerzen und es ging mir nicht gut. Ich würde mich wahrscheinlich nicht einmal gut konzentrieren können, dann wäre alles umsonst.

Ich sollte einfach versuchen, mich zu entspannen und so schnell wie möglich wieder gesund werden. Dann könnte ich immer noch alles aufarbeiten und mich genauer mit der Schule beschäftigen.

Müde schloss ich meine Augen und sippte weiter an meinem Tee. Ich döste und tagträumte vor mich hin, bis der Tee irgendwann leer war und ich die Schwere in meinen Gliedern spürte.

Schläfrig stellte ich die Tasse auf meinen Nachtisch und kuschelte mich tiefer in meine Decke, um etwas zu schlafen.


Schlaftrunken schrak ich auf. Das Klopfen an meiner Haustür riss mich urplötzlich aus meinem tiefen Schlaf. Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, wo ich eigentlich war und sah mich etwas verwirrt um.

Komplett am Ende meiner Kräfte schob ich die Decke von meinem Körper und versuchte mit pochendem Kopf aufzustehen. Dann klopfte es ein zweites Mal.

„Ich komm ja schon!", rief ich und spürte, wie meine Stimme nachgab. Schwach stemmte ich mich auf die Beine und ging zur Tür. Schnell zog ich meine zerzausten Haare etwas zurecht, bevor ich die Tür öffnete.

Verwirrt und immer noch etwas schwummrig zumute sah ich auf. Ein junger Mann stand lächelnd vor mir. Er war blond, groß, mit leuchtenden, freundlichen, blauen Augen und seine Haare waren ein wenig wellig und etwas länger, an einer Seite hatte er sie zu einem kleinen Schwänzchen zusammengebunden.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt