Kapitel 12 - Ein neues Leben

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Leise hörte ich das Ticken der Uhr. Seit einer ganzen geschlagenen Woche hatte ich mein Zimmer nicht ein einziges Mal verlassen außer zu der Gerichtsverhandlung, die heute Nachmittag gewesen war.

Meine Aufseher vom Jugendamt waren zutiefst enttäuscht, hatten mich angeschrien und auf mich eingeredet, wie dumm ich doch war, Drogen zu nehmen, anstatt professionelle Hilfe zu suchen.

Vor allem nach dem Urteil und der ziemlich hohen Geldstrafe hatten sie mir nochmal gesagt, wie enttäuscht sie von mir waren und dass es so weit gekommen war.

Sie hatten starke Zweifel geäußert, mich weiter alleine leben zu lassen und nur weil ihnen jemand ausdrücklich versprochen hätte, sich um mich Vollzeit zu kümmern, hatten sie mich nicht in einer Entzugsklinik oder Psychiatrie angemeldet.

Ich wusste, dass das Alex gewesen war, der all die Leute um mich herum so sehr hatte manipulieren können, sodass jeder ihm glaubte und nicht mir, egal was ich sagen würde.

In meiner Wohnung war es komplett still, neben dem Ticken der Uhr war es völlig ruhig. Ich lag einfach nur auf meinem Bett, immer noch fassungslos.

Morgen sollte ich wieder in die Schule. Ich wusste nicht, ob ich das schaffen würde. Ich hatte Angst. Wie sollte ich nur so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn in Wahrheit nichts in Ordnung war?

Warum hatte mir nur niemand geglaubt? Sie hatten mich alle komplett allein gelassen. Sie hatten mir nicht geholfen. Ich fühlte mich so hilflos und hatte Angst vor der Zukunft.

Leise bahnten sich die Tränen meine Wangen hinunter und ich fing an, heftig zu weinen, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.


Verspannt wachte ich auf. Ächzend erhob ich mich von meinem Bett und setzte mich auf. Für einen Moment starrte ich einfach nur auf den Boden, während alles um mich herum komplett still war.

Dann brachen die ersten Tränen hervor und ich weinte. Was könnte ich sonst tun? Ich war völlig allein. Es war gleich wie zuvor. Ich fühlte mich verlassen und so schrecklich müde.

Ich weinte heftiger und beugte mich nach vorne, um mein Gesicht zwischen meinen Händen zu vergraben. Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte. Ich wollte am liebsten gar nicht mehr meine Wohnung verlassen.

Meine Augen brannten von den vielen Tränen und meine Lunge fand nicht genug Sauerstoff zum Atmen, jeder Atemzug war schmerzhaft und intensiv.

Ich wusste einfach nicht, wie es jetzt weiter gehen sollte. Mir fehlten die Worte. Es tat einfach nur so unfassbar weh und fühlte sich so verzweifelnd an. Was sollte ich nur machen?

Eine neue Welle an Tränen überwältigte mich, mein ganzer Körper bebte unter der Anstrengung. Ich schluchzte aufgebend und sah schließlich auf, während immer noch Tränen über meine Wangen strömten.

Schwach stand ich auf und wollte mir etwas zu trinken holen. Ich schluchzte erschöpft und wischte mir die dicken Tränen so gut es ging aus meinem Gesicht.

In der ganzen Woche, in der ich zuhause geblieben war, hatte ich fast nichts gegessen. Damian hatte zweimal gefragt, ob wir wieder etwas unternehmen sollten, aber ich hatte abgelehnt.

Ich hatte nicht die Energie gehabt. Ich hatte nicht gewusst, was ich hätte sagen oder worüber ich hätte reden sollen. Er hätte mir sowieso wie alle anderen nicht geglaubt, wenn ich ihm alles erzählt hätte.

Zögernd ging ich zur Küchentheke und mein Blick fiel nüchtern auf den großen, weißen Zettel dort. Mein Magen krampfte sich sofort zusammen und ich fühlte den brennenden Schmerz frischer Tränen.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt