Kapitel 26 - Alltagsbewältigung

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Müde schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf zurück. Der Einkauf im Laden in der Stadt war anstrengend gewesen und die Sonne blendete mich. Als ich merkte, dass ein Schatten über mir war, blinzelte ich verwirrt. Als ich meine Augen aufschlug, stand Herr Raber über mir und sah mich desinteressiert an. Erschrocken fuhr ich zusammen und sprang auf.

„Was wollen Sie?!", fragte ich entsetzt und packte meine Tasche.

„Bin nur vorbeigelaufen", meinte er gelangweilt. Ich beruhigte mich etwas und wandte mich wortlos zum Gehen. „Wo willst du hin?", fragte Herr Raber und ich drehte mich verwirrt zu ihm um. Warum wollte er nur immer etwas von mir, wenn ich in der Stadt war?

„Ich gehe nach Hause", sagte ich. Meine Beine fühlten sich schwer an und ich war müde, also setzte ich meinen Weg schweigend fort, meine Beine ließen sich fast nicht beim Laufen anheben, als ich auf einmal meinen Namen hörte.

„Melanie!" Ich versteifte mich und drehte mich zu meiner Linken. Ich sah Kjell auf mich zulaufen. Na toll. Der hatte mir gerade noch gefehlt. „Was machst du hier mit dem Hausmeister?", fragte er vorwurfsvoll, als er bei mir war und Herr Raber schloss zu uns auf, während er Kjell argwöhnisch betrachtete.

„Er ist nur vorbeigekommen, ich mach mit ihm hier gar nichts", betonte ich langsam. Wieso verhielt sich jeder immer so eifersüchtig? Kjell wollte meine Hand nehmen, aber ich zog sie etwas aus seiner Reichweite. Fragend sah er mich an.

„Müssen wir etwa unsere Übungen nochmal wiederholen? Du wirst rückfällig. Dabei haben wir solche Fortschritte gemacht", meinte er streng und verschränkte seine Arme. Wütend sah ich zu Kjell. Warum nervte er mich nur immer mit diesen Übungen? Als wollte er mich testen.

„Ich will keine Übungen mit dir machen, Kjell", sagte ich einfach nur und wollte endlich gehen. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe noch etwas zu erledigen." Kjell war sprachlos.

„Ah, bevor ich's vergesse", meinte auf einmal Herr Raber und kramte in seiner Tüte herum. Ich drehte mich verwirrt zu ihm um. „Hier", meinte er und reichte mir einen Osterhasen. Oh nein.

„Ä-Äh ... ."

„Ist mir gerade so in den Sinn gekommen, jetzt wo doch Ostern war", meinte er und sah auf sein Handy, während Kjell ihn wutentbrannt musterte.

„Man nimmt nichts von Fremden an, Melanie!", belehrte er mich. Er schien mir den Hase aus der Hand reißen zu wollen. Ich drehte mich zu dem Hausmeister.

„D-Danke ...", brachte ich hervor und ich meinte es tatsächlich ehrlich. Er konnte nett sein, wenn er wollte. Ich wollte ihn nicht einfach so ohne etwas anderes gehen lassen. Schnell kramte ich in meiner Tasche herum, bis ich einen Pfirsich in der Hand hatte. „Hier", sagte ich und reichte ihm die runde Frucht. Erstaunt sah er auf.

„Ein Pfirsich?", fragte er sichtlich verwirrt.

„Ich habe leider keine Schokolade. Aber als Dankeschön für den Hasen", erklärte ich. Mir war das furchtbar peinlich und ich merkte, wie mir schrecklich heiß im Gesicht wurde.

Herr Raber wollte gerade etwas sagen, als ich einen zweiten Pfirsich nahm und ihn Kjell unter die Nase hielt.

„Für dich auch", sagte ich. Er hatte mir immerhin auch einen Hasen geschenkt und ich wollte nicht unfair sein. Kjell sah mich mit roten Wangen erstaunt an und nahm ihn dann.

„D-Danke", stotterte er, schien aber dennoch nicht sonderlich begeistert über den Pfirsich zu sein. Ich merkte das und das war mir noch peinlicher. Sofort wurde ich rot und senkte meinen Blick.

„Freak!", hörte ich plötzlich über den gesamten Platz. Ich sah mich um, dieses Mal noch weniger erfreut, aber seltsam unberührt, und sah Felix kommen. „Verschenkst du etwa Obst? Hoffst du etwa, damit öfter flachgelegt zu werden?", fragte er hämisch lächelnd und Kjell sah ihn giftig an. Wütend verdrehte ich meine Augen.

Enslaved I - For EternityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt