Kapitel 36

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Es ist eine ganze Woche vergangen und alles ist momentan ziemlich ruhig. Ob das die Ruhe vor dem Sturm ist, wird sich dann erklären, wenn meine Mum mir die Post zu Travis nach Hause bringt.

Wir haben uns ausgesprochen und sie findet auch das Dad's Reaktion zu heftig ist, aber leider kann sie nichts dagegen machen. Er droht ihr eine Scheidung, wenn sie mich in die Wohnung lässt. Krank, ich weiß.

Sie hat mir verziehen und sich tausendmal bei mir entschuldigt das sie auf Dakota gehört hat. Außerdem hat sie mir noch gesagt, dass Dad und sie meine Suspendierung auf drei Wochen reduzieren konnten. Das heißt, dass ich auf alle Fälle meine Prüfungen schreiben darf.

Bald hat alles ein Ende. Ich spüre es.

In den letzten zwei Wochen habe ich extrem wenig geschlafen und gegessen habe ich auch sehr wenig, was man mir auch ansieht. Ich habe deutlich an Gewicht verloren, was nicht mehr so schön aussieht. Von meinen tiefen Augenringe will ich erst gar nicht anfangen. Ich kann nur darauf hoffen, dass auch dies bald besser werden wird.

Ich setze mich im Bett auf, als Travis ins Zimmer kommt und sich lächelnd neben mich setzt. Er begrüßt mich mit einem Kuss auf die Wange. Daraufhin legt er mir meine Post auf den Schoß. Langsam gehe ich diese durch und reiße überrascht meine Augen auf.

«Stanford?» frage ich verwirrt, doch erinnere mich dann, dass ich mich aus Spaß dort auch beworben hatte. Auf gar keinen Fall würde ich ein volles Stipendium kriegen, aber ich hatte mein Glück versucht. «Bestimmt eine Absage.»

«Mach doch mal auf. Vielleicht bist du drin.» sagt mein bester Freund ermutigend. Soll ich aufmachen? Es ist bestimmt eine weitere Enttäuschung und ich hatte genug davon in den letzten Tagen. «Später.» sage ich deshalb und gucke mir die anderen Briefe an. Ich habe einen von der Bank, bestimmt meine letzten Kontoauszüge. Meine Eltern hatten mir nämlich vor einem Jahr ein Konto angelegt auf das sie jeden Monat etwas Geld überweisen.

Außerdem habe ich von der Polizei und der Schule einen Brief erhalten. Seufzend öffne ich erst den von der Schule und lese es mir in Ruhe durch. Glücklicherweise steht nur drin, dass ich nächste Woche wieder in die Schule darf. Wenigstens eine gute Nachricht. Der Brief von der Polizei ist über den Gerichtstermin, der in vier Tagen ist. Ich werde aussagen müssen.

«Keine Sorge. Ich komme mit dir.» höre ich Travis sagen. Er hat den Brief mitgelesen und hat vermutlich meinen Blick gesehen. «Danke.» Ich umarme meinen besten Freund.

«Na los. Jetzt mach endlich den Brief von der Stanford auf.» Ich löse mich lachend aus der Umarmung.

«Du bist ja viel neugieriger als ich.» lache ich, während ich den Brief öffne und die Zeilen überfliege. Mir stockt der Atem. Ich lese den Brief noch ein zweites Mal durch, weil ich glaube das ich mich verlese, aber auch dieses Mal steht dasselbe drin. Fuck. Ich glaub's nicht. Unerwartet fange ich an zu kreischen und springe vom Bett, wobei ich noch ein letztes Mal die Zeilen überfliege.

Das kann nicht sein.

«Travis! Ich bin drin. Ich hab ein Vollstipendium!» schreie ich und umarme meinen besten Freund so fest, wie seit langem nicht mehr. Dabei verliere ich aus Freude ein paar Tränen.

Travis hebt mich hoch, während er mich umarmt und mir gratuliert. «Ich bin so stolz auf dich.» Aus Freude küsse ich die beiden Wangen von meinem besten Freund und lächele ganz breit.

«Alles wendet sich wieder dem Guten, Travis. Alles wird bald besser.»

-

Vier Tage später sitze ich mit meinen Eltern im Auto. Mein Vater fängt endlich wieder an mit mir zu sprechen, aber besonders begeistert ist er nicht von mir.

Ich habe Angst vor dem Gerichtsverfahren heute. Noch nie bin ich in solch einer Situation gewesen. Außerdem weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn ich Matteo wieder sehe. Das letzte Mal als ich ihn sah, hat er fast mit mir Schluss gemacht.

Ich will bei ihm sein. Ich will das er mich hält und mich küsst. Mir sagt das er mich liebt, mich anlächelt. Ich will das wir uns necken und ich ihn fertig mache, weil er ein Referendar ist. Ich will das alles so wie früher wird.

Jedoch wird nichts so wie früher, wenn er fünf Jahre kriegt und ich in wenigen Monaten in der USA bin. Er wird vermutlich denken das ich ihn nicht besuchen will, aber ich konnte ihm noch nicht sagen das ich zur Stanford gehe. Nichtmal meine Eltern wissen es. Nur Travis weiß Bescheid.

Eine Stunde vergeht und wir sitzen mittlerweile im Gerichtssaal. Travis und Samuel sind auch hier, da sie aussagen müssen. Ich glaube sogar, dass ich auch Dakota gesehen habe. Mein Direktor befindet sich ebenfalls hier.

Da meine Eltern Matteo angezeigt haben, sitze ich mit ihnen zusammen bei unserem Anwalt, dort wo eben die Leute sitzen die Kläger sind. Gott, ich bin so unerfahren in diesem Bereich, dass ich nichtmal weiß was jetzt passieren wird. Ich weiß nichtmal, warum ich hier sitzen muss obwohl ich nichtmal diese Anzeige erstattet hatte.

Kurze Zeit später wird Matteo mit ordentlicher Kleidung und Handschellen reingebracht. Meiner Meinung nach sind diese Handschellen total überflüssig, aber hier fragt ja niemand nach meiner Meinung. Mein Freund will mich anlächeln, aber sein Anwalt sagt ihm etwas, weshalb er sein Gesicht direkt nach vorne dreht. Enttäuscht lasse ich meine Schultern hängen.

Nach der Begrüßung vom Richter nehme ich kaum noch etwas wahr. Es ist zwar so das ich anwesend bin, aber mein Kopf macht das was er will. Ab und zu höre ich wie mein Anwalt etwas sagt, woraufhin Matteo's Anwalt einen Einspruch erhebt. Das geht solange weiter, bis meine Freunde nach und nach in den Zeugenstand gerufen werden. Travis und Samuel decken natürlich meinen Rücken. Sie sagen, dass es eine freiwillige Beziehung war und das keinerlei Zwang von unserem Lehrer kam. Dakota sagt zwar das selbe, aber sie sagt auch das sie denkt, dass ich gezwungen wurde. Sie widerspricht sich quasi selber.

Eine gute Stunde später werde ich in den Zeugenstand gerufen. Meine Beine zittern als ich aufstehe und mir wird ganz schwindelig. Ich will einen Schritt machen, aber kippe fast um. Unser Anwalt hält mich noch rechtzeitig fest. Besorgt verlangt er nach einer Flasche Wasser.

«Wir können eine Pause einlegen.» ruft der Richter, weil er sieht das es mir nicht so gut geht. Ich will widersprechen, aber traue mich nicht. Vermutlich ist eine Pause wirklich das was ich brauche.

Wir dürfen den Saal verlassen.

Mein Kopf sagt mir, dass ich auf die Toilette soll, weil mir ebenfalls kotzübel ist. Aber mein Herz sagt mir, dass ich irgendwie mit Matteo reden soll.

Jedenfalls gewinnt dann doch mein Kopf und ich gehe mit schnellen Schritten auf die Toilette. Genau in der Minute, wo ich vor einer Kloschüssel stehe übergebe ich mich.

Dieser Tag ist der schlimmste in meinem Leben.

A/N:
Ich habe nicht wirklich viel Ahnung von Gerichtsverfahren. Ich kenne sowas nur von Filmen oder Serien, deshalb bin ich auch nicht ins Detail gegangen. Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen.

Ich habe auch noch eine traurige Nachricht die ich euch mitteilen muss.

Wenn alles nach Plan läuft, dann folgen jetzt die letzten 4 Kapitel. Das heißt Kapitel 40 wird das letzte sein, wenn ich es schaffe. Wenn nicht dann vermutlich Kapitel 45.

Es ist echt schwer sich von dieser Story zu verabschieden, aber leider hat alles irgendwann ein Ende. :(

illegal love | ✓ #wattys2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt