Kapitel 37 (Matteo's Sicht)

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Ich habe eine Lesenacht geplant, in der ich nun die letzten drei Kapitel vor dem Epilog veröffentlichen werde.

Dies ist das erste Kapitel der Lesenacht.
Es folgen noch um 22:30 Uhr und um 23:30 Uhr die letzten beiden vor dem Epilog.
Den Epilog veröffentliche ich erst morgen oder übermorgen.
Ich hoffe es gefällt euch! Viel Spaß!
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Es ist bestimmt glasklar, dass ich mir Sorgen um mein Mädchen mache. Sie ist buchstäblich in die Richtung der Toiletten gelaufen mit einem kreidebleichen Gesicht. Ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass sie sich gerade wahrscheinlich die Seele aus dem Leib kotzt.

Die Pause, die der Richter verkündet hat, endet in fünf Minuten und meine Emery ist noch immer nicht hier. Hoffentlich geht es ihr gut.

Im Moment würde ich alles, wirklich alles, tun um sie in meinen Armen zu halten und ihren Duft zu genießen. Auch wenn es nur für zwei Minuten sind will ich sie festhalten. Ich vermisse sie so sehr, dass es fast schon schmerzt. Und ich weiß, dass es noch schlimmer wird wenn ich im Knast sitze.

Mein Anwalt ist sich mittlerweile sicher, dass ich nicht weniger als fünf Jahre kriege. Nicht unser Altersunterschied ist das Problem. Das einzige Problem ist das ich ihr verdammter Lehrer bin. Theoretisch bin ich noch kein richtiger Lehrer, aber alleine das ich in diese Richtung gehe reicht aus um mir fünf Jahre zu geben.

Ich werde Emery verlassen müssen. Ich will es nicht, auf gar keinen Fall. Ich weiß nichtmal ob ich es kann, aber es ist das beste für sie. Sie soll nicht fünf Jahre ihres Lebens verschwenden um auf einen Kerl wie mich zu warten.

Ich will das mein Mädchen ihre besten Jahre ausnutzt und sich gehen lässt. Sie soll das beste aus ihrem Leben machen.

«Mr. Coleman! Es geht weiter.» nehme ich die Stimme von meinem Anwalt wahr. Automatisch dreht sich mein Kopf zu ihm und ich nicke. Erst, als wir wieder in den Saal gehen, bemerke ich das Emery mit verweintem Gesicht neben Travis hergeht. Wann ist sie wieder gekommen? Ich war wohlmöglich zu sehr in Gedanken versunken.

Jeder setzt sich wieder an den rechtmäßigen Platz. Mein Mädchen wird erneut in den Zeugenstand gerufen und diesmal schafft sie es mit selbstbewussten Schritten. Stolz lächele ich sie an, was sie aber nicht sieht. Sie ist viel zu nervös. Das erkenne ich daran, weil sie an der Kette spielt die ich ihr damals gekauft habe. Außerdem beißt sie sich in ihre Unterlippe. Das macht sie nur wenn sie überfordert oder halt nervös und ängstlich ist.

Als sie sich hinsetzt, sieht Emery für einen kurzen Moment zu mir. Bevor sie wegsieht, sage ich lautlos «Ich liebe dich.» damit sie ich ein wenig entspannt und die Fragen vom Richter vernünftig beantworten kann. Sie atmet erleichtert aus und lächelt mich an.

Gott, ich liebe sie so sehr.

Der Richter räuspert sich. Mein kleiner Lockenkopf muss schwören, dass sie die Wahrheit sagen wird. Apropos Lockenkopf.. Sie hat ihre Haare heute zu einem schönen Dutt hochgesteckt, wobei ihr rechts und links dennoch ein paar Locken rausfallen. Sie sieht erstens super heiß aus mit ihren eleganteren Klamotten und zweitens ist sie gerade einfach nur niedlich. Wow, ich höre mich an wie ein pubertierender Teenager, aber es ist die Wahrheit. Ich hab solch ein Glück gehabt sie meine Freundin zu nennen. Zwar konnte ich nie mit ihr angeben, all meinen Freunden sagen das sie meine Freundin ist... Aber sie war es.

Ich bin so sehr von ihrer Schönheit geblendet, dass ich fast nicht mitkriege, was der Richter meinem Mädchen fragt. Ich schüttele meinen Kopf um meine Gedanken wieder zusammenzureißen und höre nun aufmerksam zu.

«Ms. Harper, würden Sie behaupten das Ihre Beziehung zu Mr. Coleman beidseitig war?» Diese Frage ist total überflüssig, denn jeder in diesem Raum (außer die bescheuerte Polizei) hat es endlich eingesehen das wir uns lieben und diese Beziehung ganz und gar nicht von meiner Seite aus gezwungen wurde.

«Ja, euer Ehern. Ich war freiwillig mit ihm zusammen.» antwortet sie mit zittriger Stimme. Ihre Hand wandert erneut zu der Kette und ich sehe wie sie tief ein und aus atmet.

«Ist Ihnen bewusst gewesen auf was Sie sich einlassen?» Emery schaut mich an und ich erwische sie mit einem Lächeln im Gesicht. Auch der Richter bemerkt, dass sie mich anlächelt. «Ja. Ich war mir im Klaren, dass er unser neuer Referendar war.»

Der Richter schaut kurz grübelnd in seine Unterlagen. «Laut Mr. Coleman's Aussage die vor einigen Tagen aufgenommen wurde, hatten sie beide noch keinen Geschlechtsverkehr. Würden Sie diese Aussage beglaubigen?» Mit roten Wangen nickt sie.

«Ja, euer Ehren. Matteo und ich hatten keinen Sex.» Ja, weil wir wegen ihrer dummen Freundin keine Möglichkeit dazu hatten. Shit! Reiß dich zusammen Matteo. Denk jetzt nicht daran, wie gut der Sex mit Emery gewesen wäre.

«Das ist gut, Mr. Coleman. Das belastet ihre Strafe weniger.» flüstert mir mein Anwalt zu. Genervt verdrehe ich unauffällig meine Augen.

Emery räuspert sich. «Euer Ehren, ich wollte sagen das alles was mit Matteo zu tun hat, freiwillig von mir aus kam. Er hat mich zu nichts gezwungen. Mir ist klar gewesen auf was ich mich einlasse und wie es für uns beide hätte enden können. Ich bin mit ihm zusammen, weil ich ihn liebe und wie jeder hier in diesem Saal weiß, kann man sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt. Ich hatte nie gewollt, dass das so endet. Zwar wusste ich das diese Beziehung keine Zukunft hat, aber ich konnte nichts gegen meine Gefühle tun.» spricht sie mit Tränen in den Augen und versucht sich zusammen zu reißen. Am liebsten würde ich sie jetzt trösten. Ihr sagen das alles gut wird und nichts ihre oder meine Schuld war.

Wir sind einfach zwei Menschen, die sich im falschen Zeitpunkt begegnet sind. Wären wir uns in zwei oder drei Jahren auf einer Straße über den Weg gelaufen, wäre vermutlich alles anders gewesen. Vielleicht sind wir auch in einem Paralleluniversum gleich alt und endlos glücklich mit unseren Ringen am Finger.

Denn ich schwöre bei allem was mir heilig ist, ich würde dieses Mädchen.. diese junge Frau (wenn möglich) in ein paar Jahren heiraten.

Fuck, ich liebe sie so sehr... Ich kann es nichtmal in Worten beschreiben. Sie hat sich mit ihrer rebellischen Art so raffiniert in mein Herz geschlichen das ich nichtmal weiß wann ich mich in sie verliebt habe. Ab diesem Moment, in dem sie zu spät in meinen Unterricht gekommen ist.. in diesem Moment habe ich gewusst, dass sie mir den Kopf verdrehen wird.

Sie nun verlassen zu müssen bricht mein Herz in tausend kleine Stückchen. Andererseits bin ich mir bewusst das es so besser für sie wird. Sie soll ganz in Ruhe ihren Abschluss machen, dann soll sie an ihre Traumuni gehen und sich in ihren Projektpartner verlieben. In fünf Jahren ist meine Emery schon 22 Jahre jung und ich will das sie ihre Tage bis zu ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag mit voller Elan und Glück lebt. Sie soll nicht an mich denken und somit fünf Jahre verschwenden.

Diese Ganzen Gedanken überfluten mich völlig. Dieses Gefühlschaos in meinem Inneren sorgt dafür, dass ich meine Mauer nicht mehr länger halten kann. Still erlaube ich mir selber endlich loszulassen. Meine Tränen kullern wortwörtlich meine Wangen herunter und ich halte mich nicht auf. Es ist okay Schwäche zu zeigen.

Ich habe nämlich die wichtigsten Dinge in meinem Leben verloren. Meine Freiheit und mein Mädchen.

Emery's honigbraune Augen sind nun auch glasig. Nach einer weiteren Frage die vom Richter kommt, darf sie sich wieder zu ihrem Anwalt setzen. In wenigen Minuten wird das Urteil fallen und mein Herz pocht wild. Ich habe Angst.

«Also gut. Nach vielen Argumenten und Sichtweisen darf ich nun bekannt geben wie Matteo Coleman's Strafe aussieht.» Ein Blick zu Emery verrät mir das sie ebenfalls anfängt zu weinen. Ihre Mum (zumindest glaube ich das es ihre Mum ist) legt tröstend einen Arm um sie.

«Matteo Coleman wird, aufgrund einer Beziehung mit einer minderjährigen die zugleich seine Schülerin ist, mit einer Strafe von 5 Jahren verurteilt. Somit ist der Fall abgeschlossen.»

illegal love | ✓ #wattys2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt