3. AUSGELAUGT

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DAMIAN

Schon eine ganze Weile sitze ich hinter meinem Massiven Mahagoni Schreibtisch und beobachte, auf den Überwachungsschirm, die Bar. Obwohl heute Dienstag ist, ist der Club gut besucht und mein Personal hat einiges zu tun. Tom hatte mich bereits Informiert, dass er noch jemanden zusätzlich Eingestellt hat.
Ich habe ihn als meinen besten Freund und langjährigen Angestellten die Entscheidungen über die Personalbesetzung der Bar überlassen. Bis jetzt hat er ein gutes Gespür. Kim und Cassy stecken ihr Herzblut in meinen Club. Die Gäste lieben sie, auch wenn Cassy manchmal zu weit geht.
Doch die neue, die ich seit einer halben Stunde beobachte, ist anders. Etwas an ihr, lässt mich aufhorchen. Sie ist hübsch obwohl sie für meinen Geschmack zu dünn ist. Ihr langes braunes Haar trägt sie zu einem hohen Pferdeschwanz und in der engen Jeans zeichnet sich ein perfekt geformter Po ab.
Doch ihre Art, wie sie Tätigkeiten ausführt, lässt mich die Stirn runzeln. Mit einer fast schon Zwanghaften Perfektion, poliert sie Gläser und stellt sie anschließend akkurat ins Regal zurück. Wie sie die Zitronen schneidet, als hätte sie ein Maßband benutzt. Oft wirkt sie ganz wo anders.

Ich schüttle den Kopf um nicht darüber nachzudenken und widme mich wieder den Unterlagen vor mir. Rechnungen müssen bezahlt werden, Gehälter überwiesen und ich brauch noch eine neue Security Firma.
Jacks macht seinen Job sehr gut und ich bin froh ihn zu haben. Doch an guten Tagen schaden ein oder zwei Männer mehr im Club nicht. Zum Schutz meiner Mitarbeiter und der Gäste. Wenn der Alkohol fließt, vergessen viele ihre Manieren und randalieren oder fangen Schlägereien an. Das Schadet nicht nur meiner Einrichtung, sondern auch meinem Ruf. Und diesen habe ich mir in den letzten fünf Jahren hart erarbeitet.
Meine Gäste fahren meist weite Wege um ins "Eclipse de Sol" zu gelangen. Am Wochenende ist oft so viel los, dass die Schlange vor dem Club hunderte Meter weit reicht. Ich habe schon über eine Erweiterung nachgedacht. Momentan begutachte ich neue Etablissement in Innenstadt nähe. Aber das ist alles noch in Ferner Planung.
Erst muss ich meine Probleme beseitigen, bevor ich diesen Schritt gehe.

Zwei weitere Stunden später hänge ich immer noch über dem ganzen Papierkram. Ein Blick auf den Bildschirm zeigt mir, dass alle Gäste gegangen sind. Die Lichter sind aus und nur noch hinter der Bar wird gearbeitet. Ein klopfen an der Tür lässt mich aufhorchen und ich weiß, dass es Jacks mit den Tageseinnahmen ist.
„Ja." Meine Stimme klingt rau und ich spüre selbst die Müdigkeit in meinen Knochen. Jacks streckt seinen Kopf zur Tür herein und ich sehe kurz auf.
„N'Abend Boss." Ich winke ihn heran und er legt mir die silberne Schriftkassette auf den Tisch. Bevor er wieder verschwinden kann, halte ich ihn auf.
„Warte kurz." Fragend dreht er sich um. „Wie ist die neue an der Bar so?" Stirnrunzelnd blickt er mich an.
„Emilia? Mmh, ganz ok. Etwas ruhig aber sonst recht nett. Warum? Findest du sie scharf?" Er lacht, wobei man seine weißen Zähne erkennen kann.
„Ich habe ein Interesse wer bei mir arbeitet, nicht an einen Fick." Antworte ich ihm etwas zu Schroff. Jacks lächeln verblasst und er räuspert sich schnell.
„Sorry Boss. War nicht so gemeint." Müde reibe ich mir über die Augen. Die ständigen kurzen Nächte zerrten an mir und dass an meinen Mitarbeitern auslassen ist nicht meine Art.
„Mir auch." Ich blicke wieder auf meinen Tisch, als ich das klicken der Tür höre. Vielleicht sollte ich doch für heute Schluss machen um wenigstens ein bisschen zu schlafen. Doch ich weiß, dass es wieder nur knappe vier Stunden werden. Daher beschließe ich noch eine Weile hier zu bleiben und die Angebote nahe gelegener Getränkehändler zu vergleichen.

Nach weiteren zwei Stunden schleppe ich mich Müde und ausgelaugt in meine Wohnung. Die Sonne ist bereits wieder am Aufgehen und draußen zwitschern die Vögel lautstark um die Wette. Meine Beine tragen mich gerade noch so.
Die geräumige Loft Wohnung besteht aus zwei Etagen und das meiste habe ich selbst gemacht. Im unteren Teil ist ein großes Wohnzimmer, mit einer weißen Couch auf einem weichen Teppich. Ein großer Flachbildschirmfernseher hängt an der gegenüberliegenden Wand.
Eine Fensterfront erstreckt sich über die Komplette Ostseite des Hauses. Meter hohe Fenster lassen die ersten Sonnenstrahlen herein und genüsslich schließe ich die Augen.
Ich öffne eine der Terrassentüren und trete auf meine geräumige Dachterrasse hinaus. Ein kleiner Tisch mit Sonnenschirm und Stühlen steht direkt am Steingelände. Zwei Liegen neben einer großen Topf Palme. Ich fühle mich hier draußen immer am Wohlsten. Ich atme die Kühle Morgenluft ein, bevor ich die Augen wieder öffne. Mein Blick gleitet über den Park, der direkt vor mir liegt. Wie mein Club ist auch meine Wohnung außerhalb von New York. Ich habe das rege Treiben in der Stadt nie gemocht. Doch ich wollte raus aus meinem Wohnort. Wollte neu anfangen. Warum nicht hier in der Stadt die niemals schläft.
Ich hatte damals mein ganzes Erspartes in die Investition des alten Zwölfstöckigen Bürogebäudes gesteckt und daraus mehrere Moderne Wohnungen gewonnen. Da der Wohnraum in New York knapp ist, hatte ich schnell einige Interessenten gefunden. Einige der Wohnungen habe ich direkt verkauft und nur vier in den oberen Etagen Behalten. Mittlerweile kann ich sehr gut mit den Einnahmen der Mieter leben und mein Club ist angesagter als je zuvor, dass wir sogar unter der Woche Gewinn machen.

Mein Vater hat immer verachtet, was ich aus meinem Leben gemacht habe. Er hatte andere Pläne für mich und wollte, dass ich seine Firma übernehme. Doch es war mir egal. Ich bin schon lange nicht mehr Teil seines Lebens und habe für mich selbst entschieden.
Ich lächle über die Erinnerung, bevor ich mich wieder hineinbegebe und die Türen hinter mir schließe.
Der dunkel graue PVC Boden in Fliesenoptik passt perfekt zu der Meter Hohen Wand aus Beton. Mein Blick gleitet in meine offene Küche. Modern mit weißen Hochglanz Schränken und einer, in der Mitte stehenden, Kochinsel. Barhocker stehen an einer Theke und im hinteren Teil habe ich noch einen großen Esstisch, den ich kaum benutze. Meist esse ich an der Theke oder im Club, da ich mich eh die meiste Zeit dort aufhalte.

Ich wende mich der offenen Treppe zu, die auf eine Galerie führt. Langsam betrete ich die Steintreppe, die aus dem Gleichen Boden wie der Rest besteht. Oben angekommen schleppe ich mich in mein Badezimmer.
Der große Spiegel zeigt wie fertig ich mich fühle. Schnaufend ziehe ich mir mein schwarzes Hemd aus und werfe es in den Wäschekorb. Ich habe eine Putzfrau die dafür sorgt, dass meine Wohnung nicht im Chaos versinkt und das ich immer frisch gewaschene und gebügelte Hemden im Schrank hängen habe. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.
Ich bin kein Ordentlicher Mensch, was Hauptsächlich daran lag, dass es meine Mutter war. In meinem Elternhaus, war Dreck nicht erwünscht und Unordnung wurde regelrecht unterdrückt. Es war immer Penibel sauber.
Vielleicht wurde ich deswegen auf die Neue an der Bar aufmerksam. Sie ist ebenfalls sehr akkurat und penibel. Irgendein Gefühl sagt mir, dass ich sie vorerst im Auge behalten werde.

Ich spritze mir aus dem Beton Waschbecken Wasser ins Gesicht um mich ein wenig Lebendiger zu Fühlen. Doch es hilft nicht. Seit Wochen schlafe ich schlecht bis kaum. Und dann werde ich oft nachts durch Alpträume geweckt.
Ich blicke in die leeren dunklen Augen meines Spiegelbildes. Wie konnte es so weit kommen, dass ich nur noch ein Schatten bin. Ich schüttle den Kopf, da ich die Antwort kenne. Aber das warum fehlt mir immer noch.
Schnaufend stoße ich mich vom Waschbecken ab. Der schwarze Fliesenboden spiegelt meine momentane Stimmung wider.
Träge schleppe ich mich in mein Schlafzimmer. Das große Bett ist frisch bezogen. Ein kleiner Ankleideraum mit meinen Hemden, ist hinter einer Wand versteckt. Ich habe die Wand damals rein gezogen um einen Begehbaren Kleiderschrank daraus gewonnen. Frauen flippen immer aus, wenn sie so etwas sehen, aber seid ihr war keine Frau mehr hier.
Seid ihr ist alles anders.

Seufzend ziehe ich die schwarzen Vorhänge zu, damit mich die Sonne nicht blendet. Die Dunkelheit lässt mich ruhiger werden. Schnell schlüpfe ich aus meiner Hose und lege mich in mein weiches Bett. Genüsslich stöhne ich, während ich mich in die Kissen drücke. Meine Augen fallen zu und schnell überkommt mich ein Unruhiger Schlaf.

ZERRISSEN - Zwischen Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt