11. MÄDELSABEND

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EMILIA


Oh wie peinlich. Immer noch mit rotem Kopf, stehe ich vor meinem Chef. Die junge Bardame quiekt abermals eine Entschuldigung, bevor sie mit rotem Kopf den Keller verlässt.
Ich vernehme ein tiefes lachen hinter mir.
Oh mein Gott.
Es jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken und schießt mir direkt zwischen die Beine. Warum hat Damian so eine Anziehungskraft auf mich? Ich wende mich ihm wieder zu. Wie zuvor sitzt er auf einer leeren umgedrehten Getränkekiste. Sein Arm lässig auf sein Knie gestützt, blickt er zu mir hoch. Seine Lippen, die ich immer noch auf meinem Schmecken kann, sinnlich zu einem Lächeln verziert. Einige Haarsträhnen hängen ihm frech in die Stirn. Seine dunklen Augen wandern über mein Gesicht um anschließend meinen Körper zu erforschen.
Er ist ein Attraktiver Mann, das kann ich nur bestätigen. Besonders wenn er lächelt. Seine Statur ist groß und muskulös. Das schwarze Hemd passt ihm perfekt und zeigt an einigen Stellen seine sonnengebräunte Haut. Wenn er sich Bewegt, spannt es an seinen Muskulösen Armen und Brust. Meine Phantasie geht mit mir durch und die Vorstellung ihn nackt zu sehen, lässt mir eine Gänsehaut wachsen. Wie er wohl im Bett ist?
Ich schüttle mich innerlich um den Gedanken meines nackten Chefs zu verdrängen.
Als mich Kim heute abgeholt hat, dachte ich nicht, dass es in einer wilden Knutscherei endet.
Im Keller. Mit meinem Chef.
Abermals schüttle ich mich. Was habe ich mir dabei gedacht? Vor noch keinen zehn Minuten habe ich ihn gedanklich noch als Arsch betitelt. Ich wollte oben höflich sein und mich normal mit ihm unterhalten. Doch er hat mich einfach ignoriert. Und dann noch sein Ausbruch. Ich weiß ja, dass er sauer auf mich ist, bezüglich meiner Lüge, aber für so nachtragend habe ich ihn nicht gehalten.
Abermals wandern meine Gedanken zu unserem Kuss.
Bis auf Jason habe ich noch nie jemanden geküsst. Doch bei Damian fühlte es sich anders an.
Besser. Ein Kribbeln durchläuft meinen Körper und ich spüre ein angenehmes ziehen zwischen den Schenkeln. Es war einfach atemberaubend. Ein Gefühl des Schwebens. Also zurück zu meiner Frage. Was habe ich mir dabei gedacht?
Nichts.
Und das tut richtig gut, mal nicht alles haargenau zu durchdenken.
Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Damian sitzt immer noch vor mir und ebenfalls lächeln erhebt er sich. Langsam, wie ein Jäger auf seine Beute, schleicht er auf mich zu. Als er direkt vor mir zum Stehen kommt lege ich meinen Kopf in den Nacken um ihn weiterhin in diese faszinierenden Augen blicken zu können. Er streckt seine Hand nach mir aus und berührt meine Wangen. Kurz schließe ich meine Augen um das Gefühl, dass er mir dabei gibt, zu halten. Als ich sie wieder öffne, sehe ich dasselbe Verlangen, in seinen Augen, wie zuvor. Die Vorstellung mit ihm zu schlafen, mich ihm hinzugeben, macht mich einerseits scharf, andererseits macht es mir Angst. Ich bin innerlich zerrissen. Was ist, wenn alles wieder wie mit Jason endet?
Was ist, wenn ich mich wieder in jemanden täusche? Jemanden der mich wieder benutzt? Jemanden der mich wieder verletzt.
Langsam macht sich Panik in mir breit und mein einziger Gedanke ist Flucht.
„Es tut mir leid. Ich muss gehen." Ich nehme seine Hand von meiner Wange und blicke in sein wunderschönes Gesicht. Schnell drehe ich mich um und laufe durch den Gang nach oben.
„Emilia warte.... EMILIA." Ich höre ihn hinter mir rufen. Höre die Frage in seiner Stimme. Doch ich drehe mich nicht um. Ich bin noch nicht bereit jemanden ein weiteres Mal an mich zu lassen. Ein weiteres Mal diesen Schmerz zu ertragen. Dafür bin ich noch nicht stark genug.

Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach, obwohl ich heute frei habe. Damian tauchte in meinen Träumen auf und immer noch spüre ich das Kribbeln, dass er dabei auslöste.
Der Kuss geht mir nicht aus dem Kopf. Wie von selbst berühre ich meinen Mund. Immer noch prickeln sie angenehm und Bilder von Damian schießen mir durch den Kopf. Es hat sich so gut angefühlt seine weichen Lippen zu spüren. Seine Hände auf meinem Körper, die ihn erkunden. Es war wie eine sucht. Ich wollte mehr von dieser Droge. Mehr von diesem Gefühl die sie mir gab
Lächelnd erhebe ich mich und stapfe ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel, lässt mich erschrocken zurückweichen. Ein grinsendes Spiegelbild, mit leicht geröteten Wangen, blickt mir entgegen. Wann habe ich das letzte Mal so zufrieden ausgesehen? Mein Lächeln verblasst schnell. Ich hatte dieses Gefühl schon mal. Als ich Jason kennen lernte und mich in ihn verliebte.
Ich schüttle das beklemmende Gefühl ab und wasche mich schnell. Nachdem ich mich im Bad fertig gemacht habe, schlüpfe ich in warme Sachen. Heute bilden sich Wolken am Himmel und es sieht nach Regen aus. Daher beschließe ich etwas aufzuräumen und zu putzen.

ZERRISSEN - Zwischen Angst und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt