Ich traue mich nur nicht..

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LUCA POV.

„Kommst du mal bitte zu mir?" fragte ich sie. Charlie sah auf und rutschte zu mir. Ich atmete tief durch und nahm ihre Hand. „Charlie..wir müssen mal reden. Ich hab es ihm gesagt, nicht alles aber ich hab es ihm gesagt. Er meinte du brauchst mehr Hilfe, eine Tagesklinik vielleicht.." Ich sah die Kleine an und bereute das "Gespräch" sofort. In ihren Augen sammelten sich Tränen, ihr Atem verschnellerte sich in Sekunden. Sie atmete immer schneller und brüchiger. „Charlie..hey..shh" Ihr ganzer Körper zitterte. „Du darfst das nicht tun. Bitte.. Bitte Luca.."  war das einzige was sie rausbrachte. Charlie versuchte sich zu beruhigen, sie schaffte es aber nicht. Ich nahm sie einfach in den Arm. Ich drückte sie an mich, streichelte ihren Rücken und redete beruhigend auf sie ein. Es dauerte eine Weile bis sie sich beruhigt hatte aber sie hat es geschafft. „Bitte bring mich nicht dahin.. Bitte" flüsterte sie. Ich seufzte. „Ich werd dich nicht dorthin bringen aber dafür suchst du dir mehr Hilfe.."  Charlie senkte ihren Blick. „Für wen mach ich das alles überhaupt? Ich tu es nicht für mich.."            „Du machst es für ihn. Für deinen Daddy" antwortete ich ihr. Charlie sah mit Tränen in den Augen auf und lächelte gequält. „Ich weiß nicht einmal ob er das noch sein will.." murmelte sie, doch ich konnte sie verstehen. „Er will dein Daddy bleiben, ganz sicher. Marc liebt dich. Du bist doch sein kleines Mädchen"  Jetzt weinte sie endgültig. „Sein kleines Mädchen.." wiederholte sie mit hoher Stimme. „Marcs kleines Mädchen.." Ich drehte sie um und legte mich neben ihr auf mein Sofa. Eine Hand an ihrem Rücken, die andere unter meinem Kopf. Ich sah sie an. Seine Kleine. Seine Freundin. Ich sah jeder ihrer Tränen nach, bis sie auf den Stoff tropften. Jedes mal, wenn sie ihre Augen öffnet, kann ich alles sehen. Den ganzen Schmerz, die Trauer, die Wut, die Verzweiflung, ihre Liebe für ihn und noch ein kleines Stückchen Hoffnung. Sie hat trotz alledem immer noch Hoffnung. Eines von vielen Dingen warum ich sie so bewundere, warum ich sie liebe. Die Kleine war eingeschlafen und ich beobachtete sie noch etwas. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich nicht merkte, dass schon fast drei Stunden vorüber waren. Charlie weinte im Schlaf. Ich bekam Angst und machte mir Sorgen, deshalb weckte ich sie auf. „Hey Charlie..heyy" sagte ich immer wieder und rüttelte leicht an ihrer Schulter. Sie drehte sich um und wachte auf. „Endlich" schniefte ich. Sie hatte aber nicht aufgehört zu weinen. „Ich schaff das nicht mehr.." flüsterte sie und sah mich an. „Das ist alles zu viel..Ich schaff es nicht mehr. Ich kann nicht einmal mehr normal schlafen oder den Tag durch stehen" Ich setzte mich sofort auf um sie zu beruhigen, nahm ihre Hände in meine und legte ihren Kopf auf meine Brust. Die Kleine zitterte und löste sich Minuten später wieder von mir. Sie sah mich mit verheultem Gesicht an „Hilf mir.."  „Hilf mir zu gehen" Ich verstand sofort was sie meinte und wurde sauer und traurig. „Wie soll ich dir denn helfen?" stammelte ich.  „Gib mir was ich brauche um zu sterben, bring du mich um..hilf mir..bitte.."  Ich musste augenblicklich anfangen zu weinen. Ich wusste ja was sie meinte aber es zu hören, war nochmal etwas anderes. Charlie sah mich an. „Hilf mir.." Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief durch. „Ich..werde dir ganz bestimmt nicht dabei helfen..dich umzubringen!"  Sie nickte und sah nach unten. „Du kannst nicht sterben! Du kannst nicht einfach so gehen. Was ist mit mir? Was ist mit Marc? Was ist mit eurer Beziehung? Was ist mit deinem Bruder, deiner Mum...? Was ist mit deinem Herz? Du hast es ihm geschenkt..Du willst noch so viel machen. Denk daran was du dir alles wünschst! Du willst einen guten Abschluss schaffen, du willst in eine Wohnung ziehen und die Zeit ohne jemanden der dich nervt genießen. Du.. möchtest mit Marc zusammen sein..beim ihm bleiben und mit ihm zusammen leben. Du möchtest ein Kind haben oder zwei..du möchtest glücklich sein..mit ihm, mit deinem ‚Freund' "  Sie stand da. Tränen liefen ihr das Gesicht hinunter. Ihre Lippen und ihre Hände zitterten. „Ich wollte glücklich sein. Ich..ich wollte.. Daddyy" flüsterte sie und kippte um. Ich war noch rechtzeitig da, ehe ihr Kopf auf dem Boden aufschlug. Ich nahm Charlie hoch und legte sie dann auf meinem Bett ab. Ich setzte mich neben ihr, platzierte ihren Kopf in meinem Schoß und streichelte ihre Haare hinter ihr Ohr, bis sie aufwachte. Fast eine Stunde später wachte Charlie wieder auf und sah mich von unten an. „Heyy.." hauchte ich und lächelte sie an. Charlie sagte nichts, drehte nur ihren Kopf weg. „Wie lange war ich weg?"          „Fast eine Stunde"       „Gab es irgendwas während der Zeit?"  Ich wusste was sie meinte und beneinte es. Er hat nichts hören lassen. Sie seufzte. „Es tut mir leid.." entschuldigte ich mich. „Alles gut. Es ist überhaupt nicht wichtig..ich hab's akzeptiert.."           „Nein hast du nicht! Es ist nicht alles gut und du hast das auch nicht akzeptiert. Es ist sehr wichtig für dich. Du vermisst ihn"           „Lass mich doch in Ruhe! Ich vermisse ihn nicht! Ich hab es akzeptiert und es ist mir nicht wichtig!" schrie sie, doch am Ende ging es in ein Weinen über. Ich weiß, dass Charlie das einfach nur so sagt. Sie möchte nicht, dass es jemand weiß, dabei ist es doch so offensichtlich. „Rede mit ihm! Er liebt dich und du bist ihm wichtig!"          „Nein..Nein..Nein..Das merkt doch jeder, wie unwichtig ich ihm bin, dass er mich nicht mehr liebt, dass er unglücklich mit mir ist, dass..dass ich nicht genug bin..nicht gut..Er. Will. Mich. Einfach. Nicht. Mehr" lächelte sie und vergrub sich unter der Decke. Ich konnte hören, dass sie wieder weinte. Ich muss irgendwas machen, dass die beiden einfach mal miteinander reden, sich zusammen reißen und ihren Mund aufmachen! Ich seufzte, legte mich neben sie und fing an nachzudenken wie ich die beiden dazu bringen könnte..

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