„So denkst du?"

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Ich lief mit gesenktem Kopf und lauter Musik durch die Stadt. Es war Samstag und ich war in dem Teil der Stadt, indem sich wenige Menschen aufhielten. Ich steuerte einen kleinen See an und nahm schließlich auf einem kleinen Steinvorsprung platz. Es war mitte Januar und der Wind dementsprechend kühl. Ich zog die Kapuze ins Gesicht und nahm die Kopfhörer raus. Ich zog die Luft ein und beobachtete den See, die Gräser und hörte dem Wind zu. Nach einer Weile stand ich wieder auf, stöpselte die Kopfhörer ein, drehte die Musik auf und lief auf einen Wald zu. Kurz bevor ich ankam, erschrak ich jedoch, da mich jemand von hinten umarmt hatte. Ich machte schnell die Musik aus, steckte das Handy mit Kopfhörer in die Jackentasche und drehte mich um. „Leon? Was machst du hier?" fragte ich überrascht. „Ich war etwas draußen und hab dich hier gesehen. Da dachte ich mir, ich erschreck dich mal" Ich lächelte. „Das hast du gut geschafft" „Und was machst du so Charlie?" fragte Leon. „Ich musste etwas raus...Du weißt schon" seufzte ich. Er verstand und nickte. „Na dann komm ich mit" sagte er und griff nach meiner Hand. Ich erstarrte und zog sie zurück. „Charlie..es tut mir leid was ich letztens gemacht hab. Ich hätte das nicht tun dürfen. Bitte..." entschuldigte er sich. „Du hast mich angefasst und mir wehgetan...aber ich verzeih dir. Solange es nicht nochmal passiert!" „Wird es nicht. Versprochen!" Ich lächelte ihn an und fragte, ob wir in den Wald gehen können. Leon bejahte, griff nach meiner Hand und zog mich in den Wald. Er fing an zu rennen und zog mich hinter sich her. „Leon..warte! Ich kann nicht mehr. Du bist zu schnell" Auf einmal blieb er stehen und ich knallte mit voller Wucht gegen seinen Oberkörper, woraufhin wir beide auf den Boden fielen. „Auuu" zischte wir beiden auf. Er sah mich an und musste augenblicklich anfangen zu lachen. „Du bist doof" schmollte ich und schlug ihm auf die Brust. „Heyy!" rief er und sah mich gespielt wütend an. „Naww das kleine Baby ist sauer" lachte ich und versuchte aufzustehen. Leon griff jedoch nach meinem Arm und zog mich wieder runter. „Ich bin kein Baby! Ich bin immer noch größer und älter als du..und stärker" „Und hässlicher und dümmer..." zählte ich auf, stand auf und fing an zu lachen. „Jetzt reicht's aber" rief er und stand auf. Ich hörte auf und fing an vor ihm wegzurennen. Nach ein paar Minuten bleib ich aber stehen und schnaufte kurz durch. Ich konnte ihn nirgends sehen und dachte, ich hatte ihn angehängt. Leon aber stand hinter mir und als ich mich umdrehte, hielt er mich fest und fing an mich durchzukitzeln. „Lass mich..bitte.. komm schon" lachte ich und wandt mich unter ihm. Er ließ von mir ab, bleib aber auf mir sitzen. Ich atmete tief ein und wieder aus. „Du bist wunderschön, so wie du da liegst" „Ähmm kannst du aufstehen?" fragte ich ihn. „Natürlich" antwortete er, ging von mir runter und half mir auf. Ich seufzte enttäuscht. „Was ist denn?" „Jetzt sind meine Klamotten ganz schmutzig..und ich hab Blätter in den Haaren" „Awww..komm her ich helfe dir" sagte er und zupfte die Blätter aus meinen Haaren. „Fertig!" „Danke Leon" „Komm wir gehen wieder zu dem See" sagte er und lief gut gelaunt los. Ich klopfte meine Hose ab und ging ihm hinterher. Als wir aus dem Wald draußen waren, musste ich jedoch augenblicklich weinen. Er stand da.. und das war zuviel für mich. Ich hab mir so sehr gewünscht ihn zu sehen und jetzt ist er da. Ausgerechnet heute. Heute und jetzt. Ich weinte weiter und starrte ihn einfach an. Ich merkte wie Leon mich in den Arm nahm und mir etwas sagte. Ich konzentrierte mich aber nur auf ihn. Marc lief auf mich zu. Ich wandt mich aus Leons Armen und ging ebenfalls auf ihn zu. Einen halben Meter vor ihm, blieb ich stehen und sah auf den Boden. „Baby.." fing er an „warum bist du bei ihm?" „Wir sind uns über den Weg gelaufen und er hat mich auf andere Gedanken gebracht" „Auf andere Gedanken hm. Was wolltest du denn vergessen?" „Vergessen..Ich wollte für ein paar Minuten mal nicht daran denken, wie sehr ich dich vermisse, dich will, dich brauch, was du machst und dich liebe" Marc nahm meine Hand und zog mich an sich. „Und warum ausgerechnet er? Er hat dich angefasst und dir wehgetan!" knurrte er sauer. „Ich hab ihm verziehen" flüsterte ich. „Du....warum.." stammelte Marc. „Warum bist du eigentlich hier? Ich dachte du hast so viel Stress?" „Freust du dich nicht?" „Du glaubst nicht wie sehr ich mich freue.." „Aber?" „Mir geht's einfach nicht so gut" antwortete ich schnell und sah auf den Boden. „Und warum glaub ich dir das nicht?" sagte er und hob mein Kinn an. Ich weinte schon wieder und sah in seine Augen. Seine Augen..sie waren unglaublich schön und ließen mein Herz wärmer werden. Ich umarmte ihn einfach und sog seinen Duft ein. Marc roch so gut. Er legte seine Arme um mich und wartete bis ich aufgehört hatte. „Ähm Charlie..Leon ist immer noch da" Ich löste mich von ihm und drehte mich um. „Bin gleich wieder da" rief ich und lief los. „Leon. Was machst du jetzt?" „Ich werd nach Hause gehen" „Ok aber Pass auf dich auf" „Natürlich. Ich bin ja schon groß" lachte Leon und umarmte mich. „Du weißt er mag das ni..." „Ich liebe dich" unterbrach er mich. „Bis morgen Leon" Ich löste mich und sah ihn an, ehe ich mich umdrehte und zurück zu meinem Freund lief. Mittlerweile regnete es schon, ich nahm aber trotzdem Marcs Hand und zog ihn zu dem kleinen See. Wir setzten uns und ich lehnte mich an ihn. „An was denkst du?" fragte er mich. „Nichts wichtiges" murmelte ich und entfernte mich von ihm. „Sei ehrlich! Ich weiß, dass es dir wichtig ist" „Ich fühle mich allein gelassen. Schlecht. Missverstanden. Ungeliebt.." „Aber warum? Ich liebe dich doch" fragte er verwirrt. „Ich fühl trotzdem so" flüsterte ich und rutschte ein Stück zur Seite. „Warum?" „Ich weiß es nicht.." „Glaubst du denn, dass ich dich liebe?" „Ein bisschen" „Nur ein bisschen" murmelte er vor sich hin. Marc stand auf und sah mich verzweifelt an. „Du glaubst mir nur ein bisschen, dass ich dich liebe?!" „Ja" „Ein bisschen" schnaufte er. „Das ist jedenfalls das Gefühl welches du mir gibst" „Ich geb dir das Gefühl? Warum?" schrie er. „Du sagst, du hast immer Stress. Antwortest kurz. Ich hab nicht einmal ein...ich vermiss dich oder denk an dich...von dir gehört. Ich hab einfach das Gefühl, dass du keine Lust auf mich hast" „Als ob...Ja ich hab Stress und das hab ich dir auch schon oft gesagt!" „Ich weiß. Das ist das einzige was ich fast jeden Tag von dir höre. Du hast Stress. Ich kann's verstehen aber ich liebe dich verdammt! Ich brauch dich einfach!" „Scheint nicht so als ob du das verstehen könntest!" „Weißt du was! Wenn du keine Lust mehr hast oder genervt bist, dann sag's doch einfach. Dann weiß ich wenigstens bescheid und kann versuchen die Scheiße in mir abzustellen, mich zurückzuhalten. Dann hast du mehr Zeit, kannst sie mit anderen Weibern verbringen wie du willst und musst dir keine "Sorgen" mehr machen" schrie ich „Sag doch einfach du hast keine Lust mehr. Du liebst mich nicht. Du vermisst mich nicht, denkst nicht an mich und willst mich nicht sehen. Dann weiß ich, die Hoffnung die ich hab, ist überflüssig. Ich weiß, ich hab niemanden mehr und kann einfach gehen. Dann hast du mich nicht mehr an der Backe. Kannst jemand besseren suchen, unterwürfig machen, treffen und ficken. Kannst sie benutzen wie du willst... vielleicht liebst du sie ja und bist glücklich. Aber ich...ich bin dann nicht mehr da" weinte ich immer mehr. „So denkst du?" flüsterte er geschockt und kam auf mich zu. „Vertrau mir..Ich liebe dich..Über alles"

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