- PROLOG -

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„Ich mag es allein zu sein, aber ich will nicht einsam sein." Diesen Satz sagte ich früher oft zu meiner Mutter.
Ich war ein ziemlicher Stubenhocker. Meine Mutter machte sich oft Sorgen. Sie meinte, dass Verhalten sei einer 10-Jährigen überhaupt nicht typisch. Alleine im Zimmer zu sitzen und zu lesen, fern zu sehen, zu lesen, Musik zu hören und wieder zu lesen - das war mein Leben als 5.-Klässlerin. Sie versuchte mich immer wieder dazu zu animieren unter Leute zu kommen, Freunde zu treffen, doch ich sah sie jedes Mal nur wieder emotionslos an und sagte: „Siehst du nicht, dass sie nicht anders sind als ich? Bist du je ans Telefon gegangen und ein gleichaltriges Kind war am Hörer und wollte mit mir spielen? Nein. Das liegt daran, dass sie selbst allein in ihren Zimmern sitzen. Oder mit anderen Kindern spielen und mit mir nichts zu tun haben wollen. Das ist okay." Und damit endete das Gespräch wieder und ich sah meiner Mutter an, wie verzweifelt sie war.

Mir war durchaus bewusst, dass sie das Gespräch am Laufen hätte lassen können, über „soziale Kontakte" und darüber, dass sie ja nur das Beste für mich wolle, reden können. Aber aus einem mir unbekannten Grund tat sie das nie.

Es war ihr immer ein Rätsel gewesen, wie man nur so zurückgezogen leben konnte. Doch es war meine Wahl und ich mochte sie. Es schien mir richtig. Doch genau diese Wahl hatte mich zu der Person gemacht, die ich jetzt war: 16-Jährig und ohne Freunde.

Es hatte sich nicht viel verändert: ich lebte immer noch ziemlich zurückgezogen, doch nicht mehr so sehr wie vor 6 Jahren. Was sich verändert hatte war die Anzahl meiner Freunde. Auch wenn ich früher nicht sonderlich darum bemüht war, aus dem Haus zu kommen, hatte ich immerhin ein paar Freunde, dich ich täglich in der Schule traf. Doch heute betrug die Zahl meiner Freundschaft genau 0,0. Nichts, worauf ich stolz war. Im Gegenteil. Ich hätte dort gern eine größere Zahl stehen gehabt, die mir anscheinend nicht zustand.

Meine Mutter hatte neu geheiratet. Ich konnte nie wirklich sagen, dass mich das freute. Im Gegenteil - er war ein Arsch. Ein Arsch namens Richard.
Manchmal, wenn meine Mum nicht daheim war, grabschte er mir an meinen Arsch. Ich sagte ihm, er solle es lassen, doch dann stellte er sich direkt vor mich, hauchte mir gefällig seinen Raucheratem ins Gesicht und fasste mir an meine Brüste. Ich hasste ihn. Ich hasste es, mit ihm allein zu sein. Er widerte mich an.

Doch das Schlimmste von Allem war, dass ich auch meine Mum verloren hatte.
Ihr von der Belästigung zu erzähle schien mir unmöglich, denn sie würde mir nie glauben. Sie interessierte sich nicht mehr für mich. Es war ihr völlig gleichgültig, dass sich ihre Tochter oftmals in den Schlaf heulte. Sie war eine komplett neue Person geworden, zu der ich nicht durchdringen konnte. Ich vermisste meine alte Mum.

Letzten endlich hatte sich mein Hoffnung, nie einsam zu werden aufgelöst. Ich war einsam. Es schien mir, als wäre es mein Schicksal und ich akzeptierte es. Und vielleicht unterschied mich das von Anderen. Von Menschen, die besessen waren, ihr Schicksal zu ändern.

Unloved (N.H) / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt