Prolog

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Prolog

Fest umklammerte ich die Hand meiner Mum. Heute war mein fünfter Geburtstag und meine Mutter wollte mich zum ersten Mal in die Tanzschule mitnehmen.

Mein Herz klopfte wild als wir durch die Eingangstür der Schule traten. Ich hatte Mum schon tausend Mal tanzen gesehen. Sie sah dann immer so schön aus. So frei. Sie lebte fürs Ballett und bevor sie mit mir schwanger geworden war, war sie um die Welt getourt und hatte überall Auftritte gehabt. Heute nahm sie mich mit, weil ich auch tanzen wollte.

Ich liebte es, mich zur Musik zu bewegen und schnell hatten meine Eltern herausgefunden, dass ich das Talent meiner Mutter geerbt hatte.

Ein Mann kam auf uns zu und schloss meine Mum in die Arme. Dann sah er mich an.

,,Du musst die kleine Robin sein! Deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten!‘‘, er hob mich auf seine Arme und wirbelte mich einmal im Kreis. Ich lachte, ein lautes, aufgeregtes Kinderlachen. Der Mann ließ mich wieder runter und ich schnappte mir die Hand meiner Mama. Wir folgten ihm zu einem Saal, in dem junge Frauen in einem Trainingsdress, an der Stange übten. Ihre Gesichter waren konzentriert, ernst.

Mum hatte mir oft erzählt, dass das Ballett keine rosarote Glitzerwelt war, wie es sich alle vorstellten. Hinter den Auftritten im wunderschönen rosaroten Tutu steckten stundelange Arbeit, blutige Füße und abgewetzte Kleidung. Balletttänzerinnen trugen beim Trainieren immer hässliche, alte Dressen. Ich ließ die Hand meiner Mum los, um mich ein wenig umzuschauen. ,,Verlauf dich nicht, Baby.‘‘, rief sie mir hinterher, während sie die Frauen aufmerksam beim Training beobachtete.

Ich hopste durch die langen, hellen Gänge der Tanzschule. Plötzlich spürte ich ein leichtes Vibrieren. Ich blieb stehen, um zu sehen woher dieses Vibrieren kam.

Schritt für Schritt bewegte ich mich in die Richtung von der ich glaubte, dass dieses Geräusch kam. Schließlich wurde aus dem Vibrieren laute Musik, und ich stand wieder vor einem Tanzsaal in dem viele junge Menschen waren.

Sie bewegten sich geschickt zur Musik. Das war kein Ballett. Fasziniert beobachtete ich ein Mädchen in der ersten Reihe. Ich schätzte sie auf 16, sie gab die Choreographie vor und es gefiel mir sehr. Sie bewegte sich schnell, hatte absolute Kontrolle über ihren Körper.

Ich zog scharf die Luft ein, als sie einen Backflip machte.  Langsam versuchte ich sie nachzumachen, meine Füße genauso zu bewegen wie sie.

Auf einmal hörte ich die Stimme meiner Mum:,, Schatz, das sind Streetdancer. Gefällt es dir, wie sie tanzen?‘‘

Meine kugelrunden Augen glitzerten und ich sah zu meiner Mutter hoch.

,,Mum, ich will das lernen. Ich will Streetdance lernen, Mum!‘‘

It's all a lie DarlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt