You'll be okay

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Boruto brauchte keine schönen Worte, die sie nicht wirklich meinte. Was er brauchte war Ehrlichkeit. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich verletzlich. Dieses unbekannte Gefühl machte ihm Angst. Sarada hatte, ohne es zu wissen, sein Herz in der Hand. All diese Empfindungen, Boruto wusste nicht so genau, was das alles zu bedeuten hatte. Sie ließ ihn instinktiv Dinge tun, von denen er keine Ahnung gehabt hatte, dass er dazu fähig war. Es machte ihm wirklich eine höllische Angst. Rasch schloss er die Augen und verzog schmerzlich das Gesicht. Das war das letzte Mal gewesen, schwor er sich. Noch immer kämpfte er gegen den Wunsch an, umzukehren. Noch nie hatte jemand so eine Macht über ihn ausgeübt. Beklemmung breitete sich in seiner Brust aus.

Ein nasskalter Wind zog auf, welcher ihn kurz frösteln ließ. Es war bereits tief dunkel in dem Dorf. Der Lärm des Festes der Ahnen verklang allmählich. Nun starrte Boruto zum düsteren Himmel hinauf und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Ein einziger Regentropfen fiel sanft auf sein Gesicht. Im Bruchteil einer Sekunde wurde aus diesem einen Tropfen viele kleine Tröpfchen, die auf ihn hinabfielen. Dieses Gefühl der feuchten Kälte auf seiner erhitzten Haut kreierte Etwas, welches ihm eine Gänsehaut bescherte, die ihm einen Schauer über den ganzen Körper verabreichte. Der Himmel öffnete nun vollends seine Schleusen. Es begann in Strömen zu regnen, so dass er in wenigen Minuten durchnässt war, bis auf die Knochen. Boruto wurde ein wenig unruhig als sich ein unangenehmes Gefühl in ihm breit machte. Mit schnellen Schritten setzte er seinen Weg fort. Als er jedoch etwa eine halbe Stunde des Weges weiter entlang lief, gewöhnte er sich an diesem Umstand, auch wenn er alles dafür gegeben hätte, das dieser Dauerregen endlich sein Ende nehmen würde. Dem war aber nicht so und es regnete unablässig wie vorher, bald jedoch noch ein wenig schlimmer, anstatt eine Besserung diesbezüglich eingetreten wäre, so stand er mit nassen Klamotten, durchgefroren auf dem gepflasterten Weg.

Ein kleines Stück noch, dann wäre er am Gasthof angelangt, versuchte er sich mit diesem Gedanken zu trösten. Regen hatte schöne und weniger schöne Seiten. Niemand gerät gern in einen Regenschauer. Vor allem nicht überraschend. Das einzige Geräusch, welches um ihn herum zuhören war, waren die Regentropfen die gegen die Fensterscheiben prasselten. Tief holte er Luft und atmete die Traurigkeit aus, die er auf einen Schlag empfand. Erneut drifteten die Gedanken ungewollt zu Sarada ab.

Es war nicht einfach, sich zu belügen. Meist enttarnten sich Lügner ganz von selbst – durch winzige Gesten. Ein gesenkter Blick, ein Räuspern, eine bestimmte Stimmlage, angespannte Gesichtsmuskeln ... Die Zeichen waren da, manchmal ganz offensichtlich, manchmal subtiler, aber sie waren immer da. Man musste sie nur sehen. Dessen ungeachtet war er selbst ein miserabler Lügner. Boruto war ein Mensch, der es eher mit der Wahrheit hielt. Nicht aus Angst, man könnte ihn bei einer Lüge ertappen. Er hielt die Wahrheit einfach für den besten, vielleicht sogar den einzigen Weg, durchs Leben zu gehen. Doch Sarada sah das offensichtlich etwas anders.

Plötzlich näherten sich schnelle Schritte, die ihn aus seinem Gedankenchaos rissen. Bei jedem Schritt hörte er das Wasser spritzen. Wachsam suchte er die Umgebung mit den Augen ab, um jederzeit bereit zu sein zu kämpfen. Seine Muskeln waren angespannt, während er langsam den Blick hob. In der Sekunde, als er die Gestalt erkannte, die sich unaufhaltsam näherte, erstarrte er.

Ihr nasses schwarzes Haar klebte ihr im Gesicht und von ihren Lippen perlten Regentropfen. Ihre Augen waren gerötete, wahrscheinlich hatte sie geweint. Aber warum? Ihr Körper zitterte, durch die Nässe, die von ihrer Kleidung ausging. In ihm entbrannte der Wunsch sie in seine Arme zu nehmen, um ihr Wärme zu spenden, doch diesen Impuls unterdrückte Boruto rasch. Schließlich war es sie gewesen, die ihn von sich gestoßen hatte. In einem Anfall von kindischer Bockigkeit verschränkte er die Arme vor der Brust, wobei er sie abwartend betrachtete.

Eingeschüchtert von seinem Blick, blieb sie wenige Meter von ihm entfernt abrupt stehen. Einen Moment sahen sie einander mit glühenden Augen an. Irgendwie, erwartete Boruto nicht, dass sie sprechen würde. Auf ein Zeichen würde er vergebens warten. Sarada kämpfte bereits mit den Tränen. Boruto schluckte gegen den Kloß in seinem Hals an, während ihre Unterlippe verdächtig zitterte. Auf ihrem Gesicht spielte sich ein Wechselbad der Gefühle ab. Ihre Schultern hoben und senkten sich, während sie tief Luft holte.

Until my last breath/Naruto FF Part Drei Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt