2. Erinnerungen...

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Ich zog den Ersatzschlüssel zu Clarys Wohnung unter der Topfpflanze neben der Tür hervor. Ich habe sie oft genug dabei beobachtet, wie sie ihren Schlüssel vergessen hat und den Ersatzschlüssel unter der Pflanze hervorgeholt hat.

Ich schloss die Tür auf und trug Claryin ihr Bett. Manchmal, als ich ihr im letzten Jahr gefolgt bin, binich schnell hinter ihr in die Wohnung gehuscht und habe sie dabei beobachtet, wie sie gemalt oder gezeichnet hat. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich dort so gut auskannte.

Ich zog mir einen Stuhl neben ihr Bettund wartete darauf, dass sie aufwachte.

Nach einer viertel Stunde öffnete sie langsam ihre Augen und sah sich im Raum um. Als sie mich sah, erschrak sie, was mir einen Stich versetzte, doch sie beruhigte sich langsam wieder und setzte sich auf.

„Jace..."

Erleichterung breitete sich in meinem Körper aus. Sie hatte mich nicht schon wieder vergessen.

„Clary... Was ist passiert? Geht es dir gut?"

Sie fasste sich mit einer Hand an die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen. Dann sah sie mich ungläubig an.

Sie öffnete leicht ihren Mund und sagte: „Jace, ich... ich glaube..."

Ich sah sie erwartungsvoll an und meine Hoffnung wuchs ins Unermessliche.

„Ich glaube, ich... ich kann mich wieder an alles erinnern." Sie lächelte und in ihren Augen bildeten sich Tränen.

Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen.„Wie meinst du das?" Ich spürte, wie eine Träne meine Wange runter rollte.

„Ich kann mich erinnern." Als sie das sagte, brach sie in Tränen aus, genauso, wie ich. Sie warf sichin meine Arme und weinte an meiner Schulter.

Anfangs war ich sehr überfordert. Sie umarmt mich! Doch dann drückte ich sie fest an mich und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. Ich atmete ihren Duft ein und versuchte mir alles genau einzuprägen: ihre weichen Haare, ihr süßer Duft. Sie roch schon immer nach Vanille, doch ich hätte nie gedacht, dass ein einfacher Geruch in mir so etwas Wundervolles auslösen könnte.

„Es tut mir so leid...", weinte sie an meiner Schulter. Mein T-Shirt wurde schon etwas nass. Meine Lederjacke hatte ich schon vorhin ausgezogen. Ich wusste, dass ich ein weißes Shirt trug und nachher alles voller Make-up sein würde,aber das war mir egal. Ich würde das T-Shirt sowieso nie mehr waschen.

„Hey, es ist alles in Ordnung." Ich strich ihr mit einer Hand beruhigend über das gelockte Haar. Ich muss schon zugeben, dass ich die Wellen vermisste, aber der Pony und die kürzeren Haare standen ihr auch.

„Ich habe euch einfach so verlassen."

„Das stimmt nicht. Du bist eine Heldin in Idris."

„Aber ich habe dich trotzdem einfach zurückgelassen." Sie löste sich langsam aus der Umarmung, faltete ihre Hände und legte diese in ihren Schoß. Eine einzige Träne schlich sich aus ihren Augen.

Ich streckte meinen Arm aus, um sie ihr wegzuwischen. Als meine Hand ihre Wange berührte, sah sie zu mir auf. Ihre Lippen waren wieder leicht geöffnet. Ich strich ihr dieTräne mit meinem Daumen aus dem Gesicht und wollte meine Hand schon wieder zurückziehen, als sie plötzlich ihre Hand auf meine legte.Sie sah mir tief in die Augen. Dieser Blick sagte mehr als tausend Worte. In ihren Augen spiegelte sich Reue und Sehnsucht. Und...Liebe? Konnte das möglich sein? Sie hatte sich ein Jahr lang ein neues Leben aufgebaut, aber liebte mich immer noch?

Bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte, beugte sie sich langsam zu mir und auch ich kam ihr näher. Ich konnte es nicht kontrollieren. Mein Körper fühlte sich einfach von ihr angezogen.

Clace - The story goes onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt