13. Unerwartetes Wiedersehen

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POV: Jace

„Kaelie, was machst du hier?", fragte ich verwirrt, da ich gerade die Welt nicht mehr verstand.

„Wonach sieht es denn aus? Ich bin eine Gefangene der Elbenkönigin, genau wie du.", antwortete sie etwas gelangweilt.

Ich schüttelte den Kopf angesichts dieser komplett sinnlosen Antwort. „Nein, das meinte ich nicht. Ich meinte viel eher, warum du noch lebst und nicht tot bist? Ich dachte Isabelle hätte dich vorbeinahe zwei Jahren getötet?"

„Naja, also, ich war tot. Das stimmt schon, aber ihr Nephilim habt echt keine Ahnung, was Elben eigentlich sind.", meinte sie abschätzig, wobei sie das Wort „Nephilim" besonders abwertend aussprach.

Ich verstand mittlerweile gar nichts mehr, was entweder dran lag, dass das, was Kaelie sagte, keinen Sinn ergab, oder ich einfach zu erschöpft vom ganzen Heilen war, um noch einen klaren Gedanken zufassen. Vermutlich war beides der Fall.

„Ihr könnt euch wiederbeleben?", fragte ich nach einer kurzen Pause, in der ich alles, was sie gesagt hatte, noch einmal im Kopf durchgegangen war.

„So in der Art.", antwortete sie knapp. „Was mich aber Mal interessieren würde, ist, wie zum Teufel der berühmte Jace – ich bin der beste Shadowhunter der Welt – Herondale, es geschafft hat, sich von der Elbenkönigin reinlegen zu lassen."

Wieder kicherte sie und ich verdrehte die Augen, wohl wissend, dass sie das nicht sehen konnte.

„Stattdessen könnte ich aber dich fragen, warum du, nachdem du wiederbelebt wurdest, im Gefängnis sitzt. Sie hätten dich doch einfach tot lassen und den Pflanzen zum fraß vorwerfen gekonnt."

„Ach ja, charmant wie immer. Sagt man so etwas denn zu einer Dame? Vor allem zu einer, die Mal deine geliebte war?", konterte sie mit einem süffisanten Unterton in der Stimme.

„Siehst du, das ist der Grund, warum aus uns beiden nie mehr geworden wäre.", antwortete ich genervt.

„Autsch. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen: Die Königin hält nicht viel davon, mit den anderen Unterweltlern gleichgestellt zu werden. Und da ich sozusagen alle in mir vereint habe, um euch Nephilim abzuschlachten, wurde sie wütend. Vor allem, nachdem ihr damals hier aufgetaucht seid. Und Tote kann man nun einmal nicht bestrafen." Wieder kam das Wort Nephilim äußerst abwertend über ihre Lippen.

„Dir ist schon klar, dass ihr Elben auch zur Hälfte Engel seid?", fragte ich. „Genaugenommen beleidigst du dich selbst, wenn du das Wort Nephilim so aussprichst."

„Ich habe dir auf deine Frage geantwortet, könntest du also so nett sein und meine vorherige Frage beantworten und mir sagen, was du getan hast, um die Königin zu verärgern?", erwiderte sie.

Ich wusste genau, dass sie nur vom Thema ablenken wollte, dennoch ging ich auf ihre Frage ein: „Um genau zu sein, habe ich sie nicht einmal wirklich verärgert. Ich war nur zu unvorsichtig und habe ihr die Chance gegeben, mich hier festhalten zu können. Und nun sitze ich hier und unterhalte mich mit dir, während ich auf meine vermutlich bald beginnende Folterung warte."

Die Ironie in meiner Stimme und die Herablassung, mit der ich das sagte, überraschte mich selbst. Hatte ich wirklich schon jetzt aufgegeben? Normalerweise hätte ich schon längst angefangen , mir einen Plan für die Flucht auszudenken, aber ich hatte in diesem Moment einen so großen Selbsthass und verurteilte mich selbst für meine total bekloppte Idee, dass eine Flucht komplett in den Hintergrund rückte.

Es war schon witzig: Dauerhaft rühme ich mich selbst und bin unfassbar narzisstisch, aber sobald ich auch nur den kleinsten Fehler mache, bin ich bei mir selbst sofort unten durch und suhle mich in meinem Selbsthass. Manchmal verstehe ich mich selbst auch nicht.

Ich ließ mich flach auf den Boden zurückfallen und legte die Arme über mein Gesicht. Ein lauter Seufzer verließ meinen Mund und wieder kicherte meine Zellnachbarin.

„Was ist?", fuhr ich Kaelie an, leider etwas mehr aggressiv als geplant.

„Whoa, whoa, whoa. Beruhig dich Mal. Ich fand es nur witzig, dass du jetzt schon aufgibst. Das ist doch nicht deine Art. Vor allem seit du dieses Mädchen kennst. Wie hieß sie noch gleich? Carly?"

Mir stockte der Atem. Clary! Sofort war ich auf den Beinen und suchte die Zelle erneut nach einem möglichen Ausgang ab, jedoch ohne Erfolg. Doch diesmal ließ ich mir nicht meinen Kampfgeist nehmen. Ich dachte an Alec, an Izzy, ja sogar an Simon. Aber vor allem dachte ich an Clary. Wir hatten noch so wenig Zeit gemeinsam. Ich konnte nicht zulassen, dass uns schon wieder etwas trennt. Das hatten wir schon zu oft durchgemacht.

Kaelie schien nun interessiert zu sein, denn sie kam näher an die Wand, die uns trennte und lugte durch einen Spalt in den Ranken zu mir herüber. „Also hatte ich Recht?"

„Nicht ganz, sie heißt Clary, aber mit dem Rest einigermaßen.", antwortete ich geistesabwesend, da ich mir bereits einen Plan ausdachte, wie ich von hier weg könnte.

Leider war das schwieriger, als gedacht. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden, um besser nachdenken zu können, doch bevor ich richtig anfangen konnte, hörte ich Schritte, die sich meiner Zelle näherten.

Kurz darauf öffnete sich meine Zellentür und Meliorn stand vor mir.

„Herondale, mitkommen." Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen.

„Guten Tag auch dir, Meliorn. Lass mich raten, falls ich versuchen sollte mich zu wehren, tötest du mich, oder eine Pflanze frisst mich?", fragte ich sarkastisch.

„So in der Art, ja. Und jetzt komm mit!", befahl er.

Ich ließ mir Zeit beim Aufstehen, um darüber nachzudenken, warum man mich aus meiner Zelle holen könnte. Vielleicht lag ich mit meinem Witz über die Folterung vorhin gar nicht so falsch, dachte ich

Als ich endlich auf meinen Beinen stand, packte mich Meliorn unsanft am Arm, zog mich aus der Zelle und schleifte mich hinter sich her durch einen der unzähligen Tunnel, die wahrscheinlich alle zu diesem Gefängnis gehörten. Schon nach kurzer Zeit gab ich es auf, mir zu merken, wann wir in welche Richtung abgebogen waren. Ich konnte nur hoffen, dass das, was jetzt kommen würde, nicht allzu schmerzhaft sein würde. Nicht, weil ich mich um mich selbst sorgte, sondern, weil ich wusste, dass nicht nur ich es spüren würde, sondern auch mein Parabatai...

A/N:

Ich glaube ich muss mich entschuldigen, da ich so lange kein neues Kapitel gepostet habe... Also: Es tut mir leid. Ich hatte echt wenig Zeit und Motivation, an dieser Geschichte weiterzuschreiben. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie abbreche. Ich möchte sie wirklich gerne weiterschreiben und hoffe, dass ich wieder öfter ein neues Kapitel hochladen kann. Versprechen will ich aber nichts. Beim letzten Mal, hat es dann ganze 3 Monate gedauert😅

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat💕🐾🐬

Clace - The story goes onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt