Malea.
Zu dritt sitzen wir im Wagen von Selma und fahren zurück nach Velbert. Die Fahrt dauert nicht lange, weshalb wir auch schon durch Werden fahren und bald in unserer Stadt sind.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich ein wahrhaftiges Essener Mädchen bin.
„Ey, Selma. Kannst du mich bei Alba rauslassen?", frage ich sie von hinten. Alesya sitzt vorne und ich direkt hinter ihr.
Alesya dreht sich zu mir um und grinst mich dabei an. „Okay. Was geht da jetzt zwischen euch ab? Kannst du uns mal den Tea geben, oder sollen wir warten, bis ganz 42 alles weiß?"
Peinlich berührt schaue ich sie an und nicke auf. „Klar", nuschle ich und lasse mich wieder nach hinten fallen. „Wir treffen uns seit zwei Monaten ständig und naja, es ist ein Bisschen mehr geworden als Freundschaft."
Daraufhin zucke ich nur mit den Schultern und erhasche mir einen Blick auf mein Bildschirm. Eine Nachricht von Malika zeigt sich mir, welche mir geschrieben hat, dass sie und Omar sich noch kurz getroffen haben.
„Was sagen eigentlich deine Eltern dazu?", fragt dann Selma vorsichtig. „Vor allem aber dein Vater."
Meinen Eltern habe ich von meiner Sexualität nichts erzählt. Ihnen noch nicht gesagt, dass ich beide Geschlechter anziehend finde.
Zwar glaube ich, dass meine Mutter kein Problem damit haben wird, schließlich ist sie ein offener Mensch für alles. Doch bei meinem Vater sieht es bestimmt ganz anders aus. Er würde mich als Schande beleidigen.
„Sie wissen noch nichts davon und denken, Alba sei eine gute Freundin von mir", seufze ich und starre aus dem Wagen in die Dunkelheit. „Sollen sie auch erstmal nicht."
Schweigend fahren wir weiter. Keiner von uns bricht es. Irgendwie haben wir mit dem Thema die Stimmung gekippt. Aber sowas kommt vor und es ändert sich auch nichts daran. Nichts an unserer Freundschaft.
Kurz bevor wir bei Alba ankommen, dreht sich Alesya wieder zu mir um. Fragend sehe ich sie an.
Die Russin hat einfach immer eine Frage auf ihrer Zunge. Sie muss alles hinterfragen und wissen. Deshalb ist sie auch diese Freundin, welche von den neusten Ereignissen erfährt.
„Ich hab trotzdem eine Frage", sagt sie dann neugierig. So ist sie. Ich habe sie nicht anders kennengelernt. „Stehst du mehr auf Frauen oder Männer?"
„Männer, denke ich", gebe ich stirnrunzelnd zurück. So selbst weiß ich es selber nicht. Immerhin hatte ich nur einen Freund. Und Alba ist die erste Frau, die ich date.
„Und sagen wir mal, du wärst komplett Homosexuell. Würde ein Kerl es schaffen, dich wieder an das richtige Ufer zu bringen?", horcht sie weiterhin aus.
„Nein?"
„Hm", kommt es über ihre Lippen. „Wen findest du attraktiver? Selma oder mich?"
„Junge, Alesya. Halt doch die Klappe", lacht Selma und schlägt ihr auf den Kopf.
„Aber ich will es doch wissen", beleidigt setzt sich die Russin wieder hin.
Um ehrlich zu sein, sind beide nicht mal mein Typ. Irgendwie. Zwar sind beide wunderschön. Von innen als auch von außen. Dennoch einfach nicht mein Typ Frau.
Selma hält vor dem Wohnblock von Alba an und lässt mich raus. Schnell bedanke ich mich, dass sie mich gefahren hat und jogge auf die Tür zu, an welcher ich die Klingel betätige und mir nach einigen Minuten auch schon die Tür geöffnet wird.
Schon fast mit zügigen Schritten laufe ich die Treppen zum zweiten Stock hinauf und entdecke die braunhaarige und braungebrannte Schönheit an der Tür stehen.
Ihre Haare reichen ihr bis zur Schulter und sind extrem gelockt. Ich nenne sie immer Curly Fries, weil es wie die Pommes aussieht.
Alba's Körper ist kurvig und doch hat sie den perfekten Körper, welchen sie mir auch gerade zeigt. Sie steht in einer kurzen schwarzen Shorts und einen kurzen weißen Top vor mir und lächelt mich breit an.
Diese Frau ist einfach nur perfekt.
„Hey Malea", begrüßt sie mich lächelnd und legt ihren Kopf an den Türrahmen.
Leicht hebe ich meine Mundwinkel an und hauche ihr einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen zur Begrüßung.
Zwar fühlt es sich immer noch befremdlich an, das selbe Geschlecht zu küssen. Und doch ist es auch irgendwie spannend.
„Hey Alba", lache ich leise vor mich hin und schaue ihr in ihre braunen Augen. „Tut mir Leid, dass ich so spät bin. Aber mein Onkel kam etwas später."
„Alles gut, komm erstmal rein", winkt sie ab und bittet mich schließlich herein.
Alba wohnt auch noch mit ihrer Familie zusammen, aber macht ihre Schule im Bereich Kindergärtnerin.
Ihre Eltern wissen bereits von ihrem Liebesleben. Sie hat sich schon vor einigen Jahren bei ihnen geoutet und ihnen gesagt, dass sie sich vom Geschlecht der Frauen hingezogen fühlt. Bei ihnen und ihren Geschwistern. Sie waren die ersten, die davon erfahren haben, bevor sie es ihren Freunden erzählt hat.
Bei mir ist es genau anders rum. Ich habe meinen Freunden als erstes erzählt, was Sache ist. Zuerst bei Malika, die es so neutral wie möglich aufgenommen hat. Sie hat mir kein schlechtes Gewissen gemacht. Noch hat sie mich verurteilt.
Nach Malika folgten dann auch endlich Selma und Alesya, in denen ich gute Freunde wieder gefunden habe.
„Meine Eltern sind im Wohnzimmer. Meine kleine Schwester schläft und mein Bruder ist im Zimmer", erzählt sie mir dann, während ich meine Schuhe von den Füßen streife. „Hast du Hunger?"
Kopfschüttelnd beantworte ich ihre Frage, ehe wir uns auf den Weg zu ihrem Zimmer machen und uns dort auf das Bett legen.
Wie immer schauen wir uns einen Film an. Wie immer reden wir zwischen durch mal über unseren Tag. Und wie immer teilen wir ein paar flüchtige Küsse.
Bis einer von uns am Ende einschläft.
Doch das ist normal zwischen uns geworden. Auch, dass meine Eltern bereits erlaubt haben, bei ihr zu schlafen. Zumindest, nachdem meine Mutter mit der von Alba gesprochen hat.
Deshalb mache ich mir keine großartigen Gedanken darüber, dass ich am nächsten Morgen Ärger mit meinen Eltern haben werde.
Aber wenn sie wüssten, warum ich hier bin und was Alba für mich ist. Dann könnte ich nie wieder hier her kommen. Das steht fest.
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𝖡𝖴𝖳𝖳𝖤𝖱𝖥𝖫𝖨𝖤𝖲. | 𝑱𝑨𝑴𝑼𝑳𝑬.
Fanfiction»They only love me for money. You always loved me for nothing.« Jung. Talentiert. Und gut aussehend. So wird der junge Newcomer »Jamule« von jedem beschrieben. Jeder setzt große Hoffnung in ihn. Viele Labels haben ihn gewollt - doch er hat sich für...