Malea.
„Gehen wir jetzt endlich zur Oase?", stoße ich genervt über meine Lippen und puste mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Meine Mutter und ich haben uns entschieden, an diesem Dienstag nach meiner Schule in CentrO nach Oberhausen zu fahren, um zu Shoppen. Naja, sie will shoppen und hat mich einfach mitgeschleppt.
„Sei doch nicht so, Africa. Wir verbringen einen Mutter-Tochter-Tag und du nörgelst wieder herum. Nie kann ich mit dir irgendwohin gehen, ohne das du etwas dazu zu sagen hast. Bin ich dir etwa so peinlich?"
So meinte ich das eigentlich nicht. Ich mag es eben nicht zu shoppen, wie sie. Ich bestelle mir lieber alles online und warte dann auf die Pakete. Aber meine Mama ist da anders.
„Nein, Mama. Du weißt, ich mag es nicht, zu shoppen. Aber ich bringe dieses Thema jetzt nicht wieder hoch", antworte ich ihr.
Sie nickt nur und steuert die Oase an. Dort wo wir immer nach einer langen Shopping-Tour etwas zu essen kaufen und uns hinsetzen. Und diesen Teil liebe ich immer am meisten.
Doch weiter kann ich meiner Mutter nicht dorthin folgen, denn ich stoße mit jemanden zusammen und stolpere ein paar Schritte nach hinten. Jemand mit einer schwarzen Jacke ist gegen mich geknallt, als er gerade aus dem Gang der Toiletten heraus gelaufen ist. Seine Kapuze liegt tief in seinem Gesicht, sodass ich dieses Arschloch nicht einmal ansehen kann.
Und trotzdem entschuldige ich mich höflich und möchte meiner Mutter folgen, die schon weiter gelaufen ist und auf die Rolltreppen ansetzt.
„Malea!", vernehme ich meinen Namen und laufe verwirrt weiter.
Ich kenne diese Stimme. Ich würde sie über all wieder erkennen. Aber wie hat er mich erkannt? Ich sollte mich zu ihm drehen. Ganz sicher.
Viel zu schnell drehe ich mich auf meinen Schuhen um und merke, wie ich mein Gleichgewicht verliere und auf meinen Hintern falle, der diesen Aufprall etwas abfedert.
Wieder höre ich seine Stimme, dieses Mal jedoch in Form seines Lachens und sehe zum ersten Mal auf und erblicke sein Gesicht. Jamal ist der Typ mit der schwarzen Jacke und der Kapuze, welche tief ins Gesicht gezogen wurde.
„Alles okay?", fragt Jamal mich grinsend und läuft auf mich zu. Als er bei mir steht, hält er mir seine Hand entgegen, um mir zu helfen. Ich zögere, denn noch vertraue ich dem jungen Mann vor mir nicht. Und das bemerkt er auch, weshalb er leicht seufzt. „Du kannst mich noch immer hassen, wie viel du willst, aber lass mich dir doch aufhelfen."
„Du könntest mich wieder fallen lassen", gebe ich zurück und starre noch immer wie gebannt auf seine Hand. Kaum zu glauben, aber sogar seine Hand sieht gut aus. „Das möchte weder mein Hintern noch ich wieder riskieren. War kein eleganter Sturz."
„Hör mal ehrlich auf, so stur zu sein", sagt der Rapper nun zerknittert und nimmt langsam seine Hand weg, welche er in seine Jackentasche steckt. „Ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich mich geändert habe."
„Wer's glaubt", nuschle ich und erhebe mich ungeschickt vom Boden wieder auf. „Trotzdem danke für deine Hilfe, die ich nicht angenommen habe. Ich vertraue dir einfach nicht."
Der Libanese presst sich seine Lippen aufeinander und nickt leicht auf. Ich hoffe er versteht langsam mal, was er bei mir angerichtet hat und was für trust issues ich durch und wegen ihm habe.
Es ist schon schwierig zu der Zeit gewesen. Mittlerweile weiß ich wie ich den Leuten vertrauen kann und vor allen wem. Aber Jamal Issa werde ich wohl nicht in kürzester Zeit Vertrauen schenken können. Auch wenn er es versucht, es wird ein langer und harter Weg für ihn.
„Was machst du hier?", fragt er mich dann und sieht mir direkt in meine Augen. Und kurz verliere ich mich in seinen. In diesen karamell-farbigen Augen.
Doch dann erinnere ich mich zurück an seine Frage und würde ihm am liebsten gegen seine Stirn schnipsen. „Na, was wohl? Ich mache einen Wettlauf in einem Shopping Center. Du?"
Jetzt bemerkt er selbst, wie dumm seine Frage eigentlich war und nickt grinsend auf. „Sorry, die Frage war ehrlich bescheuert. Bist du alleine hier oder mit Freunden?"
Ob er meine Freunde meint, oder Alba? Sicher Alba. Aber sie ist nicht hier.
„Ich bin nicht alleine hier", zucke ich mit den Schultern und beginne nervös zu werden. „Bei dir?"
„Kumpel und ich wollten noch was kaufen, bevor es wieder nach Berlin geht."
Berlin also? Wow. Leider war ich selbst noch nie dort, aber unsere Klasse hat eine Fahrt geplant und zur Auswahl stehen Hamburg und Berlin an. Ich zu meinem Teil wünsche mir, dass es die Hauptstadt sein wird. Denn in Hamburg war ich bereits schon.
„Du wohnst in Berlin?", kommt es über meine Lippen, obwohl ich ihn eigentlich fragen wollte, was er dort macht. Leider ist aber mein Mund schneller als meine Gedanken.
„Nein", erwidert er und zieht seine Augenbrauen zusammen. „Zumindest noch nicht. Ich werde jetzt öfter dort sein und bin auch schon auf der Suche nach einer kleinen Wohnung. Aber wohnen und leben tue ich noch in Kray."
„Öfter?"
Ich sollte gehen. Es klingt so, als würde es mich stören, wenn er dort und nicht hier ist. Aber so ist es nicht. Ich bin einfach neugierig.
„Ja also, ich mache jetzt-"
Weiter kommt er nicht, denn jemand ruft nach mir. Mit meinem Vor und nicht meinem Zweitnamen, weshalb Jamal auch hinter mich blickt und jemanden ansieht.
„Africa", höre ich erneut jemanden rufen und registriere, dass es eine Mutter ist.
„Ich glaube, deine Schwester ruft nach dir", will er ich auf meine Mutter aufmerksam machen, welche ich bereits vernommen habe.
Ich drehe mich zu meiner Mutter um, welche bereits auf uns zu steuert und auch ebenfalls mit Argusaugen beobachtet. „Ist meine Mutter", antworte ich grinsend und sehe wieder zu ihm. „Hab nur einen Bruder."
„Oh", gibt er von sich und sieht wieder zu ihr. „Scheiße, sie könnte deine Schwester sein."
Lächelnd blicke ich ihn an. Jamal sieht noch immer erstaunt zu meiner Mutter und kann es wahrscheinlich nicht fassen.
„Ich muss dann los, Jamal", sage ich und gehe ein paar Schritte nach hinten. „Ich würde ja sagen, dass es schön war, dich zu sehen. Nur bin ich noch immer nicht von dir überzeugt."
Abermals seufzt er bei meinen Worten auf und richtet seinen Blick auf mich. "Irgendwann wirst du das schon. Und wenn ich dafür Monate brauche", fest davon überzeugt, hebt er seine Mundwinkel zu einem leichten Grinsen an. An irgendwas denkt er gerade. „Du solltest wissen, dass ich immer meinen Willen durchsetzen kann und werde."
Nun bin ich diejenige, die grinst. Mag schon sein, dass es so bei ihm ist. Aber er ist kein Mädchen. Nicht Papa's Prinzessin und das Ein und Alles eines Bruders. „Wenn du jemals eine Tochter hast, wirst du wissen, dass es nicht so ist. Töchter haben dieses Spiel erfunden, amigo."
Mit diesen Worten kehre ich ihm den Rücken zu und gehe zurück zu meiner Mutter, welche sehnsüchtig auf mich wartet. Als ich bei ihr ankomme, schüttelt sie nur mit ihrem Kopf und wirft Jamal noch einen letzten - fast tödlichen - Blick zu, ehe wir endlich die Oase ansteuern.
„Wer war das?", fragt sie mich dann direkt. „Kanntest du ihn?"
„Ja", antworte ich ihr und vermeide es, über meine Schulter zu sehen. Das würde nur Schwäche zeigen. Und irgendwie schießt mir Alba's Name wieder durch den Kopf. „Wir waren in der selben Klasse, als wir unseren Abschluss nachgeholt haben."
Dass er es nie geschafft hat, einen Abschluss zu erzielen, verheimliche ich ihr. Sie ist zwar meine Mutter, aber sie muss nicht alles wissen.
„Hm", gibt sie zurück. „Pass auf, was du machst, cariña. Ich habe ihn angesehen und schon gleich gemerkt, dass ich ihm nicht vertrauen würde."

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𝖡𝖴𝖳𝖳𝖤𝖱𝖥𝖫𝖨𝖤𝖲. | 𝑱𝑨𝑴𝑼𝑳𝑬.
Fanfiction»They only love me for money. You always loved me for nothing.« Jung. Talentiert. Und gut aussehend. So wird der junge Newcomer »Jamule« von jedem beschrieben. Jeder setzt große Hoffnung in ihn. Viele Labels haben ihn gewollt - doch er hat sich für...