𝖡𝖴𝖳𝖳𝖤𝖱𝖥𝖫𝖨𝖤𝖲. | 𝑱𝑨𝑴𝑼𝑳𝑬.

09

Malea.

Das ich vor fast einer Woche Jamal getroffen und mit ihm gesprochen habe, habe ich bisher niemanden erzählt.

Denn irgendwie war es ein Gespräch, welches zum aller ersten Mal zwischen uns beiden gut lief.

Auch nach dem Zusammenstoß im Café Extrablatt, als Alba ihm ihre Cola ins Gesicht geschüttelt hat.

Ich will dieses Gespräch gerne für mich behalten. Weil ich ein Funken Hoffnung habe, dass er Recht behält. Dass er sich geändert hat.

Heute ist Freitag. Der Tag, an welchem ich meine Klausur hinter mich gebracht habe und nun wieder einmal im Kiosk hocke. Man könnte schon sagen, es ist mein zweites Zuhause. Aber ich spare, damit ich nächstes Jahr - sobald mein Bruder zurück ist - mein eigenes Auto besitze.

Nächstes Jahr im Februar werde ich endlich 18 Jahre alt. Volljährig. Meine Eltern haben mir für diesen Tag versprochen, dass ich groß feiern darf. Dass ich länger in Clubs bleiben darf, als sonst. Dass ich endlich mit meinem Führerschein, welches ich bereits habe, alleine fahren kann.

Ich freue mich auf dieses Alter, denn ich würde mich dann endlich ein Bisschen frei fühlen.

Während ich im Kiosk stehe - mit meinem Cousin Haider - schaue ich gelangweilt auf mein Smartphone und durchforste Instagram. Malika, Alesya und Selma schicken in Minutentakt Memes in unsere Gruppe, welche mich immer wieder zum Lachen bringen, weshalb Haider mich konfus anschaut.

„Was lachst du so behindert?", will er wissen und versucht auf mein Display zu sehen. „Zeig schon her."

Lachend versuche ich von ihm zu entkommen und mein Handy hinter mir zu verstecken. Doch mein ältester Cousin beginnt mich zu kitzeln, weshalb ich in ein lautes, schrilles Gelächter falle und um mich schlage.

„Haider, hör auf", schreie ich lachend und versuche ihn von mir zu stoßen.

„Zeig her, welcher Typ dich zum Lachen bringt, Malea", lacht er ebenfalls und versucht noch immer an mein Smartphone zu gelangen. „Malea. Ich warne di-"

„Habt ihr's dann auch mal?", hören wir eine Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasst. Wieso klingt seine Stimme so beruhigend? Das war noch nie so der Fall. Was hat sich geändert?

„Sorry, Bruder", entschuldigt sich Haider und lässt endlich von mir los. „Wie kann ich dir helfen?"

Etwas beschämt über die Situation, schaue ich für einen Moment auf meine weißen Sneaker, ehe ich aufsehe und Jamal angucke. Er sieht so verdammt attraktiv aus, obwohl er nur eine schwarze Jogginghose, einen schwarzen Hoodie und seine geliebten weißen Nike Air Force trägt.

„Wie immer zwei achter Schachteln Marlboro Rot und OCB Tips und Papes", entgegnet er meinen Cousin.

Als Haider sich umdreht, wirft Jamal einen Blick auf mich zu und zieht seine Mundwinkel in die Höhe, ehe er mir ein Zwinkern schenkt und sich dann wieder meinem Cousin widmet, welcher sich wieder zu Jamal wendet.

„Zwanzig Euro, Bruder", wird der Preis genannt.

Jamal holt sein Portmonee heraus, und sucht nach einem Schein. Während ich ihn dabei beobachte, fällt mir auf, dass in seinem Portmonee zu viele Scheine sind. Zu viele bunte Scheine.