Kapitel 31

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"Wach auf, Schlafmütze", raunte mir ein schon viel zu aufgeweckter Jack ins Ohr. Ich war mir manchmal gar nicht so sicher, ob er sich nicht vielleicht täglich irgendwelche Drogen reinzog, um sich erstens selbst ertragen zu können und zweitens überhaupt so aktiv sein zu können. Es war mir wirklich ein Rätsel. 

Nachdem wir gestern in unserem Zimmer eingecheckt hatten, dauerte es nicht mehr sehr lange, bis ich in dem mittelmäßig bequemen Doppelbett einschlief. Ich war so erledigt von den letzten Stunden, dass ich nicht mal mehr mitbekam, was Jack noch alles mit Aron am Telefon besprochen hatte. Das einzige was ich noch aktiv mitbekommen hatte, war, dass Jack mit einigen Dingen nicht ganz so einverstanden zu sein schien. 

"Es ist noch stockdunkel draußen, lass mich schlafen", jammerte ich Jack entgegen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich gar kein Gefühl dafür, wie spät es hätte sein können und das machte mich gerade wahnsinnig. 
"Wir haben ja auch gerade mal knapp nach Mitternacht, erwartest du da etwa hellen Sonnenschein und Vogelgezwitscher?", machte er sich über mich lustig. 

"Gott, warum weckst du mich dann?" Das hieß also, ich hatte höchstens zwei Stunden geschlafen. Mich überkam ein ungutes Gefühl. Mussten wir vielleicht schon wieder weiterziehen? Drohte Gefahr? Also, in dem Sinne mehr Gefahr als Jack sie für mich darstellte? 

"Um ehrlich zu sein, musste ich ein bisschen umdisponieren. Ich habe jetzt leider nicht mehr die Qual der Wahl, wie ich mein Geld mit dir verdiene. Mir wurden einige Forderungen übermittelt, denen ich umgehend nachzukommen habe, da sie ziemlich schnell und einfach extrem viel Geld einbringen." 

"Was sind das für Forderungen?", fragte ich jetzt schon fast wieder weinerlich. 
"Tja, das größte Problem an der Sache ist glaube ich die Tatsache, wer diese Forderungen stellt", begann Jack leicht genervt. 
"Wer?" Ich setzte meine grimmigste Miene auf, um gleich nicht alles aus dem Gesicht zu verlieren. 
"Samantha ist diejenige, mit den meisten Forderungen, die wir umsetzen sollen. Sie will uns alle in der Hölle schmoren sehen und es gibt im Moment absolut nichts, was ich dagegen tun könnte."

"Was ist ihr verdammtes Problem? Was will sie, was du mir antust?" Meine Gefühlslage schwankte gerade zwischen Angst, Wut und Empörung hin und her. Ich konnte nicht fassen, dass eine Frau einer anderen sowas völlig bewusst antun wollte. 

"Sie will, dass du Blut an den Händen kleben hast, Ava", sagte Jack mitleidig.
"Hör zu, ich habe mich schon umgesehen. Eine Tür weiter haben sich zwei Lesben niedergelassen. Wollten sich wohl ganz heimlich ein schönes Wochenende zusammen machen, weil keiner was von deren Beziehung wissen darf oder sowas. Da werden wir beide jetzt gleich hingehen und den Scheiß durchziehen, während Samantha live zusehen und Befehle geben kann. Ich weiß, wie abartig das alles ist. Aber ich schwöre dir hoch und heilig, wir haben keine verfickte Wahl." 

Tränen liefen mir über mein Gesicht, während Jack mir den unfassbar grausamen Wunsch von diesem widerlichen Miststück nahebrachte. Wie konnte das sein? Wie konnte man nur so ein gewissenloses Biest sein? 

"Ich.. Ich kann das nicht, Jack. Niemals, nein", wimmerte ich.
"Dass wir keine Wahl haben, sagte ich bereits, oder?", schien er mich zu ermahnen, doch etwas in mir sagte mir, dass auch er nicht glücklich darüber war. 

"Was hast du nur getan, dass sie sowas verlangt?!", brüllte ich Jack an. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und ich konnte mich einfach nicht entscheiden, ob ich heulen oder meine Wut mit Schreien rauslassen wollte. Letzteres gewann allerdings in diesem Moment. 

"Ich erkläre es dir, versprochen. Wenn du das geschafft hast, dann erklär ich dir alles was du willst. Wir müssen es nur wirklich durchziehen, Ava! Sonst wird es für so viel mehr Menschen ungemütlich als nur für die zwei von nebenan." So gerne ich ihm in diesem Moment auch eine Kugel in den Kopf gejagt hätte, er hatte vermutlich recht. Mittlerweile habe ich verstanden, dass eine Verweigerung meinerseits nur in einem noch größeren Drama endete, als ursprünglich vorgesehen. 

Psycholove - Deal with the darknet |✔️ [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt