Kapitel 35

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Diese Nacht war mitunter eine der unruhigsten, seitdem ich in Gefangenschaft lebte. Viel zu oft wurde ich wach und erschrak, weil ich zwischen Aron und Jack lag - nackt. Der prasselnde Regen, der Sturm und das laute Gewitter taten ihr Übriges, mich vom Schlafen abzuhalten.

Ich war so unendlich Müde und wollte nichts lieber, als der grausamen Realität zu entfliehen. Die Realität, in der ich mehr oder weniger freiwillig mit zwei furchtbaren Menschen geschlafen hatte. Gleichzeitig. Auch wenn ich Angst hatte, dass mich meine Träume dafür umso mehr strafen würden, wollte ich jetzt auf gar keinen Fall wach sein und über das Geschehene nachdenken.

Es reichte, dass sowohl Jacks, als auch Arons Arme sich um meinen Körper schlangen. Das war es also, was Samantha sich wünschte? Ehrlich gesagt konnte ich mir gut vorstellen, dass sie sich selber nochmal gerne in der Mitte der beiden befinden würde, doch ganz sicher war ich mir darüber natürlich nicht. Immerhin hatte sie den beiden, so absurd es für mich auch klingen mochte, das Herz gebrochen. Bereute sie das mittlerweile etwa? Hatte sie doch Gefühle für sie? Wenigstens für einen von beiden? Selbst wenn, dann hatte sie sich trotzdem gegen ihr Herz und für eine mindestens genauso grausame Karriere entschieden, wie ihre Lover.

Gott, wieso dachte ich überhaupt darüber nach? Es konnte mir sowas von scheißegal sein. Ich wollte mich nicht in meinen Gedanken verlieren, ich wollte schlafen. Ich zwang mich, meine Augen geschlossen zu halten, in der Hoffnung, irgendwann wegzudriften. Kurze Zeit später donnerte es so heftig, dass ich mich vor lauter Schreck aufsetzte.

Plötzlich erkannte ich Jack, der mit verschränkten Armen am Fenster saß und nach draußen schaute. Er hatte sich, zu meinem Glück, eine Boxershorts übergezogen - ansonsten war er noch genauso nackt wie am Abend zuvor. Aber wieso saß er denn nun da? Gerade hatte er doch noch direkt neben mir gelegen, oder nicht?

Scheinbar spürte er meine Anwesenheit, denn auf einmal drehte er seinen Kopf zu mir. "War nur ein Donner, schlaf weiter", sagte er leise. Wie es aussah war ich wohl doch nochmal eingeschlafen. Dabei war ich so unausgeruht, als hätte ich meine Augen tatsächlich keine fünf Minuten zugehabt.

"Wieso schläfst du nicht?", fragte ich.
"Keine Ahnung. Mein verfickter Kopf lässt mich nicht", antwortete er mit einer ungewohnten Ehrlichkeit in seiner Stimme. Ich entschied mich, mir seine Decke um den nackten Körper zu binden und mich zu ihm ans Fenster zu setzen. Aron schlief weiterhin tief und fest.

"Erzählst du mir, was in deinem Kopf vorgeht?", fragte ich vorsichtig. Wir hatten zwar bei weitem keine Basis, um uns gegenseitig das Herz auszuschütten, doch da wir beide sozusagen schlaflos waren, konnte man die Situation immerhin auch Mal für so etwas nutzen.

"Nein, besser nicht. Wenn du dich über intime Dinge austauschen möchtest, kannst du mir gerne erzählen, wie du dich gestern Abend gefühlt hast", antwortete er mir jetzt wieder mit frechem Grinsen im Gesicht. Für mich sah es allerdings gerade ziemlich danach aus, als würde er seine eigentliche Stimmung damit überspielen wollen. Doch wenn ich wirklich wissen wollte, was ihn beschäftigte, musste ich die Konversation aufrecht erhalten. Meine Würde war sowieso schon längst mit Füßen getreten worden.

"Nicht gut, Jack. Ich kann immer noch nicht richtig fassen, was ich getan habe. Ich weiß zwar, warum ich es tat, aber es hätte ganz anders laufen müssen", offenbarte ich ihm so ehrlich, wie nur möglich.

"Achja? Hättest du es lieber gehabt, wenn wir dich nochmal vergewaltigt hätten? Ginge es dir dann wirklich besser damit?", fragte er mich ungläubig.

"Ja.. Nein. Ich weiß es doch auch nicht. Ich komme mir so unendlich schäbig und billig vor. Ihr hättet das nicht so tun dürfen. Es hätte einfach so schnell und unkompliziert wie möglich vollzogen werden können. So wie letztens, weißt du? Als ich dich darum bat, dir kein Mädchen zu suchen um es zu quälen, sondern mich zu benutzen. Genau so sollte es sein."

Psycholove - Deal with the darknet |✔️ [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt