Kapitel 37

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"Ihr müsst sofort aufstehen!", war das erste was ich am nächsten Morgen wahrnahm. Daraufhin wurde ich heftig an den Schultern gerüttelt. "Los, beeilt euch! Wir müssen hier weg!" Langsam begriff ich, dass Jack uns gerade panisch versuchte, aus dem Bett zu schmeißen. "Was ist dein scheiß Problem?!" keifte Aron ihn verschlafen an. 

"Fuck dafür ist keine Zeit, steht auf! Hier Ava, nimm meine Jacke, aber bewegt euch endlich!" Schlagartig schrillten bei mir sowie bei Aron die Alarmglocken. Wenn Jack sich so verhielt, war irgendetwas alles andere als in Ordnung. So schnell ich konnte sprang ich vom Bett auf und zog mir die Jacke über den Pulli, in welchem ich neben Aron geschlafen hatte. Aron selbst rannte schnell ins Bad, wahrscheinlich hatte er dort seine Klamotten von gestern abgeladen. Währenddessen schmiss Jack willkürlich irgendwelche Kleidungsstücke, meinen Kulturbeutel und Wasserflaschen in einen mitgebrachten Rucksack. Dabei nuschelte er immer wieder "fuck, fuck, fuck" vor sich hin. 

Es ging alles so schnell, dass es mit Sicherheit keine fünf Minuten dauerte, bis wir fix und fertig das Motel verließen und unsere dorthin mitgebrachten Gegenstände einfach dortließen. Aron rannte sofort auf sein Auto zu, doch Jack hielt ihm am Arm zurück. "Nein, entweder hat dein oder mein Auto unseren Standort verraten. Wir müssen zu Fuß gehen, es bleibt keine Zeit herauszufinden, welches geortet werden kann." Was ging hier nur vor sich? War die Polizei uns etwa auf der Spur? Das würde bedeuten, dass mein Alptraum endlich ein Ende hätte...

Jack nahm meine Hand in seine und rannte los. Ich bezweifelte, dass er wusste, wohin es ging, doch er rannte, als gäbe es keinen Morgen mehr. Aron war nur einen Meter hinter uns, sichtlich gestresst. Nach etwa 15 Minuten konnte ich wirklich nicht mehr und es geschah, wie es geschehen musste - ich stolperte über meine eigenen Füße, obwohl Jack mich nicht eine Sekunde losgelassen hatte. Vielleicht war das ja auch gut so. Vielleicht verschaffte mir das Zeit, um von der Polizei entdeckt zu werden. 

Doch dann sagte Jack etwas, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Komm schon, Samantha wird uns alle drei abschlachten lassen wenn wir ihr nicht entkommen können!" 
"Was?!" ertönte es aus Aron und mir gleichzeitig. Mit einem Mal stand ich wieder auf den Beinen und wir liefen zügig weiter. Ich war zwar wahnsinnig aus der Puste, doch das Adrenalin trieb mich nach vorne. 

"Wir sind Teil ihres kranken, beschissenen Darknetformats geworden. Sie hat all ihre Aktiv-Accounts dazu aufgefordert, uns zu jagen. Sie möchte ihre Livestreams mit uns vorantreiben. Vor knapp einer Stunde wurde unser Standort in der Community veröffentlicht", erklärte Jack, ebenfalls ziemlich außer Atem, während er mich hinter sich herzog. 

"So ein Miststück! Es gibt doch noch so viele offene Forderungen für die sie zahlen wollte!", fluchte Aron. "Die sind hinfällig. Jetzt beginnt ihr Spiel erst so richtig und glaub mir, sie will uns leiden sehen", schnaubte Jack verächtlich. 

"Wieso zur Hölle...", fing ich an, musste dann jedoch erstmal Luft holen um weiter sprechen zu können. "... sollte sie das tun wollen?" "Ich habs verbockt, es ist meine Schuld. Es tut mir leid", gab Jack reumütig zu. Aron griff ihm daraufhin auf die Schulter. "Erklär dich später. Wir müssen unseren Arsch hier erstmal wegbewegen."

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Erst als die Dunkelheit einbrach und wir uns irgendwo im nirgendwo befanden - wir liefen durchs nahegelegene Maisfeld eine Berglandschaft herauf bis hin zu einem angrenzenden, dichten Wald - beschlossen wir, eine Pause einzulegen. Wir waren alle klatschnass geschwitzt, doch vorher war es uns einfach nicht sicher genug. Den ganzen verdammten Tag lang waren wir gelaufen. Meine Füße schmerzten wie nie zuvor. Mittlerweile war es auch recht kalt geworden, vermutlich sank die Temperatur um Minimum 10 Grad ab. Der kalte Schweiß auf meiner Haut intensivierte dies nur. 

Psycholove - Deal with the darknet |✔️ [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt