Kapitel 5

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Jacks P.O.V.


Lautes, schrilles Geschrei riss mich aus meinem so wohlverdienten Mittagsschlaf. Fuck, Shannon. Es hörte sich an, als würde sie gerade aufgeschlitzt werden, so wie sie am schreien war. Dann hörte ich auch George etwas mit seiner tiefen Stimme brüllen. Was ging denn bitte da ab? Neben mir schreckte jetzt auch Ava auf. Mit weit aufgerissenen Augen zog sie sich die Decke bis dicht unter die Augen. Dachte sie etwa, dass man so sicherer wäre? Naives Ding.

Als das Gebrüll immer näher zu kommen schien, sprang ich aus dem Bett heraus. Jetzt mussten die beiden wohl direkt an meinem Zimmer vorbeigekommen sein. Ich riss meine Tür auf und sah wie Shannon von George an den Haaren hinterhergezogen wurde. Er schliff sie scheinbar geradewegs ins Bad, als die anderen Jungs ebenfalls hinterherkamen. "HALT DIE FRESSE!", schrie George der schrill kreischenden Shannon mitten ins Gesicht. "George bitte, das bringt doch jetzt nichts", versuchte Jorel in seinem gewohnt ruhigen Ton zu intervenieren.

Was hatte ich denn nun wieder verpasst? Jorel gab nicht auf und redete George weiterhin ins Gewissen, während dieser nicht einmal den Anschein machte, sich zu beruhigen. "DIE SCHLAMPE LEBT SCHON VIEL ZU LANGE HIER!" Aron bemerkte meinen fragenden Blick wohl als Einziger und stellte sich neben mich. "Was hat sie diesmal angestellt?" George flippte immerhin nicht ohne Grund so aus. "Sie ist abgehauen. Hat es diesmal sogar bis vor an die Straße geschafft, bis George sie wieder einsammeln konnte. Er ist langsam echt angepisst."

"Wenn wir sie nicht in den nächsten Tagen verkaufen können, bringt er sie garantiert um. Wäre schade um das Geld", stellte ich fest. Aron seufzte nur. Ihn mochte ich am liebsten, immerhin waren wir schon immer irgendwie auf der gleichen Wellenlänge. Die anderen konnte ich zwar auch gut leiden, aber es war einfach nicht das gleiche, wie mit Aron und mir. Dafür hatten Jorel und George ein enges Band zueinander - zwischen die beiden konnte sich nichts und niemand stellen. Paolo stieß erst vor einigen Monaten zu uns, deshalb war er in meinen Augen eher ein Geschäftspartner, als ein Freund.

"Bitte hilf ihr! Er soll sie nicht töten!", ertönte nun eine mickrige Stimme hinter mir.  Was?!

Ava stand plötzlich dicht hinter mir im Türrahmen. Sie sprach so leise, dass nur Aron und ich sie bemerkt hatten. War das gerade ihr Ernst? Sie wusste doch aber hoffentlich schon, hinter wem sie sich da gerade versteckte? Und was zur Hölle erwartete sie denn jetzt, was ich mache? Ich drehte mich um und schob sie mit Leichtigkeit zurück in die Raummitte. "Wird er nicht. Was bitteschön geht denn gerade in deinem Köpfchen vor, dass du mich um sowas bittest?" Das Gebrüll aus dem Flur ließ langsam nach. Ehrlich gesagt interessierte es mich auch nicht mehr, Jorel würde das immerhin schon gerade biegen, so wie immer.

Unschuldig schaute Ava mir in die Augen, als hätte sie gerade begriffen, wie absurd ihre Idee war. "Tut mir leid", nuschelte sie nun, kaum verständlich in den Kragen meines Hoodies. "Hör auf dich zu entschuldigen, ich bin nicht angepisst. Ich versuche gerade nur, deine Gedanken und Prioritäten einzuordnen, die verstehe ich nämlich gerade ganz und gar nicht." Eigentlich wollte ich mich nie großartig mit meinen Opfern Unterhalten, dafür interessierten sie mich allesamt einfach zu wenig. Außerdem raubte Ava mir seit sie da war den letzten Nerv mit ihrem elenden Geheule. Aber dieses Verhalten hier war gerade so strange, dass ich nachhaken musste. Schnell ging ich die Tür schließen, um mich ungestört meinen Fragezeichen im Kopf widmen zu können.

"Ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe. Ich wollte nicht respektlos sein, wirklich. Ich dachte nur...."
"Dass man mir ins Gewissen reden kann?", unterbrach ich sie. Ava blickte verzweifelt zu Boden. "Ich sag dir was, Sonnenschein. Sowas wie ein Gewissen suchst du bei mir vergeblich. Ich würde trotz allem jetzt ganz gerne von dir wissen, ob du gerade mehr Angst davor hattest, was George Shannon antun könnte, als vor dem, was ich dir antun könnte?" Das wurde jetzt allerdings wirklich interessant. "Aber er... er tut ihr weh und will sie töten, ich habe es gehört. Du quälst mich nur psychisch... Also.... du hast mich nicht verprügelt oder so...", stammelte sie mir, immer leiser werdend entgegen. Das musste doch echt ein Witz sein.

"Wenn du dich kurz mal ein paar Tage zurückbegibst, Kleine, würdest du da nicht sagen, ich habe dir schreckliches angetan?" War sie irgendwie senil oder sowas?!
"Ja.. das wart ihr aber Alle..", mit jedem gesprochenen Wort wurde sie ein bisschen leiser. Anscheinend hatte sie selbst realisiert, was sie da gerade für einen Bullshit von sich gab.
"Dann solltest du dich an unser letztes Gespräch erinnern. Von wegen Verantwortung und der ganze Scheiß. Was denkst du denn, wer deine Vergewaltigung bis ins kleinste Detail geplant und angeordnet hat?"

Ava schien erst in diesem Moment zu begreifen, dass jeder Schritt in meiner Hand gelegen hatte. Sie schluckte einmal steif und sagte kein Wort mehr. Gut so, das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte, war ein übereifriges Opfer, dass keinerlei Angst vor mir hatte. Jetzt hatte ich sie glücklicherweise wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und somit wahrscheinlich auch nochmal eine Nummer gefügiger gemacht.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach die Stille zwischen uns. "Hey, kann ich reinkommen?" Es war Aron. Nach meiner Bestätigung betrat er das Zimmer und schloss die Tür direkt hinter sich. "Jorel konnte ihn noch davon abhalten, sie umzubringen. Er hat sich sogar bereit erklärt, sie im Keller einzusperren, damit George sie heute nicht mehr sehen muss." "Ihr Glück." Was anderes fiel mir dazu nicht mehr ein. Shannon ging mir mittlerweile ehrlich gesagt auch schon richtig auf den Sack. Wir hatten sie nur noch bei uns, weil es offene Rechnungen mit Aktiv-Accounts gab, die ihre Wünsche aufgrund fehlender Makellosigkeit am Objekt noch nicht erfüllt bekommen konnten. Allerdings war uns das mittlerweile egal. Die User sollten einfach ihr scheiß Geld zurücknehmen, damit wir die Alte endlich weiterverkaufen konnten.

Wir verdienten unser Geld schon lange mit Filmchen, die wir ins Darknet hochluden. Unser Boss, Roman, war dabei der Drahtzieher in der ganzen Geschichte. Er war seit Jahren ein großer Fisch im großen Darknet-Aquarium und wusste von Anfang an, worauf es ankam. Wir brauchten ihn also, um eine gewisse Reichweite zu erlangen, dafür führten wir seine Aufträge aus. Unsere Filme konnten ausschließlich von den Usern leben, die sich diese auch anschauen wollten. Pro Film musste ein User 20$ Zahlen. Zusätzlich konnten sich eine begrenzte Anzahl an Usern einen sogenannten "Aktiv-Account" erkaufen. Diese bezogen sich dann hauptsächlich auf das Objekt - also das Opfer. So ein spezieller Account kostete saftige 5.000$ und berechtigte den jeweiligen User dann dazu, sich aktiv an den Filmchen und den dort enthaltenden Foltermethoden oder Ähnlichem zu beteiligen. Wünschte sich also ein Aktiv-Account-User, dass wir jemandem die Genitalien mit einem Schweizer Taschenmesser sezierten, so taten wir das.

Das war unser Geschäft. Roman bezahlte uns prozentual. Wir waren nicht die einzigen, die für ihn arbeiteten und mussten uns immer wieder von Neuem beweisen. In letzter Zeit lief das Geschäft allerdings nicht so gut, das Angebot im Darknet wurde einfach immer vielseitiger. Shannon bereicherte uns gerade noch so mit drei Aktiv-Accounts, die sich blöderweise erst relativ spät ergeben hatten. So kam es also, dass wir sie folterten, um die Standard-Views aufrecht zu erhalten, bis sich scheinbar drei Freunde an Aktiv-Accounts wagten. Diese Spackos wünschten sich natürlich ausgerechnet eine Shannon, deren Wunden schon verheilt waren, damit sie, jeder für sich, die volle Kontrolle über ihren Körperzustand hatten, wenn wir sie für Nummer 1 bis aufs Blut auspeitschten, für Nummer 2 alle Fußzehen mit einem Hammer demolierten und für Nummer 3 ihre Nippel abschnitten und zunähten. Komische Fetische.

Roman musste sich schließlich etwas einfallen lassen, damit sich unsere Filme wieder lohnten und das Geld wieder fließen konnte. Also beschloss er, eine Handvoll Frauen beschatten zu lassen und eine Umfrage an die User zu stellen, welche von ihnen am reizvollsten für weitere Filmchen wäre. Sein dämlicher Sohn Gregor hatte hierbei meine liebe Ava vorgeschlagen. Die Community war scheinbar so angetan von diesem naiven Mädchen, dass sich so hoffnungslos durch das Leben kämpfte, dass sie mit Abstand in der Umfrage vorne lag. Wie man an unserem riesen Erfolg gut sehen konnte, war diese Entscheidung wirklich Goldwert.

Psycholove - Deal with the darknet |✔️ [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt