Kapitel 27

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"Weißt du was? Scheiß drauf. Hör auf zu heulen, ich hab 'ne andere Idee. Ich bin sofort wieder bei dir." Mit diesen Worten ließ Jack mich alleine in seinem Bett zurück, welches mir trotz übergeworfener Wolldecke extrem kühl vorkam.

Die Chance nutzte ich natürlich sofort, weshalb ich mir eilig wieder eines seiner weiten Shirts über den Kopf zog, gefolgt von einer meiner schwarzen Leggings. Ich wusste zwar nicht, was für eine dämliche Idee er nun wieder hatte, doch es konnte nicht schlimmer sein als das, was wir gerade in meinen Gedanken vor sich ging.

Wenige Minuten später kehrte Jack zurück und zog mich an den Händen aus dem Bett, in welchem ich mich mittlerweile wieder verkrochen hatte. "Komm schon, Ava. Du wirst auch was davon haben." Jetzt war ich tatsächlich gespannt.

Jack schliff mich aus seinem Zimmer bis nach unten, durch die Küche, in welcher Paolo gerade etwas zu essen zubereitete, bis hin zu einem mir bisher unbekannten Raum. In diesem Raum befand sich ein Billardtisch, ein großer Fernseher sowie eine kleine Miniaturbar, mit exakt zwei Barhockern daran. Außerdem zierte eine Dartscheibe die Wand, die einige Löcher darüber und darunter aufwies. Allem Anschein nach gingen wohl hin und wieder einige Pfeile daneben.

Der Raum war generell recht hell und offen gehalten - er wirkte fast so, wie ein Gemeinschaftsraum eines Studentenwohnheims. Ich war überrascht, dass dieser Raum überhaupt existierte. Alleine die Vorstellung, dass Jack sich hier mit seinen Jungs zusammenschloss um absolut normale Dinge zu tun, kam mir unwirklich vor.

"Setz dich", sagte Jack nun und deutete mit der Hand auf einen der Barhocker. Auf der Bartheke befanden sich einige alkoholische Getränke in Flaschen sowie bereits gefüllte Schnapsgläser.
"Willst du etwa einen mit mir trinken?", fragte ich jetzt verwirrt. "Ja. Ich habe Lust auf ein kleines Spiel", antwortete er.

"Du hast Fragen an mich und ich habe Fragen an dich. Der erste Deal wird scheinbar so nicht umsetzbar sein, aber daran soll es nicht scheitern. Für jede Frage, die du mir stellst, musst du einen trinken. Besser gesagt, für jede Antwort die du darauf von mir erhältst. Im Gegenzug dazu, zählt für mich natürlich das Gleiche. Wer eine Frage nicht beantworten will, muss ebenfalls trinken, allerdings das Doppelte. Verstanden?"

"Verstanden." Wenn ich mir seine Antworten lediglich ersaufen musste, brauchte ich nicht groß überlegen. Mir war zwar bewusst, dass dieses Spiel nicht ganz so fair und ausgeglichen war, da er sehr viel mehr als ich vertrug, doch im Vergleich zum letzten Deal war mir das nur recht.

"Gut, ich fange an. Wie lautet dein vollständiger Name?", fragte Jack nun.
"Wirklich jetzt? Ava Maria Williams. Das wusstest du doch aber mit Sicherheit", bemerkte ich, woraufhin er nur grinste. "Jap, ich wollte wissen, wie ehrlich du bist. Möglicherweise weiß ich noch viel mehr, was ich dich fragen werde, nur um dich zu testen. Solltest du einmal unehrlich sein und ich merke es, ist das Spiel beendet. Jetzt bist du dran", erklärte Jack, bevor er seinen Shot leertrank und sich sofort nachfüllte.

"Wie alt bist du, Jack?" Von allen wichtigen Fragen, die mir die letzten Wochen im Kopf herumgeisterten, war das also die erste, die ich ihm zu stellen wagte. Klasse, Ava. Ganz schwache Leistung.

"Ich bin 26, süß dass du fragst. Findest du mich attraktiv?"

Oh na super, was sollte ich denn darauf antworten? Zuerst trank ich meinen Shot, woraufhin Jack mein Glas wieder auffüllte. "Keine Ahnung. Dein Charakter macht es mir schwer, alleine dein Äußeres zu beurteilen", antwortete ich einfach wahrheitsgemäß.

"Nein, darauf trink ich keinen. Ich will eine klare Antwort", verweigerte er seine Pflicht.

"Okay. Hätte ich dich auf der Straße getroffen, wärst du mir vermutlich nicht unbedingt ins Auge gestochen. Wärst du allerdings ein guter Mensch und ich würde dich schon länger kennen, würde ich wahrscheinlich sagen, dass du wirklich recht attraktiv bist. Nicht überirdisch umwerfend, aber keinesfalls unattraktiv. Zufrieden?" Was war nur in mich gefahren? Hätte ich nicht einfach sagen können, dass er attraktiv ist, um ihn zufrieden zu stellen? Aber es war die Wahrheit. Der Charakter entscheidet bei mir enorm darüber, wie attraktiv ich eine Person im Endeffekt finde. Jack sah nicht aus wie ein glattes Männermodel, doch das hatte mich sowieso noch nie angesprochen. Das perfekt Unperfekte machte ihn tatsächlich ziemlich ansehnlich in meinen Augen, doch seine Taten waren der Grund dafür, dass ich sein Äußeres bisher noch nie beurteilt hatte.

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