Kapitel 25

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Als wir schließlich in dem mir mittlerweile vertrauten Höllenhaus ankamen, rief Jack sofort irgendjemanden an. Zuerst wurde ich aus seinem gereizten Gerede nicht schlau, doch seine nächsten Äußerungen erschienen mir dann doch ziemlich eindeutig.

"Nein, ich brauche eine, die ihre Fresse hält. Am besten in der nächsten Stunde."

...

"Ist mir scheißegal was das Mädel für eine Haarfarbe hat."

...

"Hör zu, es interessiert mich wirklich kein bisschen wie sie aussieht, wie sie heißt, wie alt sie ist, welche Geschichte sie hinter sich hat oder welcher Nationalität sie angehört. Schick mir einfach so schnell wie möglich irgendeine, die einfach nur ihre verfickte Fresse hält!"

Nachdem ich realisierte, was Jack da gerade forderte, schaltete sich mein Verstand komplett ab. Mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu und schlug ihm mit einem Ruck sein Handy aus der Hand. So geschockt, wie er mich daraufhin ansah, hatte er mit allem gerechnet, nur nicht damit.

"Kannst du mir mal erklären, was das soll?!", brüllte er mich fassungslos an. Schnell hob ich das Handy vom Boden auf und betätigte den roten Hörer um aufzulegen.

"Du kannst dir doch nicht einfach ein armes Mädchen aussuchen, an dem du deine Wut rauslassen kannst!" Oh Gott, das musste der Alkohol sein, der sich in mir ausbreitete. Anscheinend vertrug ich rein Garnichts mehr.

"Und wie ich das kann!", sagte er wütend und versuchte, mir das Handy wieder aus der Hand zu reißen. Ich reagierte allerdings schnell genug und versteckte es hinter meinem Rücken, wie es ein kleines Kind machen würde. "Fuck, gib mir das verdammte Handy. Wenn ich das jetzt nicht tue, passiert etwas, was wir beide bereuen werden!"

"Gut Jack, dann lass es an mir aus, wie es deine Freunde dir sowieso geraten haben!" Gott im Himmel, wie dämlich war ich überhaupt? Ich sollte nie wieder etwas trinken, wenn solch ein Pseudo-Mut dabei rauskam. Aber ich konnte es doch nicht zulassen, dass er einem anderen Mädchen grausame Dinge antat, so wie er es damals bei Shannon tat.

Damals sagte er, dass er mit mir nicht ganz so schreckliche Dinge anstellen würde, wie mit Shannon. Ich setzte gerade einfach naiv darauf, dass das auch jetzt noch galt, sodass ich einer Unschuldigen unendliches Leid oder vielleicht sogar den Tod ersparen konnte. Wenn er mich dafür quälte, war das vielleicht nur ein kleineres Übel. Verloren war ich ja sowieso längst, vielleicht konnte ich dafür tatsächlich noch jemanden retten.

"Das willst du nicht wirklich", schnaubte Jack nun irgendwie herabwürdigend.
"Doch. Wenn du dich davon schon nicht abbringen lässt, dann halte ich dafür her."

Schneller als ich reagieren konnte kam Jack einen Schritt auf mich zu und hielt meine Arme fest um sie nach vorne zu ziehen. Dann nahm er sein Handy aus meiner Hand und rief erneut bei diesem Jemand an, woraufhin ich schon wieder protestieren wollte.

Jack jedoch hob seinen Zeigefinger an meine Lippen, gefolgt von einem sachten "Psst".

"Hat sich erledigt. Brauch keine mehr." Während er diese Worte sagte, blickte er mir tief in die Augen. Selbst als er sein Handy wieder in die Hosentasche steckte, wandte er seinen Blick nicht von mir ab. Langsam begriff ich, was ich mir da gerade selbst angetan hatte.

"Hast du Angst, Ava?", fragte Jack nun durchaus ziemlich beängstigend.

"Ich hab ne Scheißangst, wenn ich ehrlich bin. Aber ich ertrage es nicht noch einmal, dass jemand anderes leiden muss, damit ich verschont bleibe", gab ich ehrlich zu.

Psycholove - Deal with the darknet |✔️ [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt