Kapitel 17

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"Guten Morgen, Sonnenschein", weckte mich ein bereits frisch geduschter und angezogener Jack. Seine Stimme verriet mir sofort, dass es eben kein guter Morgen war, weshalb ich ein wirklich ungutes Gefühl in meiner Magengegend verspürte.

"Schlechte Neuigkeiten. Die heutige Forderung wird fies für dich und wir müssen gleich anfangen." Entweder ich war doch noch nicht richtig wach und träumte oder aber er überrumpelte mich gerade wirklich mit so einer beschissenen Nachricht.

Wenn sogar er es als 'fies' empfand, war mir jetzt schon nach Heulen zumute. Wie konnte er das gestern Abend nur für sich behalten, wenn es so schlimm war? Dabei hatte ich echt das Gefühl gehabt, dass wir gestern irgendwie offener miteinander umgegangen waren. Doch genauer betrachtet war er natürlich immernoch ein hochkrimineller Psychopath, der mich entführt hatte und seitdem gefangen hielt.

Anscheinend bemerkte er mein erschrockenes Gesicht, denn er kam mit schnellen Schritten auf mich zu und nahm es in seine großen Hände.

"Ganz ruhig. Es ist nichts lebensbedrohliches und Aron kümmert sich anschließend sofort darum, dass der Schmerz nachlässt."

Doch das beruhigte mich ganz und gar nicht.

"Sag mir bitte um was es geht", flüsterte ich ihm leise entgegen, mit meinem Gesicht immer noch in seinen Händen. Jack atmete einmal tief ein und wieder aus, bevor er antwortete.

"Ich werde dir heute deine hübschen Fußnägel entfernen müssen. Der gleiche Kerl hat sich das vor einigen Wochen schon bei Shannon gewünscht, keine Ahnung was das für ein komischer Fetisch sein soll."

Ich spürte, wie sich meine Augen ganz automatisch vor Angst weiteten. "Nein Jack, bitte tu das nicht", flehte ich ihn an. Selbstverständlich wusste ich, dass mir das rein gar nichts half, schließlich war ich ja nur aus exakt diesen Gründen hier.

"Du kannst mir glauben, dass ich mir auch Schöneres vorstellen kann. Eigentlich hätte George es für mich übernommen, da er das bei Shannon auch durchgezogen hat. Aber loyal wie ich dir gegenüber bin, werde ich das übernehmen." Jack erzählte das gerade, als wäre er ein beschissener Held. Was hatte ich denn bitte davon, dass er es tat und nicht ein anderer?

War es nicht sowieso einfach nur schrecklich, dass man sowas tat?

Ich konnte nur noch ungläubig mit dem Kopf schütteln. Was sollte man auch noch weiter betteln und flehen, wenn man doch sowieso wusste, dass es kein Entkommen gab?

"Wieso hast du mir das nicht gestern schon gesagt?", wollte ich kleinlaut wissen.
"Hättest du dann schlafen können?", entgegnete er mir.
"Nein." Trotzdem machte es mich unendlich wütend und fassungslos - so wie alles hier.

"Siehst du, das meinte ich damit, dass es Dinge gibt, die du besser nicht wissen solltest. Zumindest nicht zu früh." Dachte er etwa, dass er mir damit auch noch etwas Gutes tat? Wieder einmal wurde ich nicht schlau aus ihm, seinen Worten und seinen Taten. Nichts passte zusammen.

"Die Jungs bereiten gerade alles im Keller vor. Ich weiß, es wird verdammt wehtun, aber du schaffst das. Beiß die Zähne zusammen."

Wenn ich noch einmal hörte, ich solle meine verfluchten Zähne zusammenbeißen, verlor ich vermutlich auch noch das letzte bisschen Verstand, von welchem ich glaubte, es noch zu besitzen. "Fick dich", war das einzige was ich ihm in diesem Moment noch zu sagen hatte.

"Das ist die richtige Einstellung." Daraufhin lächelte er. Dann hob er mich aus dem Bett heraus und trug mich ohne weitere Zeit zu verschwenden in den Kellerraum, in welchem ich kurz zuvor noch mit Shannon saß.

Psycholove - Deal with the darknet |✔️ [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt