Der Pakt

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Es war kurz vor Mitternacht, als ich die steile Wendeltreppe zum Keller hinunter lief. Das fahle Laternenlicht reichte kaum aus, um mir den Weg vernünftig zu leuchten und ich wäre mehrere male fast die Treppe herunter gefallen. Kurz bevor ich unten ankam, hielt ich jedoch inne. Ob jemand Kiyans Blut aufgewischt hatte? Die Erinnerung an seinen Tod schmerzte noch immer unerträglich und ich wagte es kaum meinen Fuß auf den Boden zu setzen und um die Ecke zu spinksen. Als ich mich dann irgendwann überwunden hatte, stellte ich erleichtert fest, dass nichts mehr an Kiyans Tod erinnerte und ich traute mich die Kerzen an der Wand zu beleuchten. Der Raum hatte sich nicht verändert. Die Wachen hatten lediglich den Opferaltar weggetragen gehabt, sodass nun der Spiegel, den ich befohlen hatte hier her zu bringen, in der Mitte des Pentagrams stand.

Ich wusste genau, dass ich mit dieser Aktion Samus Zorn auf mich ziehen würde. Doch je länger ich darüber nachgedacht hatte, umso mehr gefallen hatte ich an der Idee eines neuen Pakts gefunden. Ich würde einfach besser verhandeln.

So wie ich es in einem der Magie Bücher gelesen hatte, entledigte ich mich all meiner Kleidung und stellte mich vor den Spiegel. Mit dem schwarzen Dolch, den ich zuvor aus Samus Schreibtisch gestohlen hatte, schnitt ich mir in den Daumen und malte mit dem Blut ein umgedrehtes Kreuz auf meine Stirn.

„Demütigst rufe ich nach Euch mein Gebieter. Bitte erhört mein flehen. Veniam ad te dominum meum vocant. Placere exaudi deprecationem meam", murmelte ich immer und immer wieder, während ich die Arme langsam von meinem Körper Strecke und meinem Spiegelbild fest in die Augen starrte.

Eine Zeit lang stand ich einfach nur so dort, ohne das etwas passierte. Als ich gerade überlegte aufzugeben, begann das Kerzenlicht zu flackern. Ein rauer Wind peitschte mir entgegen und ich hatte Mühe die Augen offen zu halten. Der Raum füllte sich mehr und mehr mit schwarzem Nebel, bis es schließlich so dunkel war, dass ich den Spiegel, der unmittelbar vor mir stand, nicht mehr sehen konnte. Der Wind verschwand langsam wieder und vor mir leuchteten zwei rote Augen auf. Es hatte tatsächlich funktioniert...

„Du hast nach mir gerufen?", hallte eine düstere Stimme durch den Raum.

Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Für einen kurzen Moment bereute ich das, was ich gerade getan hatte. Aber dieses Gefühl hielt nicht lange an. Ich verbot es mir.

„Mein Gebieter", sagte ich mit fester Stimme und verneigte mich tief vor ihm.

Er hatte keine Gestalt, doch ich konnte seine Anwesenheit klar spüren. Nicht einmal Kiyans und Lynns Präsenz waren so beängstigend gewesen.

„Mein Name ist Miko Kamarelis. Ich bin König des sechsten Königreiches Phinea. Ich spreche zu Euch, denn mein Volk ist in Gefahr."

Für einen Moment herrschte ruhe. Die Flammen der Kerzen tanzten aufgeregt auf ihren Plätzen und die Luft knisterte, so als wäre sie elektrisch geladen.

„Ich weiß, wer du bist. Auch diesen Ort kenne ich. Bist du hier, weil du in die Fußstapfen dieses törichten Königs treten möchtest?", mutmaßte er dann.

Er nannte Kiyan töricht?

„Nicht ganz. Aber ich bin voll und ganz auf Eure Hilfe angewiesen mein Gebieter", antwortete ich, während ich demütig auf den Boden starrte.

„Ich helfe niemals. Ich erwarte eine Gegenleistung!"

Ich nickte leicht und richtete mich langsam vom Boden auf. Es schien mir angemessener zu sein meinen Wunsch auf Augenhöhe zu äußern.

„Ich möchte, dass Ihr mein Reich und jeden seiner Bewohner schützt. Ich möchte, dass Phinea den Krieg gewinnt und mein Volk ein sicheres und glückliches Leben führen kann. Bitte Gebieter, nennt mir Euren Preis."

The King (BoyXBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt