Das Gespräch

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„Also? Was wolltest du mir erzählen?", fragte ich an Samu gewandt, nachdem wir es uns auf meinem Bett bequem gemacht hatten.

„Naja ich denke du solltest dir klar machen, dass das nicht mehr der Kiyan ist, den du mal kanntest", begann er und sah mir ernst in die Augen.

„Das weiß ich."

Ja richtig. Ich wusste es bereits, doch trotzdem fühlte sich mein Körper und mein Geist noch immer so zu ihm hingezogen. Er hatte mir so gefehlt während seiner Abwesenheit und wenn er da war, fühlte es sich so vertraut an. Auch wenn er immer noch etwas unheimliches an sich hatte und oft bedrohlich wirkte, so machte es mir nun weniger aus. Vielleicht hatte ich mich auch nur schneller wieder daran gewöhnt. Oder ich war einfach etwas mutiger geworden.

„Wenn du ihn auf dem Schlachtfeld gesehen hättest, würdest du ihn aber nicht mehr so nah an dich heran lassen..."

Ich schluckte. Wie schon unzählige male zuvor, sah ich wieder all diese brennenden Soldaten, hörte ihre Schreie. Ich hatte bereits gesehen wie grausam Kiyan geworden war und hatte mich dennoch auf ihn eingelassen. Entweder ich war ein wirklich großer Idiot oder er manipulierte mich irgendwie. Anders konnte ich mir mein Verhalten nicht erklären, denn hätte ich ihn vor drei Jahren so gesehen, hätte ich jeden weiteren Kontakt vermieden.

„Ich weiß bereits, dass er die Menschen mit schwarzen Flammen verbrennt", antwortete ich ihm und richtete meinen Kopf Richtung Fenster.

Ich hatte in den zweieinhalb Wochen oft an dieses Szenario gedacht. Merkwürdigerweise vergaß ich es, wenn ich bei Kiyan war. Trotz der drei Jahre, fühlte sich seine Nähe einfach noch viel zu gewohnt an. Dabei hatte ich nur zwei Wochen meines Lebens mit ihm verbracht gehabt...

„Ich wünschte er hätte das mit den Soldaten auch getan. Aber er hat sie auf eine viel grausamere Art und weise getötet, manche sogar zu Tode gefoltert."

Angespannte Stille herrschte in dem fahl beleuchteten Raum. Niemand hatte sich die Mühe gemacht die Kerzen zu beleuchten. Die Stimmen der Gäste hallten leise in den Fluren nach, aber waren noch so weit weg. Wollte ich Samu wirklich weiter zuhören?

„Auf welche Weise?"

Samu musterte mich unschlüssig, bevor er schließlich fortfuhr.

„Am harmlosesten waren seine Massenenthauptungen. Damit hat er die Armee von Salvito in nicht einmal zwei Tagen besiegt oder eher gesagt ausgerottet und zwar ganz alleine. Er brauchte niemanden von uns, allerdings bestand Salvitos Armee ja auch nur aus 1250 Soldaten..."

Ich presste die Lippen aufeinander. Nur... Das waren 1250 Soldaten, deren Köpfe nun irgendwo im Grenzgebiet zu Salvito lagen. 1250 Leben, die Kiyan genommen hatte. Eine unvorstellbar große Zahl. Wie konnte er nur so viele Menschen töten?

„Levikos Armee hat relativ schnell aufgegeben. Aber Leviko war ja schon immer ein Reich voller Feiglinge. Mit dieser Truppe wurde unsere Armee zum Großteil selbst fertig. Die Soldaten, die nicht im Gefecht getötet wurden oder geflohen sind, die nahmen wir gefangen", berichtete Samu weiter.

Für einen Moment verstummte er jedoch wieder.

„Ich habe Kiyan auch sehr vermisst...", sagte er dann leise und sah zu Boden.

Das war das erste mal, dass Samu mir irgendetwas über seine intimeren Empfindungen erzählte. Dennoch verstand ich nicht, was das mit seiner Erzählung zu tun hatte. Er schien meine Verwirrung zu bemerken, denn er fuhr fort:
„Vergiss nicht, er war immer wie ein kleiner Bruder für mich. Aber seit er zurück ist, kann ich ihn nicht mehr als solchen sehen und du solltest ihn auch nicht mehr als das sehen, was er früher für dich war... Möchtest du wissen, wie er die Soldaten gefangen genommen hat?"

The King (BoyXBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt