Ohne zu wissen wie ich dort hingekommen war, fand ich mich im nächsten Moment in Kiyans Armen wieder.
„Aber wie ist das möglich?", flüsterte ich ungläubig, während ich ihn fest an mich drückte, so als würde er wieder verschwinden, wenn ich ihn auch nur etwas sanfter umarmte.
Er war tot! Er war in meinen Armen gestorben. Wie konnte er jetzt hier vor mir stehen? Hätte meine Bedienstete ihn nicht auch gesehen gehabt, hätte ich ihn für eine Fatamorgana gehalten. Aber was genau war er? Ein Geist? Hatte Kiyans Seele keinen Frieden finden können? Aber wieso tauchte er dann erst jetzt auf?
„Ich scheine dir ja wirklich gefehlt zu haben", stellte Kiyan derweil fest und ich hatte das Gefühl, er ignorierte meine Frage ganz bewusst.
„Wieso lebst du noch?"
Ich konnte dennoch nicht anders, als ihn zu fragen. Hatte ich all meine Trauer an einen lebenden verschenkt? Hatte er uns vielleicht alle nur getäuscht, damit er den Pakt lösen konnte?
„Lass uns etwas spazieren gehen", antwortete er bloß, stand auf und zog mich auf meine Beine.
Für einen kurzen Moment standen wir nur einige Zentimeter voneinander getrennt und blickten uns in die Augen. Ein unwohles Gefühl überkam mich und mir erschien seine Präsenz noch viel stärker und furchteinflößender zu sein, als ich sie in Erinnerung hatte. Doch vielleicht hatte ich auch einfach nur vergessen gehabt, wie stark sie war...
Entgegen meiner Erwartungen war Kiyan derjenige, der etwas Distanz zwischen uns schaffte und in Richtung Tür loslief. Für einen kurzen Moment war ich wie versteinert und überlegte, ob ich ihm wirklich folgen sollte. Aber mein Drang diese Situation zu verstehen überwog und so folgte ich ihm durch die Flure, bis er schließlich an der Tür zum Rosengarten angelangte, welche er ohne zu zögern öffnete und die Marmorstufen hinunter trat. War das tatsächlich Kiyan? Verwundert blieb ich stehen und musterte ihn ausführlich.
„Ich werde dich schon nicht fressen...", bemerkte er lächelnd und blickte erwartungsvoll in meine Richtung.
Zaghaft setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis ich schließlich vor ihm stand.
„Dass wir uns auf so eine Weise mal wieder sehen, hätte ich wirklich nicht gedacht", teilte er mir dann mit, während er sich in Bewegung setzte und dem schmalen Weg durch den Garten folgte.
„Wie meinst du das?", fragte ich etwas verwundert.
Diese ganze Situation fühlte sich so surreal an... Ich ging mit Kiyan, der eigentlich tot sein müsste, durch den Rosengarten spazieren, den er immer so gemieden hatte. Träumte ich?
„Ich habe dir den Thron damals nicht überlassen, damit du den selben Fehler machst wie ich."
Er blieb stehen und blickte mich ernst an. Als er bemerkte, dass ich keine Ahnung hatte, worauf er hinaus wollte, fuhr er fort:
„Darf ich mich vorstellen? Ich bin deine Waffe um den Krieg zu gewinnen und dein Volk zu retten. Außerdem bin ich der Wächter, der darauf acht gibt, dass du den Pakt nicht brichst."
Wie erstarrt, blickte ich ihn einfach nur an. Was hatte er da gerade gesagt? Konnte das wahr sein?
„Aber das würde ja Bedeuten..."
„Richtig. Ich bin ein dämonischer Geist", sprach er es laut aus.
„Wie ist das möglich?"
Ich verstand es nicht. Wie konnte de Teufel ihn geschickt haben? Wie konnte er nun ein Diener des Teufels sein? Das ergab doch keinen Sinn!
„Du verstehst es noch immer nicht?"
Ein bitteres lachen entwich seinen Lippen und er wandte seinen Blick von mir ab.
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The King (BoyXBoy)
Fantasy-- Teil 2 von "The Magician" -- Mit eleganten Schritten bewegte er sich auf den Schreibtisch zu, um einige Meter davor stehen zu bleiben und mich mit einem teuflischen Lächeln auf den Lippen anzusehen. „Lange ist's her, mein König", begrüßte mich se...