Die Versuchung

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Kaum waren wir in meinem Gemach angelangt, drückte Kiyan mich gegen eine der Wände. Sein Körper als Schild, dass mir den Weg versperrte. In seinem Blick lag etwas seltsames und ich konnte nicht deuten, was es war. Alles, was ich in diesem Moment wusste war, dass er mir Angst machte. Von wegen er hatte keine Macht mehr über mich.

„Was wird das?", erkundigte ich mich Vorsichtig, als wir ein paar Sekunden so verharrt waren.

„Ich prüfe deine Ergebenheit", antwortete er knapp, bevor er begann mein Hemd aufzuknöpfen.

„Kiyan!"

Erschrocken versuchte ich seine Hände von mir wegzudrücken, doch blieb ohne Erfolg. Er war viel stärker, als ich. Schließlich waren alle Knöpfe geöffnet und er begann mit seinen eiskalten Fingern über meine Brust zu streichen. Warum zur Hölle gefiel mir diese Situation hier irgendwie? Nein... Sie gefiel mir nicht. Ich mochte Kiyan nicht. Ich würde nicht zulassen, dass er den Pakt gefährdet!

„Ich hasse deinen Pakt", flüsterte er leise, bevor er seine Lippen auf meinen Hals presste und diesen mit Küssen übersäte.

Ein kleines keuchen entwich meinen Lippen und ich verfluchte mich dafür. Ich musste mich zusammenreißen! Das hier war nicht Kiyan. Nein, er war irgendjemand anderes, der einfach nur zufälligerweise so aussah.

Kiyan fühlte sich von meiner Reaktion scheinbar ermutigt weiter zu machen und saugte sich an einer Stelle an meinem Hals fest. Nein! Kein Knutschfleck! Wie sollte ich das irgendjemandem erklären? Meine Mutter würde mich töten...

„N-nicht...", stotterte ich und versuchte ihn von mir zu schieben.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sehr meine Hand zitterte.

Tatsächlich löste Kiyan sich von meinem Hals und ergriff meine Hand.

„Ich will doch bloß, dass es so ist, wie es war", flüsterte er kaum hörbar, bevor er sich langsam mit seinen Lippen meinen näherte.

Wie es früher war... Was auch immer zwischen uns gewesen war früher, es hatte mich eine kurze Zeit lang sehr glücklich gemacht. Wenn ich mich daran zurück erinnerte, wurde mir warm ums Herz. Auch ich wollte diese Zeit wieder zurück haben, für einen kurzen Moment einfach alles um mich herum vergessen.

Getrieben von diesen Gedanken, rührte ich mich nicht und wünschte mir insgeheim, Kiyan würde sich etwas beeilen, bevor meine Vernunft doch noch Oberhand gewann. Kurz bevor unsere Lippen sich berührt hätten, schnellte jedoch die Tür auf, was mich erschrocken den Kopf zu ihr drehen ließ und Kiyans Lippen somit auf meiner Wange landeten. Samu, der gerade die Tür aufgemacht hatte, kam hereingestürmt und zog Kiyan unsanft von mir weg.

„Ich wusste doch, dass man dich nicht mit ihm alleine lassen sollte...", knurrte er mich an.

Einen Moment lang stand ich wie versteinert auf der Stelle, bis ich die ganze Situation irgendwie begriffen hatte. Ich hätte ihm nachgegeben. Ich hätte mein Volk sterben lassen, nur weil ich Kiyan nicht wiedersehen konnte. Ich wäre bereit gewesen den Pakt zu brechen. Samu hatte gerade jeden Bewohner Phineas gerettet und sie wussten es nicht einmal.

„Kiyan, niemand steht auf Vergewaltiger", ermahnte Samu ihn.

Er stand inzwischen neben mir und zog mich von der Wand weg. Kiyan stand ein paar Meter von uns getrennt und starrte mich mit einem undefinierbaren Blick an.

„Es ist meine Pflicht darauf zu achten, ob er sich an den Pakt hält oder nicht", erwiderte er dann, ohne seinen Blick von mir zu nehmen.

Warte... Das war gerade alles absichtlich gewesen? Er hatte gewollt, dass ich den Pakt breche? Vermutlich hatte er nichts von dem, was er gesagt hatte ernst gemeint. Und ich war auch noch so töricht gewesen mich auf ihn einzulassen. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich in diesem Moment unglaublich gedemütigt und kompromittiert. Wieso tat er das?

The King (BoyXBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt