Der Ausweg

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Schweigend musterte ich ihn und dachte angestrengt nach, was genau er damit gemeint hatte. Doch egal wie sehr ich es auch versuchte, ich kam nicht auf die Lösung. Bevor ich ihn fragen konnte, kam Saum zurück in das Zimmer und musterte uns überrascht.

„Ihr seid ja immer noch hier", stellte er fest.

„Gleich nicht mehr. Bis später", brabbelte ich eilig, erhob mich und zog Kiyan mit mir.

„Die Könige sind für morgen um 13 Uhr herbestellt. Allerdings weigern sich manche die Verhandlungen anzutreten", rief er uns hinterher, bevor wir aus der Tür verschwunden waren und schließlich in meinem Gemach ankamen.

„Da hat es aber einer eilig", bemerkte Kiyan mit einem versauten Grinsen auf den Lippen, als ich schnell die Tür hinter uns schloss.

„Was meintest du eben damit? Was ist der Ausweg?", fragte ich, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.

Er musterte mich überrascht.

„Du wusstest es gar nicht, als du das vorgeschlagen hast?"

Ich schüttelte nur den Kopf und sah ihm fest in die Augen, was ihn nur wieder lächeln ließ.

„Du hast den Pakt als König von Phinea geschlossen, richtig?"

„Ja habe ich, was hat das damit zu tun?", wollte ich ungeduldig wissen.

Kiyan grinste, drehte sich von mir weg und lief ein paar Schritte durchs Zimmer. Er liebte es scheinbar noch immer seine Überlegenheit zu präsentieren, die Macht darüber zu haben, wann ich erfahre, was er meinte und ob ich es überhaupt erfahre. Doch ich würde ihm nicht zeigen, wie sehr er mich damit auf die Folter spannte. Ich würde ihn nicht anbetteln mir die Antwort zu sagen, sodass er die Lust an diesem Spiel verlor.

Er blieb an dem Fenster stehen und ließ seinen Blick über die Weite gleiten. Kiyan sah in diesem Moment aus wie in wunderschönes Gemälde. Hätte es mir jemand zum kauf angeboten, hätte ich es ohne zu zögern genommen. Egal wie teuer es gewesen wäre. Unweigerlich musste ich an Kiyans Porträt im Ballsaal denken. Auf diesem Bild war er noch sehr jung gewesen, vielleicht 15 Jahre alt, was ihm jedoch kein bisschen seiner Männlichkeit oder Attraktivität beraubte. Das Bild war erst nach Kiyans Tod dort aufgegangen worden. Samu hatte gesagt es sei eine Tradition keinen der derzeitig regierenden Könige mit seinem Bild irgendwo aufzuhängen, weil man daran glaubte, dass die Könige dann länger leben und regieren. In Kiyans Fall hatte das wohl leider nicht funktioniert.

„Wenn du jemanden wählst, der den Königen übergeordnet ist, verlieren Könige mehr oder weniger ihre Macht. Damit müssen Könige auch keine Könige mehr sein, sondern können als Minister fungieren, womit dein Pakt aufgehoben wäre. Schließlich wärst du dann kein König mehr. Der Pakt bindet aber nur dich als König", erklärte er schließlich, ohne seinen Blick vom Fenster zu nehmen.

Ich brauchte ein paar Momente, bis ich realisiert hatte, was er da gerade gesagt hatte. Das war der Ausweg? Das gesamte System unserer Welt zu verändern, nur damit ich mit Kiyan zusammen sein konnte?

„Sieh mich nicht so skeptisch an. Miko du willst doch unbedingt Frieden haben oder?"

Endlich drehte er sich vom Fenster weg und sah mich an, woraufhin ich seine Frage mit einem Nicken bestätigte.

„Es wird aber unmöglich sein dauerhaften Frieden zu erlangen, solange die Könige so viel Macht haben, aber vor allem solange sie nach noch mehr Macht trachten. Sie machen das nicht für ihr Reich, sie machen das einzig und alleine für sich. Wenn man jedoch die Königreiche vereint und die Könige in ihrer Macht einschränkt, dann können sie keines der Länder mehr angreifen, da jedes Land ihnen gehört, während ihnen aber auch jedes Land nicht gehört", fuhr er fort.

The King (BoyXBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt