20. Versteckte Fenster und Türen

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BEN

Ich blickte Maja über die Schulter und entdeckte ebenfalls das Wort, welches sie stutzig gemacht hat: Fenster. Doch bevor ich eines suchen konnte, lief Maja zielstrebig in eine Richtung. Ich schaute nach hinten, wo sich Angi und Alex küssten. Ich wartete ein paar Augenblicke, um sie nicht zu unterbrechen und bis sie sich selbst voneinander lösten, bis ich die beiden rief.

"Wir haben noch anderes zu tun. Zum Beispiel unsere eigenen Leben retten." Daraufhin griffen sie nach ihren Händen und rannten auf uns zu. "Maja hat ein Fenster gefunden." Ich deutete auf sie. Sie stand an einem Abgrund, vor ihr war ein Netz gespannt. Wir eilten auf sie zu, Finn überholte uns aber, die Zunge rausstreckend, und kam als erster bei ihr an.

"Jacko hat irgendetwas von Fenster geschrieben und tadaaa, da ist es." Maja steckte das Buch in die Beuteltasche ihres Pullovers, der an ihr riesig erschien.

"Na dann, los gehts, Bros!" Alex setzte einen Fuß auf das Netz und befand es für sicher. Auch ich schritt auf das Netz zu. Meine Füße übernahmen die Vorderhand, meine Hände gaben mir zusätzlichen Schutz. So kletterte ich vorsichtig nach unten. Dieses Netz erinnerte mich daran, wie meine Freunde und ich als Kinder oft auf einen Spielplatz gegangen waren und dann auf allen möglichen Klettergeräten gespielt hatten.

Ich gelangte vor den anderen, abgesehen von Finn, zu dem Fenster. Das Netz war ungefähr einen halben Meter über dem Fenster an der Wand befestigt. In der Nähe kundschaftete ich ein größeres Loch aus, und krabbelte dahin. Die anderen erreichten mich endlich.

"Ich habe eine Idee, ich lasse mich abseilen und von unten helfe ich euch dann." "Klingt nach einer guten Idee." Ich band mir ein Seil um die Hüfte und gab meinen Freunden das Ende, dann ließ ich mich langsam ab und hing nur noch an den losen Fäden des Netzes. Mit einem Ruck landete ich auf der Fensterbank eines zweiten Fensters.

"Der nächste kann." Ich band mir das Seil los und warf es nach oben. Maja folgte mir, dann Angi und zuletzt Alex. Bei ihm hatte er die Mitte des Seils weiter hinten im festen Teil des Netzes einmal umgewickelt, das eine Ende warf er uns zu, das andere schnürte er um sich.

Dann seilte auch er sich ab, zog das Seil zu sich und verstaute es. Endlich sahen wir durchs Fenster und der Anblick erhellte unsere Gesichter. Wir sahen Gras und Blumen wachsen, Bäume, die in einer Reihe standen und den tief dunkelblauen Himmel mit einem Halbmond. Wir waren fast draußen. Ich erkannte das Schiebefenster und bewegte die Scheibe federleicht nach oben.

Wir begannen wieder mit der Methode Abseilen. Einen schrecklichen Moment stellte ich mir vor, wir hätten kein Seil. Wir wären verloren gewesen. Voller Freude wollte ich den frischen Geruch der Nacht wahrnehmen, doch ich roch nichts. Mir war auch nicht sonderlich kalt, obwohl wir die Jahreszeit Winter zählten und es vorhin noch geschneit hatte.

Irgendetwas stimmte nicht. Ich hockte mich hin und grub meine Finger in den Boden. Ich rupfte das saftgrüne, perfekte Gras und schnupperte. Es roch nicht nach echten Gras, es war eine Fälschung. Dieser Raum war eine Fälschung. Ich verkniff mir sämtliche Schimpfwörter, während ich mich wieder aufrichtete und die anderen traurig ansah .

"Dieser Raum ist nicht echt. Es ist nur eine Fälschung der Wirklichkeit. Lass es lieber, Finn", sagte ich und Finn drehte sich zu mir um. Er erkundete eine lecker aussehende Frucht, doch vermutlich war sie auch eine Täuschung.

"Auf dich höre ich doch nicht." Finn streckte mir die Zunge raus und versuchte, das Obst zu pflücken, doch seine Kralle schwebte durch die Frucht hindurch.

"Oke, Leute, dann bringt es nichts, hierzubleiben. Lasst uns nach einem Ausweg suchen. Angi, Maja, ihr sucht hinter den Bäumen, vielleicht lässt sich da eine Wand eindrücken oder ihr findet Fenster oder sichtbare Türen."

"Und Ben und du?", fragte Angi. Alex schaute zu den Seiten, wahrscheinlich stellte der Raum einen Innenhof dar, der von den Hauswänden als Viereck eingegrenzt wurde. "Wir untersuchen die Seiten."

Ich übernahm die linke Seite, Alex die andere. Ich klopfte erst auf Augenhöhe die Backsteine ab, dann hockte ich mich hin und vollführte den gleichen Vorgang.

"Ich würde dir empfehlen, dich an der Wand entlangzurollen und dabei die gnze Zeit zu drücken, das ist die wirksamste Methode." Finn zeigte mir, was er meinte. Er schwebte an der Wand entlang und drehte sich die ganze Zeit um seine Achse. Dabei drückte er auf die Backsteine, sodass er ein paar Mal mit einem Teil seines Körpers in der Wand verschwand.

Als er mich herausfordernd anschaute, machte ich ihm nach, bis ich mich zum Ende der Wand gerollt hatte. "Der Vollidiot hat tatsächlich auf mich gehört", hörte ich Finn murmeln, als er, schallend lachend, auf Alex zustrebte. Verdammt, der kleine Enfel hatte mich veräppelt.

Verzweifelt blickte ich an der hohen Hausmauer hoch und erfasste mit meinem Auge ein Objekt. Eine Tür. 

"Hey Maja, Alex, Angi, kommt mal her!" Als sie bei mir angelangt waren, nickte ich zu der Tür.

"Krass, eine Tür in der Wand, mehrere Meter über dem Boden. Krass, Bro. "Alex zog die rechte Augenbraue nach oben und überlegte dann wohl, wie wir uns dieser Tür nähern konnten. Auch ich verfiel in meine Gedanken. Mein Blick wanderte umher und ich sichtete einen Baum in der Nähe der Tür.

"Folgt mir", sagte ich und erklomm die Äste der Kastanie. Ich rückte über den am nächsten liegenden Ast an die Wand heran.

"Hat jemand ein Seil?", fragte ich. "Jo, ich." Alex fischte das Seil aus einer Tasche. "Kann jemand gut werfen?" Ich sah, wie sowohl Maja als auch Alex bedeutungsvolle Blicke auf Angi richteten. 

"Okay." Ich ließ mir von Alex das Seil geben, dann zog ich einen Schuh aus und band ihn an das Ende des Seils. Dann forderte ich Angi auf, herzukommen.

"Oke, die Tür hat eine große Klinke. Du musst versuchen, das Ende des Seils so zu werden, dass sich das Ende mit dem Schuh um die Klinke wickelt." Angi hörte mir aufmerksam zu und nickte. "Und der Schuh ist dafür da, dass ... ?" Sie schaute mich erwartungsvoll an. "Das Seil besser hängen bleibt. Wir werden ja gleich sehen, ob das klappt."

Angi nickte erneut, dann schwang sie das Seil und traf die Tür, die Klinke verfehlte sie aber.

"Macht nichts, neuer Versuch", munterte ich sie auf.

Beim zweiten Wurf traf sie und das Seil schlängelte sich wie erhofft um die Türklinke. Das andere Ende banden wir an einen stabilen Ast, dessen Spitze aber umgeknickt war. Wenn wir genug zogen, würde das Seil über den Ast rutschen und wir konnten es mitnehmen.

Angi bestand darauf, den Anfang zu machen und hangelte dann am Seil entlang.

Das alte HausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt