25. Eine geheime Tür

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BEN

Ich aß gerade Schokomüsli, als Maja in einem ihr zu großen, blauen Pullover aus dem Badezimmer schritt.
Wow sah sie schön aus. Und süß.

Maja wickelte sich gerade ein Handtuch um ihre Haare, als mir einfiel, dass ich auch duschen sollte.
Kurz sprang ich unter die Dusche und zog mir danach frische Sachen an.
Mit einem Gefühl, als wäre ich neugeboren, setzte ich mich wieder an den Küchentisch und trank einen großen Schluck Wasser.

Während in der einen Dusche Alex und in der anderen Angi duschten, machte ich mich auf die Suche nach einen Weg nach draußen.

Ich überprüfte nochmal alle Fenster sowie mögliche und sichtbare Ausgänge, doch alle waren nur Fälschungen. Die Fenster warfen mich zurück, sodass ich mir ein paar blaue Flecken holte.

Maja legte ihren Schokoriegel, an den sie bis gerade eben noch geknabbert hatte, weg und half mir. Wir schauten unter den Betten nach, studierten die Decken und klopften die Wände ab. Im Schlafzimmer trat Maja auf ein knarzendes Brett und ich bekam eine neue Idee.

"Lass uns auf dem Boden nachsehen." Maja nickte und so erkundeten wir jeden Fleck des Bodens.

Im Wohnzimmer vor dem Sofa schoben wir den Teppich weg und uns wurde eine Musterung im Holzboden offenbart. Ein Viereck, welches mehrere Dielen umfasste, bildete sich auf dem Boden ab. Ein Metallring war am Rand eingebracht.

Maja und ich tauschten bedeutungsvolle Blicke. Ich fasste den Ring an und zog, doch nichts rührte sich. Verdammt, die Tür war schwer. Majas zarte Hände fanden neben meinen Platz und wir versuchten gemeinsam, die Falltür nach oben zu hieven, wieder ohne Erfolg.

Maja und ich stießen fast gleichzeitig ein Seufzen aus. "Wir müssen auf Angi und Alex warten", stellte sie fest. 

Wir entfernten uns von der Tür und setzten uns wieder an den Tisch.

"Vermisst du eigentlich deine Familie?", fragte Maja plötzlich in die Stille hinein. "Ja natürlich vermisse ich meine Eltern und Leon. Und Carlos fehlt mir." "Leon ist dein Bruder, oder? Und Carlos dein Hund. Oder andersrum?" "Nene, schon richtig so."

"Und was ist mit deiner Halbschwester?" "Ich hab zwar guten Kontakt mit meinem Dad, aber Ronja und ich sind irgendwie nie so richtig warm geworden. Heißt, wir können schon ein paar Worte wechseln und so, aber sie spielt nicht den ganzen Tag mit ihr. Aber es wird mit jedem Besuch besser."

Nachdenklich nahm ich mir das mit Wasser gefüllte Glas. "Wie ist es mit dir? Vermisst du deine Familie?"

"Ich hab mich dran gewöhnt, dass ich Michael nicht so oft sehe, aber jetzt, wo ich hier bin und nicht weiß, ob ich jemals wieder rauskomme, vermisse ich ihn schon. Und die anderen vermisse ich auf jeden Fall auch. Ich hab halt einen ziemlich engen Draht zu meiner Familie. Auch wenn sie oft nervig sind."

"Ich glaube, viele schätzen Sachen oder Personen erst, wenn sie kurz davor sind, sie zu verlieren oder wenn sie sie schon verloren haben."

Daraufhin breitete sich eine angenehme Ruhe aus.

Ich beobachtete Majas fließende Bewegungen, wie sie ihre Hand ausstreckte und nach dem Schokoladenriegel von vorhin griff. Wie sie blinzelte und mir dadurch ihre langen, aber nicht zu langen Wimpern auffielen. Wie sie sich Haarsträhnen aus dem Gesicht schüttelte, um dann von dem Riegel abzubeißen.

Plötzlich bemerkte ich, wie sich mein Oberkörper mach vorne gebeugt hatte. Maja zog mich wortwörtlich an. Da ich ihr schon mal so nahe war, konnte ich die Gelegenheit auch gleich nutzen. Mit einem Ruck biss ich ein Stück von dem Schokoriegel ab und entfernte mich wieder. Maja starrte mich geschockt an und das brachte mich zum Lachen. Nach einigen Sekunden hatte ich Maja angesteckt und so kicherten wir immer noch, als Angi sich zu uns gesellte. 

Wir erzählten ihr von der geheimen Falltür, die wir gefunden hatten, als auch Alex in das Zimmer hereinplatzte. Wir zeigten ihnen unsere Entdeckung und gemeinsam packten wir nochmal an. Angi und ich hielten den Griff, Maja zog mich am Rücken, Alex tat das Gleiche bei Angi.

Diesmal hatten wir Erfolg. Neugierig blickten wir in die Dunkelheit und ich erkannte die Umrisse eines Balkens. Angi ließ sich zuerst hinabgleiten und krabbelte dann auf dem Balken weiter in die rechte Richtung. Wir folgten ihr. Der Balken war so breit, dass zwei Körper nebeneinander kriechen konnten, ohne dass einer herunterfiel.

Maja und Angi tuschelten vorne, doch ich verstand sie nicht. Es klang aber so, als ob sie eine Auseinandersetzung hätten.

Alex bewegte sich direkt hinter mir und so fragte ich ihn: "Streitest du dich oft mit Angi?"

"Ja klar,Mann. Ich würde sagen, dass das zu einer Beziehung gehört. Manchmal streiten wir uns über kleine Dinge wie zum Beispiel, dass einer zu lange nicht geantwortet hat. Manchmal haben wir aber auch richtig heftigen Zoff."

"Hast du jemals daran gedacht, sie zu verlassen?" "Hmm. Ich glaube, ich hab bei größeren Streitereien mal gedacht, wie es wäre, mit ihr Schluss zu machen. Dann aber komme ich zur Erkenntnis, warum ich meine Angi so liebe und das lässt mich diese Gedanken wieder vergessen. Ich liebe sie. Selbst wenn wir streiten, mag ich sie. Zwar bin ich dann genervt, aber sie ist immer noch dieser Mensch, den ich so unglaublich doll brauche."

"Hast du ihr gesagt, dass du sie liebst?" Wegen meiner Fragerei fühlte ich mich wie ein Kleinkind, das wissen wollte, warum bestimmte Dinge so waren, wie sie waren.

"Ja, das sage ich ihr oft." Wenn ich jemandem "Ich liebe dich" sagen würde, sollte es sich wie etwas Besonderes anfühlen. Aus diesem Grund wollte ich diese Worte nicht zu oft benutzen. Aber diese Gedanken behielt ich für mich. Alex konnte diese drei magischen Worte so oft sagen wie er wollte, dass war allein seine Entscheidung.

Unter uns sah ich nichts, deshalb vermutete ich, dass der Grund sehr tief lag und wir unseren Weg deshalb nicht da unten fortsetzen konnten. Aber dieses Krabbeln nervte. Vorsichtig richtete ich mich auf und ging ein paar Schritte. Ich streckte meine Arme aus und ertastete die Decke. Eine Decke, die an beiden Seiten aufhörte. Das Holz konnte ich spüren und auch die Ecken und Kanten. Über uns gab es ebenso einen Holzbalken. Ich begab mich so weiter, die Arme gaben mir an dem Balken über mir Halt, die Füße an jenem unter mir.

Abrupt endete der Balken über mir und ich schwankte. Glücklicherweise landete ich auf dem unteren Balken, rappelte mich auf und ergründete meine Gliedmaßen. Mein linker Arm hatte eine Wunde abbekommen, Blut floss an meiner Haut hinab. Der Pullover, den ich vorher schon hochgekrempelt hatte, hätte sich mit dem Blut vollgesaugt.

Außer dieser Wunde entdeckte ich nur kleine Kratzer und wieder lauter blaue Flecken. Würde ich als Schlumpf leben, wenn ich nach Hause kam? Oder eher als Avatar?

Der Balken war schwach beleuchtet, doch ich konnte keine Lichtquelle ausmachen. Viele Räume lagen nicht im Dunkeln, aber ich hatte bei kaum einem eine sichtbare Lampe gesehen. Nun grübelte ich darüber nach, wieso einige Räume erhellt waren und einige nicht und woher das Licht bei ersterer Art kam.

Angi und Maja waren in der Zeit stehen geblieben und warteten nur noch darauf, dass wir sie einholten.


Dieses Kapitel widme ich   Lia-Blue , weil sie sich echt viel Mühe bei dem Cover gegeben hat und mir auch gestern und heute so so sehr weitergeholfen hat. Du hast mir echt geholfen und deshalb will ich ein wenig zurückgeben (obwohl es nur eine kleine Tat ist). Genau deshalb widme ich dir das heutige Kapitel. Danke.

Das alte HausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt