Kapitel 9

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Nur eine Stunde, nur eine Stunde hat das ganze gedauert und Adam wird wieder vom Professor zurück gerufen. Es scheint eine Bedeutung zu haben wenn man wieder - und das so früh - zurück gerufen wird. Es kann vieles bedeuten. Dass er ganze Arbeit geleistet hat. Dass er schnell gelernt, aber schon einige kleine Fehlern gemacht hat. Oder dass er wie immer schlecht ist. Oder sogar noch schlechter geworden ist. Er hofft nicht auf Letzteres; denn sonst wäre er ernstlich geliefert.

Unbekannte, ungewohnte Angstzustände kommen in ihn hoch, lassen Adam kalten Schweiz über seinen Nacken laufen und er knetete sich hart, völlig verkrampft, die Fingerknöcheln und betet zu Gott, dass alles doch noch in Ordnung ist. Er hat ernsthafte Zweifel, wenn er ehrlich sein will, doch diese vergräbt er, um ja nicht daran denken zu müssen.

Der Professor schaut, solange Adam hier noch vor dem Pult steht, sich ein aller letztes mal die Arbeit an, legte sie weg, sieht zu den jungen Mann hoch und seufzt enttäuscht.
»Hör mal, Junge, So kann es nicht weiter gehen. Wie soll ich ihnen irgendetwas beibringen, wenn ihr euch nicht einmal die Mühe gibt, überhaupt etwas zu lernen?«, fragt er hoffnungslos und fasst sich ans Kinn.

»Ich habe mir Mühe gegeben, es sollte eigentlich ganz gut oder wenigstens okay sein. Ich versteh nicht, wieso ich dieses Fach nicht hinkriege? Eigentlich sollte ich die schon können!« Adam ist verzweifelt, mit seinem Latein am Ende. Er kapiert einfach nicht, wie er nur bei diesem Fach versagen kann, da er die ganzen Wochen über gelernt hat, aber es scheinbar nicht in die Birne bekommen tut.
»Eigentlich schon«, stimmt sein Professor zu. »Aber ich erkenne darin nichts. Da ist nichts dergleichen sichtbar, was eure Leistungsfähigkeit beweist oder überhaupt nur im entferntesten davon zeigt oder sichtbar macht.«

Professor Patrick legt seine Brille kurz ab, massiert sich den Nasenrücken, ehe er die Brille wieder aufsetzt. Bedauernd kündigt er dann an: »Es tut mir leid, ihnen das sagen zu müssen, aber ihr könnt hier keinen Abschluss machen, wenn die Note sich in diesen Fach nicht bessern.«

Wie versteinert steht Adam da, rührt sich nicht, seine Gliedern wie vereist, und versucht zu begreifen, was ihn soeben gesagt wurde. Er wird keinen Abschluss machen, wenn er dort weiterhin im Französisch-Kurs versagt? Nein, dass ist nicht wahr, denkt er, das kann nicht wahr sein! Er muss hier bestehen, sonst kann er seinen Abschluss komplett vergessen und seine ganze Zukunft ist dahin.

Mit dem Brief in der Hand eilt Susan zum Hörsaal 2, um ihn den Professor zu übergeben, bevor sie nach Hause geht. Da niemand anders die Aufgabe übernehmen tut. Doch soll sie sich beschweren? Nein, denn es gibt nichts, über was sie sich beschweren könnte. Außer auf das Aufeinander Treffen mit Adam. Darauf hat Susan so wirklich kein Bock.

Nach nur einer Minute ist sie auch schon eingetroffen und bleibt vor der Tür stehen, das aus lackierten Walnuss-Holz besteht. Die Tür war nur ganz schlicht gehalten, sieht aus wie das alten Tor einer kleinen Burg. Und genau sowas gefällt Susan sehr daran, nicht nur, weil sie sehr altertümlich aussieht, sondern auch dass sie auch aus Reste gebaut wurde. Etwas nervös ist sie, aber sie hat eine Aufgabe zu erfüllen, deshalb will sie jetzt anklopfen und ihre Aufgabe erledigt haben.

Doch kaum hebt sie ihre Hand, um anzuklopfen, hört sie ein intensives Gespräch zwischen Professor Patrick und einen Schüler. Brauen zusammengezogen versucht sie zu lauschen, doch weil die Tür auch sehr dick ist, kann sie deshalb nichts verstehen. Ein weiteres Zögern erlaubt sich Susan nicht, so macht sie das, was erledigt werden muss und tut es auch.

»Herein!« Su greift nach dem Türgriff, drückt diese runter und tretet ein.
Als sie aufschaut und geradeaus guckt, stockt sie. Dort steht, genau zehn Metern von ihr entfernt und bei dem Professor, Adam. Die junge Frau schluckt den Kloß runter, der dort entstanden ist. Warum zum Teufel steht er hier und weshalb hat er ein ... jetzt weiß sie es wieder. Adam musste eine Wissensprüfung machen, um zu sehen, was er so kann und wie ihr scheint, ist er ein weiteres Mal durchgefallen. Aber was wundert sie das! War ja eh klar, dass das so kommen tut.

»Entschuldigen sie, wenn ich sie gestört habe, aber mir wurde gesagt, ich solle euch das hier überbringen«, erklärt sie und hebt den Brief an, damit der älteren ihn dann auch sieht.
»Ah, stimmt«, fällt ihn ein und bittet sie, näher zu kommen und ihn den Brief auszuhändigen. Nach getaner Arbeit will Susan sich mit einem »Ihnen einen schönen Tag noch« verabschieden, doch er sagt unerwartet: »Warten sie noch einen kurzen Moment.«

Widerwillig bleibt sie stehen und dreht sich wieder zu ihnen um; nur dass ihre Augen hauptsächlich auf Adam fallen.
Heute trägt er ausnahmsweise mal was vernünftiges. Dunkle Jeans, schwarzen Turnschuhe und ein dunkelblaues T-Shirt, was seine ebenso blauen Augen besonders strahlend aussehen lässt. Gott, was fantasiert Su sich da gerade herbei?
Und warum denkt sie auch solche Sachen? Sie kann Adam doch nicht ausstehen. Er ist ein Player, ein Rüpel, ein Unruhstifter. Und sie will nur schnell von hier verschwinden. Aber sich Prof. Patrick widersetzten? Nein, so ist sie nicht, sie befolgt immer das, was ihr aufgetragen wird. Egal welche es auch ist. Außer es ist rein körperlicher Natur, da weigert sie sich strengstens, hohe Obzönitäten zu tun. Das ist eben nicht ihr Stil.

Schnell wandt Susan ihren Blick zu Prof. Patrick, der ihr anscheinend etwas mitteilen will. »Was gibt's?«, möchte sie höflich wissen.
»Nun, es ist so. Wie sie ja selbst wissen, ist Monsieur Hide nicht hier der Intellekt in Person, und sie selbst sind eine meiner besten Schülern, auch wenn sie erst im Erstsemester sind. Deshalb kam mir gerade die Idee, dass sie ihn Nachhilfe geben sollen.«

Wenn schon Susan's Blick verstört war, so ist der von Adam einem wahren Weltuntergang gleich. Er soll Nachhilfe nehmen? Er hofft verzweifelt, dass es sich hierbei nur um einen Scherz handelt und schaut zum Professor rüber, dessen Miene klar und deutlich sagt »Wenn ihr die Nachhilfe nicht annimmt, wirst du durchgefallen!« Verdammt, was soll er nun tun? Adam hat Null Bock, bei der dunkelhaarige Ziege Nachhilfe zu nehmen. Selbst wenn sie noch so verführerisch ist und ihn um den Verstand bringt. Er ist nicht lernfähig in diesen Fach, da wird sogar Sie, Susan heißt sie glaubt er, dabei kläglich versagen. Sie ist fleißig, er wiederum lässt sich schnell ablenken und kommt dann nicht voran. Doch wird es diesmal anders werden, wenn er es bei ihr versucht? Nein, da hat er auch solche seine Zweifel.

»Professor, ich weiß nicht, ob ich es eigentlich zeitig schaffen kann, jemanden zu unterrichten«, beginnt Susan und will sich da rausreden.
»Selbst wenn ich die hätte, bei einem hoffnungslosen Fall wie ihn, könnte selbst Ich überfordert sein!«
»Aber sie sind die einzige, die dazu infrage käme, ihn das beizubringen«, macht der ältere Herr ihr klar und sie schweigt. Dann guckt er zu Adam und macht ihm nachdrücklich noch ein weiteres mal klar: »Und was sie angeht, ich hoffe darauf, dass sich eure Noten bessern noch vor Ende des Halbjahrs, denn sonst kenne ich kein Pardon.« Prof. Patrick betont die Warnung extra mit einen Hauch Französisch, um Adam daran zu erinnern, was er zu lernen hat - und dass keine Verzögerung mehr geduldet wird.

Adam möchte protestieren, aber er wird davon abgehalten.
»Aber was rede ich hier nur von ihn, Mr. Hide, nein, ihr beide werde betroffen sein, wenn sich seine Noten nicht bessern!«
Sie, damit Susan und Adam gemeint, schauen beide auf. Susan versteht nicht, was der Professor ihnen sagen will.

»Ihr«, richtet er seine Worte an Adam, »werdet ohne Abschluss von der Uni entlassen, wenn ihr nicht höchstens eine drei schafft und Sie«, dann an Susan gewandt, »werden automatisch eine 4 kriegen, wenn sie bei ihm mit der Nachhilfe versagen.«
Niemand sagt ein oder widerspricht ihm, sind sich endlich der Ernst der Lage bewusst und nicken widerwillig. Prof. Patrick schickt sie fort, macht die zwei anwesenden Kommilitonen zuvor noch ausdrücklich klar, dass sie nur bis zum Ende des Halbjahrs Zeit haben, um ein Wunder zu vollbringen, denn sonst würde es ihnen teuer zu stehen kommen.

Halloo, lieber Leser/innen. Irgendwie ist es schade, das kaum einer sie liest. Aber vielleicht werdet ihr ja noch dazukommen. Hoffentlich ich zumindest. Es wäre schon schön, wenn es jemand gebe, den das gefällt. Euch schönen Tag bzw. Abend.

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