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───  über zwei
Monate später

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JUNGKOOK

Man sollte ja meinen, dass Schule, Verpflichtungen und Alltagsstress etwas war, was bekanntlich vor allem faule, nichtsnutzige, immer rummaulende Teeanger am Leben verabscheuten. So musste es auch schier unmöglich sein, jemanden am ersten Schultag an der HighSchool zu finden, der tatsächlich erfreut darüber war, dass die Schule wieder begann.

Zufälligerweise aber war genau ich dieser Teenager, der nicht faul, nichtsnutzig – obwohl das vielleicht manchmal schon – und rummaulend war, und mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht das allseits verhasste Gebäude, den Schrecken aller Schüler, betrat.

Viele verabscheuten diesen Ort aufgrund der nervigen Lehrer, der vielen unnützen Aufgaben, der ewig andauernden Stunden und – zu guter aller letzt – der eigenen Mitschüler.
Tja, anders als Namjoon und Jin war ich niemand, der sich ständig über Leute aufregen konnte.

Mir war es schlicht egal, wenn jemand mir unhöflich kam, und ich machte mir ebenso nichts aus total dummen, total intelligenten, ständig depressiven oder ständig grinsenden Menschen. Zu jedem war ich freundlich, und ließ mich auch nicht von irgendwem beirren.

Zudem liebte ich es einfach, einen Plan von allem zu haben und informiert zu sein, weshalb ich viele Dinge, die andere erst im Unterricht lernten, schon vorher wusste und anwenden konnte.

Jin hielt mich deshalb wahrscheinlich für eine Art Einstein, und versuchte in jedem Kurs, den wir zusammen hatten, mich nach der Lösung zu fragen.

Durch einen Blick auf meinen neu erhaltenden Stundenplan für unser letztes Schuljahr, erfuhr ich, dass ich auch heute die ersten beiden Stunden mit dem Dunkelhaarigen verbringen durfte.
„Krass man, wir haben Mathe zusammen. Ich glaube, ich bin gerettet." Er küsste seine Fingerspitzen, ehe er beide Hände in die Luft hob.

„Warte erstmal, welchen Lehrer ihr bekommt", machte Namjoon dem Jüngeren seine Träume daraufhin halb wieder zunichte. „Vielleicht hast du Glück, und ihr bekommt eine weibliche Lehrkraft. Der kannst du ja dann schöne Augen machen, und dadurch 'ne bessere Note abstauben."
Obwohl die letzten Worte sarkastisch gemeint waren, bildete sich ein glückliches Lächeln auf Jins Lippen. „Ey du hast recht."
Er klopfte Namjoon lachend auf die Schulter, der ihn etwas pikiert anschaute. „Danke für den Tipp. Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen."

„Hauptsache, der Unterricht fängt überhaupt wieder an", mischte ich mich ein, ehe Namjoon etwas genervtes erwidern und das Gezanke wieder losgehen konnte. „Acht Wochen waren echt zu lange... abgesehen davon, dass ein bisschen Struktur in meinem Leben echt helfen würde."

„Kookie, dein Leben ist ordentlicher als meins je sein wird", entgegnete Jin kopfschüttelnd.
„Diese Motivation ist einfach zu gruselig... ich werd's nie verstehen. Du musst alles auf dich zukommen lassen... nicht immer alles planen... du weißt doch, am Ende kommt alles eh immer anders."

„Was ich weiß, ist, dass wir gleich zu spät kommen." Ich deutete auf die große Uhr, die in über der Tür der Eingangshalle, in welche die Massen an Schülern und Schülerinnen strömten, hing.

(...)

Im Klassenraum ankommen, mussten Jin und ich feststellen, dass die – selbst von mir – stark bevorzugten Plätze in den letzten Reihen alle ausgebucht zu sein schienen. Trotz alledem nicht enttäuscht zogen wir uns auf die rechte Seite des Raumes an die Fenster zurück. Dort konnten wir uns zu zweit an einen Tisch setzen.

Interessiert beobachtete ich die anderen Mitglieder unseres Kurses, und erkannte einige neue und alte Gesichter. Ein paar Leuten winkte ich zu, bevor ich mich zurück an Jin wandte, der ganz aufgeregt immer wieder zur Tür spähte. „Ich bin so aufgeregt..."

„Doch nicht wegen des Lehrers oder der Lehrerin?", wollte ich glucksend wissen. „Genau deshalb", beantwortete er meine Frage, und schnappte beinahe nach Luft, als unsere neue weibliche Lehrerin einige Minuten später eintrat.
„Oh mein Gott, ja, es ist eine Sie. Und eine hübsche noch dazu. Ich werde sie ruckzuck um den Finger gewickelt haben..."

Genau wie die anderen fünfzig Mädchen, mit denen du es in den Ferien versucht hast, dachte ich mir und biss mit auf die Unterlippe, während ich ihn etwas bedauert von der Seite ansah.

Als Frau Shin stellte sich die besagte Lehrerin vor. Aufmerksam hörte ich zu, als sie uns über die kommenden Aufgaben und Themengebiete aufklärte und versuchte mir auch so gut es ging zu merken, was sie genau sagte. Schließlich identifizierte ich sie als recht strenge, penible und rechthaberische Person, die auf Genauigkeit sehr viel Wert legte und es wohl niemals schaffte, wirklich herzlich zu lachen.

Werd ich mit auskommen, dachte ich mir augenblicklich, und entschied mich, eher Ruhe zu bewahren.

Jin schien ihre Abneigung gegen Gespräche in ihrem Unterricht wohl weniger verstanden zu haben, denn schon nach wenigen Minuten, in dem wir mit dem Stoff begannen, quakte er mich im Flüsterton zu.
Erst wollte er einen Stift haben, da er seinen vergessen hatte, anschließend fand er den Absatz im Buch nicht mehr, dann fragte er mich, ob wir zusammen in der Mittagspause etwas essen gehen wollten.

Frau Shin wurde das zu viel.
„Kim!", rief sie verärgert durch den Raum, dass dieser sich sofort zu ihr wandte. Ich war überrascht, wie schnell sie unsere Namen schon draufhatte.
„Da Sie ja anscheinend immer noch nicht verstanden haben, was es heißt, sich sozial in der Schule zu verhalten, dürfen Sie sich direkt auf den Platz vor meinem Pult setzen!"

Dieser versuchte sich schon an einem entschuldigenden Lächeln; doch sie zeigte nur auf den besagten Tisch und wiederholte ihre Aufforderung: „Jetzt!"

Jin warf mir einen traurigen Blick zu, den ich nur mit einem Achselzucken quittierte. Ich würde ihm nach der Schule eh beistehen und ihm bei seinen mathematischen Problemen helfen.

Mein bester Freund war noch auf halben Wege zu seinem neuen Platz, als die Tür plötzlich aufging. Ohne geklopft zu haben trat ein älterer Junge ein. Den Rucksack lässig über die Schulter geschwungen, einen desinteressierten Ausdruck im Gesicht und recht breit gebaut.

„Herr Kim, Sie sind zu spät!", bemerkte Shin spitz und sah ihn an, als hätte er so eben ein Verbrechen begangen.

„Verzeihung", entgegnete dieser, wobei diese Entschuldigung eher wie eine Frage klang. Ich wusste nicht recht, weshalb einige Mädchen im Hintergrund nach Luft schnappen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass es wohl daran lag, dass er unserer Lehrerin so viel Langeweile entgegenbrachte.
„Dann setzen Sie sich einfach..." Ihr Blick wanderte durch den Raum, um schließlich bei mir hängenzubleiben. „Neben Jeon. Wenn Sie ihn nicht genauso zutexten wie Seokjin, können Sie bei Ihren Mathekünsten vielleicht noch etwas von Ihrem neuen Sitznachbar lernen."

Etwas irritiert zog ich eine Augenbraue in die Höhe. Das war aber nicht sonderlich nett gewesen. In Gedanken versunken merkte ich kaum, wie dieser x-millionste Kim sich neben mich setzte. Erst als er mich von der Seite angeschaute, drehte ich mich zu ihm.

Unsere Blicke trafen sich kurz, ehe er mit derselben gelangweilten Miene zurück zur Tafel schaute.
Und dann erkannte ich sein Gesicht unter den vielen vagen und peinlichen Erinnerungen wieder.





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lalala es passiert nix ufff ; anfänge sind die
sowieso immer das schlimmste, agree? :/

𝐒𝐓𝐄𝐏 𝐈𝐍𝐓𝐎 𝐌𝐘 𝐇𝐄𝐀𝐑𝐓  |  taekook  ( ✓ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt