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JUNGKOOK

Etwas lustlos schlenderte ich über das leicht verdorrte Gras unseres Gartens. Als Kind hatte ich dessen Größe und kleinen Nischen, die durch eine recht natürliche Anordnung von Gebüsch und Bäumen entstanden waren, geliebt. Ich kannte so gut wie jedes Versteck, und war mir somit auch sicher, Taehyung überall finden zu können.

Die Sonne ging bereits unter und tauchte die Szenerie in ein romantisches Licht, in der ich normalerweise mein Handy für ein Foto gezückt hätte, um danach feststellen zu müssen, dass der Himmel in Wirklichkeit jedoch um einiges besser aussah. Dieses Mal zog ich es jedoch nur aus der Hosentasche, um meine Nachrichten zu kontrollieren.



Handsome Jinnie 「19:16」
Und wie ist dein neuer Bruder?

Handsome Jinnie 「19:42」
Komm schon JK, schreib mal
was, i need details

Jungkook 「19:59」
  Ich erzähls euch später, würdet
ihr mir über WA wahrscheinlich
eh nicht glauben

Joonie 「20:01」
Du weißt schon, dass du es gerade
noch spannender machst nh

Handsome Jinnie 「20:02」
Uhmmm ich glaube dir jeden Scheiß,
Kookie, das weißt du doch. Allein
wegen meiner wenigen IQ-Punkte halte
ich doch alles für wahr, was gerade du
mir erzählst



Durch Jins Antwort etwas aufgemuntert, ließ ich schließlich mein Handy sinken und unternahm einige Schritte in Richtung Westen, woraufhin ich mir die Hand vors Gesicht halten musste, sodass ich sehen konnte, wohin ich meinen Fuß setzte.

Und dann entdeckte ich ihn. Nicht, wie ich vermutet hatte, in irgendeinem Gestrüpp versteckt, sondern an unseren Kirschbaum gelehnt, mit dem Rücken zu mir. Ein Seufzen vernahmen meine Ohren.
Weinte er etwa? Okay, nein, das war zu weit hergeholt. Er hatte nicht verzweifelt ausgesehen, als er abgehauen war... eher so, als würde er gleich irgendwelche Bäume ausreißen wollen.

Erst als ich einige Schritte näher an ihn trat, erkannte ich, dass er eine Kippe im Mund hatte. Bäh, jetzt qualmte er hier auch noch rum! Ich war ihm bis jetzt, noch nicht mal im Kursraum, so nahe gewesen, dass ich seinen Rauch hätte riechen können. Vielleicht rauchte er ja auch nur selten. Aber das war nun auch egal, denn ich musste mich zusammenreißen.

Er hatte mich wohl anschleichen gehört, als er seinen Kopf etwas zur Seite drehte. Nein, keine Tränen, stellte ich in Gedanken fest.

„Hey", begrüßte ich ihn (viel zu nett, dafür, dass er mich und Jin definitiv nicht freundlich behandelt hatte) und wartete zumindest auf irgendeine Reaktion. Stattdessen drehte er seinen Kopf nur zurück.

Ich atmete einmal durch, und versuchte mich dadurch nicht beirren zu lassen. Dann setzte ich ein Lächeln auf.
„Wir... also dein Vater, Eomma und ich fänden es schön, wenn du wieder reinkommen könntest. Ich habe schon gestern aus Versehen erfahren, dass sie heiraten wollen... und kann somit voll und ganz nachvollziehen, wenn du angepisst deswegen bist. Doch ich denke, dass sie uns ihre Intention dahinter noch erklären wollen, weshalb es besser wäre, wenn du zum Tisch zurück kommst. Auch wenn man sich ziemlich wenig wohl ausmalen kann, was sie für ausschlaggebende Argumente auf Lager haben werden..."

Erneut herrschte Stille, in der Taehyung nur mit seinem Qualm die Luft verpestete. „Bist du jetzt fertig mit deiner Predigt?", fragte er schließlich kühl.

Am liebsten hätte ich empört nach Luft geschnappt. Ich hatte noch nicht einmal genau gewusst, weshalb ich ihn über meine Empfindungen gegenüber der Heiratspläne aufgeklärt hatte. Aber war es nicht offensichtlich, dass ich einfach nur helfen wollte und mich sichtlich ebenso sehr darüber ärgerte, was gerade mit uns allen passierte?

Eigentlich hatte ich vorgehabt, ruhig und optimistisch bei der Angelegenheit zu bleiben. Im Kopf hatte ich lediglich meine Mutter, der ich helfen wollte, die Situation zu verbessern. Doch wie auf Knopfdruck blendete ich meine eigentliche Aufgabe, weshalb ich hier war, aus.

„Ich weiß nicht, was du für ein Problem mit mir hast, und weshalb du so unfähig bist, normal mit anderen Menschen zu reden, doch vielleicht solltest du einfach mal daran denken, dass ich einfach nur–"

„Du wolltest mir helfen, ja, ja, klar, ich verstehe schon. Aber misch dich nicht in irgendwelche Angelegenheiten ein, mit denen du nichts zutun hast", unterbrach er mich laut, aber nicht so aggressiv wie bei Jin damals. Wahrscheinlich machte er sich noch einen Spaß aus mir.

„Denkst du, ich finde die Situation toll? Glaubst du, ich habe Bock, ab jetzt mit so einem stinkenden, tollwütigen, durchgängig desinteressierten Möchtegern-Fuckboy mein Bad zu teilen?", feuerte ich augenblicklich zurück und merkte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten.

„Ach, übertreib mal nicht. Mich hat es definitiv schlimmer getroffen. Ein Dauergrinsen im Gesicht, prüde, penibel und ein verwöhnter Schleimer und Gutmensch", entgegnete er.

„Zumindest tue ich überhaupt etwas für meine Zukunft. Ich kann auch nichts dafür, dass dein Gehirn ein kleineres Volumen als das einer Walnuss hat und du deshalb nichts gebacken bekommst!"

„Was hast du gesagt?"
Das erste Mal in unserer Auseinandersetzung drehte er sich zu mir um. Achtlos hatte er seine Kippe auf unseren schönen Rasen geworfen, und sah mich erwartend an.
Ohne groß nachzudenken, trat ich einen Schritt auf ihn zu. „Ich halte dich für ein nichtsnutziges, geistig zurückgebliebenes Arschloch. Hast du es jetzt gerafft? Und jetzt pack deinen Kiff-Kram zusammen und geh einfach zurück in unser beschissenes Wohnzimmer, anstatt hier draußen rumzuheulen!"

„Du elender Bastard", hauchte der Dunkelblonde mich an und ich sah, wie sich sein Oberkörper hob und senkte. Jedoch riss er sich zusammen, und ich verharrte an meiner Stelle. Eigenartigerweise packte er mich – anders als erwartet – nicht am Kragen und drückte mich ebenso nicht an unseren Kirschbaum, um meine Luftzufuhr zu stoppen.

„Aber echt niedlich, dass du versuchst, mich irgendwie zu verletzen", bemerkte er schließlich etwas beruhigter und ohne die Miene zu verziehen, sodass ich mich langsam echt fragte, ob er unter Stimmungsschwankungen litt.

„Was deine Eomma sagen würde, wenn sie hört, dass ihr Goldjunge solche Begriffe in den Mund nimmt? Ich würde an deiner Stelle lieber aufpassen, was du in Zukunft zu mir sagst, sonst bugsiere ich deinen Arsch höchstpersönlich zurück in deine Wiege, du Muttersöhnchen! Ich habe kein Interesse daran, auch nur irgendwie diese angebliche Familie aufrechtzuerhalten, also sag den beiden, dass ich keine Lust auf ihre romantischen Erklärungen und noch weniger auf so einen Loser als Stiefbruder habe."

Dann schob er sich an mir vorbei, jedoch ohne dabei meine Schulter wegzustoßen oder gar zu streifen, um mir wahrscheinlich zu signalisieren, dass er sich so vor mir ekelte, dass auch nur der kleinste Körperkontakt einen Kotzreiz bei ihm auslösen konnte.

Da konnte ich nur sagen: Das hat definitiv gut funktioniert.





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ehh wieso macht das so viel spaß, das zu schreiben haha
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𝐒𝐓𝐄𝐏 𝐈𝐍𝐓𝐎 𝐌𝐘 𝐇𝐄𝐀𝐑𝐓  |  taekook  ( ✓ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt