Peinlich berührt fahren wir auseinander, doch im selben Moment vermisse ich auch schon die Wärme, die von Leos Körper ausging.
Wir bemerken schnell, dass die Menschenmenge gar nicht auf uns fixiert war, sondern uns jetzt aus dem Aufzug scheucht und irgendeine Platte an der Wand abzuschrauben beginnt, die mir vorher noch nicht aufgefallen war. Dahinter entdecke ich einen Stromkasten. Mir fällt auf, dass im Flur erschreckend viele Menschen herumlaufen, dabei ist es doch Schlafenszeit und so laut kann der Stromausfall doch nicht gewesen sein, dass massenweise Gäste davon aufwachen...? Aber das ist anscheinend der Fall.
Da wir unschlüssig im Flur herumstehen und sogar schon von ein paar Leuten angerempelt werden, sagt Leo zu mir: "Komm, ich bring dich auf dein Zimmer." Bei seinen Worten bekomme ich Gänsehaut. Dennoch folge ich ihm, als er Zimmer Nummer 218 ansteuert. Alle, die an uns vorbeilaufen, sehen uns komisch an, als mir dann wieder einfällt, dass Leo ja kein T-Shirt anhat. Das war mir doch glatt entfallen. Wahrscheinlich hatte ich mich schon zu sehr an diesen Anblick gewöhnt. Oder hatte andere Grdanken im Kopf zum Beispiel... das gerade im Aufzug. Was war das genau? Mir erscheint es fast als seien wir kurz davor gewesen uns zu küssen. Ich meine, so was geht doch nicht - nicht am ersten Tag an dem wir uns begegnet sind, ja okay vielleicht ist es auch der zweite. Aber wenn ich ihn mir genauer ansehe... er sieht echt zum Anbeißen aus. Leider habe ich nur seinen Rücken im Blick, aber das ist ja schon mal was. Schließlich kann ich seinen Körper ungeniert anhimmeln, ohne mich verteidigen zu müssen, denn da er vor mir herläuft, kann er mich ja nicht sehen.
Ich bin immer noch in meine Überlegungen vertieft, als Leo plötzlich stehenbleibt und sich ruckartig zu mir umdreht. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir schon an meinem Zimmer angekommen sind. Und weil es ja so kommt, wie es kommen muss, laufe ich direkt in ihn rein... durchtrainiert ist er ja, das muss man ihm lassen. Er will mich wohl davon abhalten, gleich umzufallen, denn er hält mich an den Armen fest und lässt diese auch nicht los, als ich mein Gleichgewicht längst wiedergefunden habe.
Doch da es mir irgendwie unangenehm wird, ziehe ich meinen Arm aus seiner Umklammerung und krame den Schlüssel aus meiner Hosentasche. (Ja, ich habe Taschen an meinen Schlafshorts.) Als ich ins Zimmer gehe, sehe ich, dass Leo mir folgt. Sollte er nicht eigentlich nach Hause / in sein eigenes Zimmer / sonst wohin gehen, um weiterzuschlafen?
"Falls du dich fragst, warum ich dir gefolgt bin - ich kann schließlich nicht oben ohne jetzt noch weiter durch das Hotel spazieren, während, du weißt schon, alle Gäste da herumlaufen." Kann der etwa Gedanken lesen?! Das wäre, glaube ich, nicht gut für mich!
Und heißt das jetzt, er hat vor, hier drin zu bleiben? Mit mir? Ohne T-Shirt?! Dabei hatte ich vor, jetzt noch zu duschen! Ich meine, nachdem ich in dieser ekligen, stickigen Bar gewesen bin und draußen auf dem kalten Schnee, der sich auf das matschige Gras gelegt hat... na ja, wer will danach nicht duschen?
Ich bleibe unschlüssig in der mittlerweile verschlossenen Tür stehen, die Arme in die Hüften gestemmt, während ich Leo dabei beobachte wie er sich auf mein Doppelbett schmeißt und sich die Kissen zurechtrückt.
"Das ist jetzt wohl hoffentlich nicht dein Ernst, oder?"
Doch er grinst mich nur an, und schnappt sich dann noch die Decke, mit der ICH mich vorhin noch zugedeckt habe und kuschelt sich darin ein! "Komm doch auch. Ist ziemlich gemütlich hier."
Und da ist sie schon wieder - seine natürliche Art. So typisch.
"Nein danke. Ich geh jetzt unter die Dusche.", sage ich augenverdrehend und mache mich auf den Weg ins Bad.
"Soll ich mitkommen?", werde ich gefragt. Als ich nur einen fassungslosen Blick zurückwerfe, kommt sofort: "Was denn? Es könnte ja sein, dass du dich schon wieder in irgendwelche Schwierigkeiten gerätst wie unten in der Bar." "Ich kann auf deine Hilfe verzichten, danke.", sage ich und verkrieche mich schnell in der Wärme des vorgeheizten Badezimmers, bevor er noch auf die Idee kommt, mir mal wieder zu folgen und mir weiter auf die Nerven zu fallen, darauf kann ich getrost verzichten.
Warum müssen eigentlich immer die gut aussehendsten Typen die schlechtesten Eigenschaften haben?! Das würde mich echt brennend interessieren.
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Zu Kopf gestiegen (ON HOLD)
Teen FictionAlice ist 16 und lebt in Berlin. Ihre Eltern leben noch, sie hat eine jüngere Schwester, einen Freund und geht auf eine ganz normale Schule. Man könnte fast meinen, ihr Leben wäre perfekt. Doch sie sieht das völlig anders. Ihre Eltern hassen sie, ih...