Wunder sollten ja durchaus alle Male passieren, wenn auch selten. Aber sie kommen vor. Jimin durfte eines selber miterleben. Zumindest mehr oder weniger. Er wurde nicht mit einer heißen Suppe überschüttet. Auch die nächsten Tage nicht. Was noch viel verwunderlicher war, war die Tatsache, dass er sogar für eine ganze Weile in Ruhe gelassen wurde. Klar. Hier und da gab es einige abwertende Blicke. Dumme Kommentare wurden ihm noch immer an den Kopf geworfen. Doch seine täglichen Taufen blieben aus. Außerdem wurde keiner handgreiflich mit ihm. Es war wie ein Traum.
Natürlich war es auch nur einer. Jimin hatte kein Vertrauen in die Jugendlichen seiner Schule. Früher oder später würden sie wieder anfangen, ihn zu ärgern. Dann, wenn sich der erste Terz ein wenig beruhigt hätte. Besser gesagt, wenn Jungkook ihn nicht weiter in Schutz nehmen würde.
Ja. Tatsächlich hatte Jungkook ihm seinen Hintern gerettet. Das Gespräch zwischen ihnen und seinen Jungs soll wohl wirklich das Highlight des ganzen Tages gewesen sein. Selbst Yoongi hatte noch begeistert davon berichtet. Jungkook sollte wohl zum ersten Mal so wirklich die Fassung verloren haben. „Dabei dachte ich immer, das Hasen ruhige Tiere sind", ließ sein bester Freund verlauten. Jimin hatte ihm zuerst schräg angesehen. Was meinte er denn mit dem Kommentar? „Hast du mal sein Lächeln gesehen?" Nicht direkt. Er war zu sehr abgelenkt von seinem Gesicht. Es lud ihn regelrecht dazu ein hineinzuschlagen. „Er hat süße Hasenzähnchen." Für einen Moment befürchtete Jimin schon, Yoongi gleich schwärmen sehen zu müssen. Glücklicherweise hielt ein böser Blick von Hoseok ihn jedoch davon ab.
Also zurück zum eigentlichen Thema. Scheinbar hatte er wohl seine kurzzeitige Freiheit diesem Balg zu verdanken. Nicht schlecht. Anscheinend konnte er ja doch über seinen eigenen Schatten springen. Trotzdem konnte sich Jimin nicht dafür bedanken. Warum denn auch? Eine gute Tat machte seine vorherigen Taten nicht einfach wett. Außerdem blieb der minimal verbesserte Eindruck von Jungkook nicht lange.
Durch Jungkooks heldenhaften Verteidigungsversuch hatte er ein wenig von seinem guten Ruf einbüßen müssen. Scheinbar war er zu weich geworden. Um vor den anderen zu punkten, schaffte sich Jungkook eine Freundin an. Jimin benutzte gar nicht erst das Wort daten, kennenlernen und verlieben in seiner Umgebung. Die war von einem Tag auf den anderen einfach da. Vor Jungkook hätte Jimin sie nicht einmal bemerkt. Allein ihre Existenz war für ihn schwer zu begreifen. Es war die typische Vorzeigefreundin. Langes seidiges, schwarzes Haar, eine schmale Hüfte und lange Beine. Sie sollte wohl auch nicht so schlecht in der Schule sein. Womöglich hatte sie sogar noch einen guten Charakter.
Als Jungkook das erste Mal mit dem Mädchen in Begleitung erschienen war, hatte Jimin ihn nur mit großen Augen angesehen, ehe er angefangen hatte zu lachen. Sie wirkte wie die perfekte Tarnfreunden. Ideal, um sie den Eltern zu präsentieren. Nicht oft ungesehen bei Männern, die ihre eigentliche Sexualität verbergen wollten. Niemand, wirklich niemand konnte Jimin erzählen, dass Jungkook zu hundert Prozent hetero war. Das konnte gar nicht stimmen.
Immerhin stand sowieso noch seine Theorie. In einem Haufen pubertierender Sportler konnte es nicht nur solche geben, die auf Mädchen standen. Jimin war sich ziemlich sicher, dass auch Jungkook zu dieser Kategorie gehörte. Er versuchte viel zu krampfhaft zu beweisen, dass niemals Gefühle für das gleiche Geschlecht haben würde. Abgesehen wirkte es manchmal so, als wäre er ein wenig... ganz minimal in Yoongi verliebt. Möglicherweise war es auch nur übermäßige Bewunderung. Trotzdem war er überzeugt davon, dass Jungkook hin und wieder dem einen oder anderen Jungen hinterhergesehen hatte. Wer konnte einem knackigen Männerhintern und muskulösen Oberschenkeln auch schon widerstehen? Jimin sicherlich nicht.
Wahrscheinlich traute sich Jungkook nicht, aus sich herauszukommen. Vielleicht hätte Jimin ja ein wenig Mitleid mit ihm gehabt, hätte er einen besseren Charakter. Stattdessen labte er sich an den traurigen Versuchen Jungkooks mit seiner Freundin vor den Jungs anzugeben. Gut. Manch einer schien tatsächlich ein wenig eifersüchtig auf ihn zu sein. Schließlich schien er ja einen echten Goldfang gefunden zu haben. Andererseits wurde er auch von seinen Teamkollegen aufgezogen. Viele hielten ihn noch für grün hinter den Ohren. Er hatte keine Ahnung, was es wirklich hieß, in einer Beziehung zu sein.
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Der K(r)ampf eines Wattebällchens - Jikook
RomanceJungkook war einer dieser beliebten 0/8/15 Sportler ihrer Schule und ein Idiot obendrein. Etwas, was Jimin ganz und gar nicht abkonnte, war dessen Selbstgefälligkeit. Vielleicht wären sie einander nie näher gekommen, wenn Jimins bester Freund Yoongi...