Es war eine Katastrophe. Der blanke Horror. Jungkook starrte auf die Bewertung seiner allerersten Prüfung. Seine Augen waren geweitet. Ein großes F prangte rot in der oberen Ecke des Blattes. Ein Schauer der Angst überkam ihn. Damit konnte er doch niemals vor seine Eltern treten. Die würden die Enttäuschung ihres Lebens erleiden. Er würde eine Menge Ärger bekommen. Die Konsequenzen wollte er sich gar nicht erst ausmalen.
„Hey Kookie." Ein lächelnder Jimin ließ sich neben ihm auf der Sitzbank fallen. Als sein Freund jedoch nicht reagierte, hob er nur verwundert die Augenbrauen. Heimlich linste er auf das Blatt, was er vor sich hielt und noch immer entsetzt anstarrte. „F? Steht das bei dir für fantastisch?", fragte er verblüfft. Seine Augen mussten ihn belügen. Jungkook, der Alleskönner konnte doch niemals eine schlechte Note geschrieben haben.
Der Jüngere wandte seinen Kopf zu ihm. Seine Iriden funkelten sorgenvoll. Am liebsten hätte ihn Jimin in den Arm genommen. Er sah aus wie ein verletztes Hundebaby... oder in seinem Fall ein leidendes Häschen. „Hyung... Ich habe die Prüfung voll verhauen." Jimin sah ihn ziemlich verdutzt an. „Wie um alles in der Welt hast du das geschafft? Hast du die ganze Zeit nur geträumt? So eine Punktzahl ist echt schwer hinzukriegen."
Anscheinend hatte Yunas Ablenkungsmanöver seine Konsequenzen gezogen. Jungkook ließ die Schule deutlich schleifen. Für die anstehende Prüfung hatte er so gut wie keinen Finger gerührt. Stattdessen führte er seine Freundin aus. Das Drama um Jimin wurde mit einigen Worten zur Seite gelegt. Sie wollte nicht darüber sprechen, also hatte sie ihn mit süßen Worten und einem lieblichen Lächeln abgelenkt. Er ließ sich gerne davon einwickeln und ließ die Probleme zwischen ihnen in Vergessenheit geraten.
„Was mach ich denn jetzt nur Jimin-Hyung? Das wird meinen ganzen Schnitt runterziehen!", meinte Jungkook leicht verzweifelt, „Ich kann ja nicht einmal den Stoff für die anderen Prüfungen. Dabei habe ich nur noch wenige Tage!" Jimin schwankte zwischen Mitleid und halber Schadenfreude. Er hatte ihn schließlich vorgewarnt. Machte er so weiter, würde er noch das Jahr wiederholen müssen.
„Du solltest die nächsten Tage vielleicht nichts mit Yuna unternehmen. Schränke die Gespräche ein wenig mit ihr ein, wenn sie dich ablenkt", wies Jimin ihm an. Eigentlich war das etwas, was er sich für immer wünschte. Keine Yuna mehr in seinem Leben. Leider erfüllte sich nicht alles, aber man konnte ja hoffen. „Wir treffen uns jeden Nachmittag in der Bibliothek und lernen zusammen. Ich frag dich über deinen Stoff ab." Möglicherweise nahm er das Ganze auch einfach als Entschuldigung dafür, Zeit mit ihm verbringen zu können.
Gesagt, getan. Nach Schulende trafen sie sich in der gut befüllten Bibliothek und suchten sich ein stilles Plätzchen. Sogleich schob Jimin ihm allerhand Bücher entgegen. „Das waren die Schätze, welche mich durchs letzte Jahr gebracht haben." Ein wenig verloren musterte der Jüngere den Haufen. „Und womit soll ich anfangen?"
„Es ist einfacher, wenn du dir Verbindungen zwischen den ganzen Ereignissen machst. Sonst kannst du dir nie den ganzen Stoff innerhalb so kurzer Zeit merken." Beide hingen über der Zusammenfassung wichtiger geschichtlicher Ereignisse in der koreanischen Historie. „Das sagst sich so leicht. Für mich stehen da nur irgendwelche Duseleien eines vermeintlichen Professors. Die Hälfte davon interessiert doch überhaupt keinen."
Jimin legte einen Arm um seine Schultern. „In der Schule solltest du nie etwas hinterfragen. Sonst kommst du nicht mehr hinterher und die Lust zu lernen wird nur geringer." Jeder hatte sich schon irgendwann im Leben die Frage gestellt, wozu man die Hälfte des Unterrichtstoffs später einmal gebrauchen könnte. Doch umso unsinniger es erscheint, umso schwerer ist es zu lernen. „Ich kann ja nicht einmal die Lust dazu aufbringen", murrte Jungkook und starrte das Buch böse an, in der Hoffnung es würde Feuer fangen.
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Der K(r)ampf eines Wattebällchens - Jikook
RomansJungkook war einer dieser beliebten 0/8/15 Sportler ihrer Schule und ein Idiot obendrein. Etwas, was Jimin ganz und gar nicht abkonnte, war dessen Selbstgefälligkeit. Vielleicht wären sie einander nie näher gekommen, wenn Jimins bester Freund Yoongi...