Kapitel 2: ...und seine Feinde

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Das zweite peinigende Schrillen eines Montagmorgens war das einer Schulklingel. Sie ließ verlauten, dass sich nun eine große Horde von Schülern in die Klassenzimmer quetschten, damit sie ihren Lehrern dabei zugucken konnten, wie sie Stehaufmännchen spielten. Der Tag war meistens erfüllt von schmerzenden Handgelenken, ausgelöst durch ellenlange Hefteinträge und Aufgaben, die es zu erfüllen gab. Dies war dicht gefolgt von immensen Kopfschmerzen, welche durch den Gestank von beißenden Ausdünstungen schwitzender, pubertierender Jugendlicher ... oder dem teilweise viel zu lauten Palaver mancher Lehrkräfte entstanden.

Die ersten zwei Stunden Englisch überstand er schon einmal. Ganz knapp. Sein Lehrer wollte noch die Aufsätze einsammeln, die die Schüler über das Wochenende schreiben sollten. Betonung auf sollten. Jimin hatte es vergessen... oder mit Absicht ignoriert. Er verstand diese Sprache einfach nicht. Die romanische Schrift ergab für ihn schlichtweg keinen Sinn und die Wörter klangen irgendwie komisch. Da mochte er lieber die melodischen Silben der asiatischen Sprachen. Ein Grund, warum er den Japanischkurs bevorzugte.

„Warum ziehst du denn schon eine Flappe so früh am Morgen?" Yoongi zog Jimins Unterlippe ein Stück nach unten. Genervt patschte der Jüngere seine Hand zur Seite. „Es ist Montag. Wir haben Schule. Ich bin müde. Wir haben Schule. Ich habe jetzt Mathe. Wir haben Schule. Ich muss mich die ganze kommende Woche mit affektierten Chauvis herumschla-" Er konnte seinen Satz gar nicht beenden, als die Bank unter einem weiteren plötzlichen Gewicht erschütterte. „Das wäre dann wohl ich", säuselte eine ihm viel zu bekannte Stimme. Jungkook hatte es doch tatsächlich gewagt, sich neben ihn zu setzen. Einfach so. Ohne Grund. Diese Dreistigkeit.

„Schön, dass du deine Existenz als Stück Dreck schon akzeptiert hast", erwiderte Jimin und warf dem Jüngeren ein liebliches Lächeln zu. Jungkook lehnte seinen Ellenbogen gegen die Tischoberfläche und stützte sein Kinn auf der Handfläche ab. Ein freches Grinsen zierte seine Lippen. „Wie kommst du nur auf den Gedanken?", fragte er scheinheilig, „Ich habe nur bemerkt, dass du dich von meiner äußerst attraktiven, überwältigenden Männlichkeit gerne einschüchtern lässt." Angewidert verzog Jimin das Gesicht. Am liebsten würde er Jungkook in den Schoß kotzen. „Träum weiter. Da bin ich ja mehr Mann als du!", gab er trocken zurück.

Jetzt würde er dem Jüngeren nur allzu gerne den Hals umdrehen. Aber als anständiger Hyung konnte er das natürlich nicht tun. Doch dieses gehässige Lachen, welches aus Jungkook Lippen heraussprudelte, ließ ihn wirklich mit sich kämpfen. „Du und mehr Mann?! Ich kann nicht mehr." Hechelnd hielt sich Jungkook den Bauch.

Beleidigt wandte Jimin den Kopf ab. Das war wirklich alles andere als komisch. Hilfesuchend blickte er zu Yoongi rüber, da dieser sich bisher noch immer nicht zu Wort gemeldet hatte. Dabei war er immer sein Verfechter in den Situationen größter Not. Und das war gerade eine! Er wollte nicht an Jungkooks elendiger Selbstüberschätzung ersticken.

Da lag also das Problem. Yoongi hatte gar nicht zugehört. Stattdessen hatte er seine ganze Aufmerksamkeit seinem süßen Freund gewidmet, der sich ziemlich zeitgleich mit Jungkook an diesem Tisch niedergelassen hatte. Hoseok erzählte eifrig von seinem Wochenende, welches er mit seiner Oma verbracht hatte. Jimin bedachte das Paar mit einem spöttischen Blick. Sein Hyung sah wirklich hin und weg aus. Fast schon ein wenig schmachtend. Seine coole Seite war auf einmal verschollen.

„Bist du fertig?", patzte Jimin, der noch immer einen kichernden Jungkook vor sich hatte. „Ich wusste gar nicht, dass du so komisch sein kannst, Jiminie~" Wow. Er verdiente wohl nicht einmal den letzten Respekt. „Yah! Das war kein Witz, Balg! Und nenn mich Hyung!" Für einen Moment starrte der Jüngere ihn still an. Jimin hatte schon die Hoffnung, er würde ihn endlich in Ruhe lassen. Wie er sich doch irrte. Kurzerhand kniff ihm Jungkook in die Wange und grinste schelmisch. „Du bist zu knuffig um Mann zu sein." Woher hatte er das denn?

Der K(r)ampf eines Wattebällchens - JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt