Der K(r)ampf eines Wattebällchens - Jikook

Kapitel 4: Der Teufel mit dem Heiligenschein

„Kookie~ Lass das", kicherte eine liebreizende Stimme. Jimin verdrehte die Augen und äffte sie innerlich nach. Hwan Yuna. Das Mädchen mit der süßen Stupsnase und den rehbraunen Augen, die so voller Wärme strahlten, auch bekannt als Jungkooks Freundin. „Ich kann nicht anders." Seit geraumer Zeit war er damit beschäftigt kleine Küsse auf ihrem Gesicht zu verteilen und es schien nicht so, als wolle er damit aufhören.

„Könnt ihr euer Turteln nicht für wann anders aufheben?", brummelte Jimin. Mittlerweile verbrachte Jungkook fast jeden Mittag bei Jimin und seinen Freunden. Dabei hatte Jimin gehofft, er würde sich endlich wieder von ihnen fernhalten. Er war so fest davon überzeugt, dass Jungkook in alte Muster zurückfallen würde. Doch er tat es nicht. Stattdessen fing er an, Jimin zu grüßen, wenn er ihn sah und sogar mit Respekt anzusprechen. Die meiste Zeit zumindest.

Die ersten Tage war Jimin sehr verwundert über sein Verhalten. Er schien sich doch tatsächlich zu ändern. Aber etwas sagte ihm, dass Yoongi seine Finger im Spiel hatte. Dieser Volltrottel wäre niemals alleine auf die Idee gekommen, seine Armee von geistigen Tieffliegern zurückzulassen, um mit den (dem) Loser(n) der Schule abzuhängen.

Tatsächlich hatte Jungkook schon die ersten Schritte in die richtige Richtung gemacht. Fast hätte er Jimin beeindruckt. Leider kam er irgendwann mit seiner festen Freundin im Schlepptau an, die Jimin nun tagtäglich ertragen musste. Manchmal hinterfragte er nun seine eigene Überzeugung, denn Jungkook schien eine ziemliche Schwachstelle für seine Freundin zu haben.

„Sei doch kein Spielverderber, Chim~" Der Jüngere lächelte frech, während Jimin ihn mit einem Todesblick bedachte. Dieser Bengel hatte sich einfach das Recht rausgenommen, ihn mit einem Spitznamen anzusprechen. „Ich will mich nur nicht auf mein Essen übergeben müssen", gab Jimin zurück. „Du bist doch nur eifersüchtig", schmunzelte Jungkook. Bitte was? Jimin blinzelte perplex. „Auf wen denn?"

Yuna drehte sich von Jungkooks Schoß zu ihm. Er schauderte leicht. Auf einmal war ihr Blick vollkommen eisig, so als würde seine ganze Existenz sie stören. „Du willst auch nur einen hübschen Freund, so wie mich", erwiderte Jungkook selbstüberzeugt. Komplett sprachlos blickte Jimin zu ihm rüber. Mittlerweile fragte er sich, ob er nicht doch den alten Trottel zurückhaben wollte. Jetzt hatte er weniger Angriffsfläche. Abgesehen davon, dass Jungkook noch immer dumm quatschte. „Träum weiter. Ich suche keinen Jungen, sondern einen Mann", meinte Jimin trocken.

Der Jüngere runzelte leicht die Stirn. „Nicht schon wieder, Hyung. Wir hatten das Thema schon." Klar. Er stichelte auch weiterhin. Jimin presste seine Lippen zu einem schmalen Strich. „Ich würde Mann genug sein, um dich durch den Raum vögeln." Was?

Jimin verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. Hustend hielt er sich die Hand vor den Mund. Seit wann machte er denn solche Witze über seine Sexualität? Er konnte sie ja nicht einmal als beleidigend ansehen... Jungkook ärgerte ihn nur weiter. Aber es wurde irgendwie harmloser. Trotzdem erstaunte es Jimin, dass ihm diese Worte so einfach vor seiner eigenen Freundin entkamen.

Langsam kam er von seinem ersten Schock wieder herunter. „Tja, leider wird das nicht passieren." Immerhin war Jungkook ja noch von seiner eignen Heterosexualität überzeugt.
„Ich würde dich eher kastrieren, bevor du in die Nähe von diesem Prachtexemplar kommst." Jimin deutete auf sein eigenes Hinterteil, wohl geformt durch sein eigenes Fett und die Muskeln, die er durchs Tanzen aufgebaut hatte.

„Sag niemals nie", säuselte Jungkook. Der hatte ja Nerven! Vorher hätte er nicht so dämlich mit ihm geflirtet? Was war auf einmal passiert? Was hatte sich so abrupt geändert? Jimin verstand die Welt nicht mehr. Eigentlich wollte er nichts mit Jungkook zu tun haben. Er hatte ihm oft genug gewesen, was für ein Abschaum er sein konnte. Und doch saß er hier vor ihm. Mit seinem dummen, niedlichen Hasenlächeln und der neugewonnen Freundlichkeit.