Elf

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-Valentin-

Ich durfte nach meiner Klausur eher gehen, und so ging ich zu Jocelyns Raum. Ich gebe es ja zu, ich kannte Jocelyns Stundenplan fast schon besser als sie selbst. Es klingelte schrill, gerade, als ich ankam. Als erstes stürmte Lucian heraus, mit Eisenblick. Ich wollte ihm nachsetzen, wusste aber, dass ich ihm nicht helfen konnte und wartete auf Jocelyn. Sie war mitunter eine der letzten, die den Raum verließ. Sie sah aus wie ein kleines, getretenes Hündchen. Ich sah sie überrascht an. "Hey, was ist los?", fragte ich sanft und strich über ihre Wange. Sie blinzelte mich an. "Ich glaube, Lucian ist mir böse..." Ich nahm sie in den Arm und flüsterte: "Nein, dir ist er nicht böse." Sie sah zu mir hoch und fragte leise, ob ich wüsste, was mit ihm ist. Ich nickte langsam. "Ja. Er ist verliebt." Sie wischte sich über die Augen. "In wen denn?" Ich seufzte. "Tut mir leid, ich soll es für mich behalten." Jocelyn nickte nur. "Ich hab jetzt zwei freie Stunden.", setzte ich nach. Sie sah mich mit einem O-Raziel-wie-unfair-ist-das-denn-Blick an. Ich grinste nur. "Klasse... Ich hab jetzt Sport...", maulte sie.

-Madeleine-

Natürlich wusste ich, dass heute Schwertkampf war. An sich hatte ich kein Problem. Ich hatte es nur schwer, einen Partner zu finden. Also stand ich ziemlich am Rand, bis sich auf einmal Michael Wayland neben mich stellte. Ich sah ihn kurz an, mein Blick schweifte über seine schwarzen Haare, die nur wenige Nuancen dunkler als seine Augen waren. Sofort wandte ich wieder den Blick ab. "Wollen wir zusammen trainieren?", fragte er. Sofort hörte man, dass er noch immer nicht ganz mit dem Stimmbruch fertig war. Aber fast. Ich sah ihn wieder an.  "Wir beide?" Er musste grinsen. Machte der sich etwa über mich lustig?  "Na, alleine geht ja schlecht." Ich zuckte die Schultern. Ausgerechnet Michael, der sonst immer an der Seite seines Parabatai klebte, wollte mit mir Schwertkampf üben? Schließlich holten wir uns ein Schwert und ein Schild. Michael überließ mir zuerst das Schwert. Einige Male schlug ich zu, er blockte mit dem Schild ab und verbesserte mich. Dann tauschten wir. Der Griff des Schildes war etwas klein, sodass sich unsere Hände kurz berührten. Er hatte trotz des Sports kalte Hände. Auch Michael schlug einige Male. Dann auf einmal schlug er zu und ich flog auf den Rücken. Er grinste verlegen. "Entschuldige..." Ich musste lachen, er reichte mir die Hand, um mir hochzuhelfen. Ich nahm sie und er zog mich hoch. Ein bisschen zu sehr, sodass ich direkt in seine Arme flog.

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