-Jocelyn-
Ich schlief nur noch selten bei Valentin, da ihn schreckliche Albträume quälten. Er brüllte mitten in der Nacht und schwitzte und zitterte. Ich verstand ihn nur sehr selten. Nach jeder Nacht kam er zu mir, um mich zum Unterricht zu begleiten. Nur an jenem Tag kam er nicht. Ich machte mir Sorgen, also machte ich mich auf den Weg in Valentins Zimmer. Ich erwartete den typischen leichten Zitrusduft, der sonst an seiner Wäsche hing. Ich erwartete, dass es in seinem Zimmer so kühl war, dass es nur angenehm war, wenn ich Valentins Körper hinter mir und seine starken Arme um mir spürte. Aber es war verdammt stickig. Es roch ekelhaft abgestanden und irgendwie... nach Alkohol. Es war stockdüster, sodass ich nach dem Lichtschalter tastete. Als es hell wurde, spürte ich, wie ich blass wurde. "Oh, Valentin..." Überall lagen Flaschen herum. Bier, Wein, Schnaps, Wodka, Whiskey, einfach alles. Ich bahnte mir den Weg durch die Flaschen ans Fenster und riss es auf. Ich ging zu ihm und setzte mich an sein Bett. Da bemerkte ich, dass er irgendetwas in der Hand hielt. Ich nahm es ihm vorsichtig weg und entknitterte es. Darauf waren drei Personen zu sehen. Ein hellblonder Mann hockte neben einem kleinen Kind, einem Jungen und deutete in meine Richtung. Der Junge sah mit seinen großen schwarzen Augen in die Kamera. Neben ihnen saß eine Frau auf dem Boden und hatte eine Hand auf den Kopf des kleinen Jungen gelegt. Offenbar die Eltern des Kleinen. SIe waren glücklich. Aber man sah, dass das Foto schon älter war. Auf einmal regte sich etwas in mir, als ich dem Kind ins Gesicht sah. Dunkle Augen, aber irritierend helle Haare. "Valentin?", hauchte ich. Dann sah ich die Eltern an. Der Mann hatte ohne Zweifel seine Augen an Valentin vererbt, die Frau die Gesichtszüge. Als ich dann Valentin ansah, erinnerte ich mich. Meine Eltern sind ermordet worden., hatte er erzählt. Es musste nun vielleicht ein Jahr her sein. Ich sah Valentin an und weckte ihn. Er blinzelte mich nur trüb an. "Jocelyn...Wo ist mein Foto?" Ich sah ihn an. "Sie sehen dir sehr ähnlich." Er sah mich an und zog mich an sich. Ich vergrub den Kopf an seiner Brust, eine Angewohnheit, die ich sehr schnell entwickelt hatte, sehr zu Valentins Freude. Er roch nur anders. Ich löste mich von ihn. "Geh dich waschen, ich räume ein bisschen auf." Er nickte nur. "Danke.", sagte er und ging ins Badezimmer.
Endlich was neues. Ich werde versuchen, jedes Wochenende etwas zu schreiben. Danke fürs Voten :*