12

73 3 2
                                    

Als ich die Augen öffnete, hoffte ich das alles sei ein mieser Traum gewesen, doch leider war dem nicht so. Tief und fest schlief Jungkook noch neben mir. Ich musste kurz von ihm weg, um mich zu sammeln, weshalb ich mich an meine deckenhohen Fenster im Wohnzimmer setzte.

Ist das was ich denke für Jungkook zu fühlen wirklich das was ich fühle? Oder ist es die Vorstellung davon mit meinem Kindheitscrush zusammen zu sein? Draußen stürmte es, was meine Gefühlswelt hervorragend wieder spiegelte.

Mein Handybildschrim leuchtete auf und das erste was ich sah war ein Bild von mir und Taehyung. Ob er sich auch so verloren fühlt wie ich? Yoongi hatte mir eine Nachricht geschrieben, doch das was er schrieb beruhigte mich nicht im Geringsten.

Er hatte keine Ahnung wo Taehyung steckte. Ein unwohles Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Das kann nichts gutes heißen. Ich beobachtete die Regentropfen, die an meiner Fensterscheibe hinunter liefen.  Was ist, wenn er irgendwo ganz alleine da draußen ist? Was wenn ihm was passiert ist?

"Lia, ist alles in Ordnung?", fragte mich Jungkook noch müde und kratzte sich am Hinterkopf. "Nein, um ehrlich zu sein nicht. Taehyung ist gestern nicht mehr Zuhause gewesen, Yoongi hat keine Ahnung wo er ist und ich komme immer noch nicht mit dem allem zurecht", seufzte ich ohne meinen Blick von meiner Fensterscheibe abzuwenden.

Mit dieser Antwort schien er nicht gerechnet zu haben. Vorsichtig setzte er sich zu mir auf den Boden und sah mit mir aus dem Fenster. Mir war nach Heulen zu Mute. "Willst du mich überhaupt in deiner Nähe oder soll ich lieber gehen?", fragte er.

Ich reagierte gar nicht erst auf seine Frage. War es meine Schuld, dass Taehyung gegangen war? Hätte ich ihn aufhalten sollen? Hätte ich es überhaupt verhindern können? Fragen über Fragen, doch sie blieben alle unbeantwortet. Eine Hand auf meinen Oberschenkel legend versuchte Jungkook meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, was allerdings nur für einen kurzen Augenblick gelang.

Ich wandte meinen Blick für kurze Zeit in seine Richtung bevor ich mich wieder dem Regen draußen widmete. Ich kam mir nicht vor wie ich selbst. Noch nie zuvor habe ich mich so kalt verhalten. Dieses Gefühl von Leere und Taubheit. Das Gefühl nichts zu spüren. Ich habe schon oft davon gehört, nie hätte ich gedacht, dass ich es erleben würde.

Nach einigen Minuten Stille verzweitelte Jungkook langsam an meinem Schweigen. "Lia bitte rede mit mir", kam es von ihm, doch wieder reagierte ich nicht. Er verlor die Geduld, nahm mein Kinn in seine Hand und drehte meinen Kopf in seine Richtung. "Gib ihm Zeit".

Ihm Zeit geben? Habe ich etwa Zeit das alles zu verarbeiten für mich selbst. Ich lachte. "Er wird nicht wieder kommen Jungkook. Ich weiß es einfach", sagte ich. Mit weit aufgerissenen Augen sah er mich an, ließ mein Kinn wieder los und lehnte seinen Oberkörper etwas zurück.

Man könnte ihn schon fast verängstigt nennen, doch aus irgendwelchen Gründen, war es mir das erste mal egal. "Das bist nicht du. Ich kenne dich und das bist nicht du", wiederholte er immer und immer wieder, ich grinste bloß. "Vielleicht kennst du mich nicht so gut wie du denkst.  Ich dachte bis vor kurzem auch noch ich kenne dich und plötzlich stellt sich heraus, dass du all die Zeit von meinen Gefühlen wusstest, sie für dich genutzt hattest so weit du konntest und sobald Taehyung in mein Leben kam warst dz plötzlich eine ganz andere Person. Wir stecken alle voller Überraschungen. Toll nicht wahr?"

Stille. Sprachlos sah er mich an, seine Augen pechschwarz. "Ich weiß, dass es schwer für dich is-". Frech unterbrach ich ihn. "Nein du hast keine Ahnung. Ich brauche dein Mitleid gerade wirklich nicht Jungkook. Du weißt nicht wie es ist inmer und immer wieder von den Personen die du liebst verlassen zu werden. Meine Eltern sind gestroben, du hast ständig ab ohne auch nur ein Wort zu sagen und jetzt ist Taehyung auch noch weg. Du kennst diesen Schmerz nicht", raunte ich ihn an.

"Weißt du was? Meld dich wenn du dich wieder eingekriegt hast. Ich hab keine Lust mich mit dir zu streiten Lia. Dass Taehyung gegangen ist hat seine Gründe und du wirst noch früh genug erfahren wieso weshalb warum. Fang dich wieder, komm klar und jeder von uns verliert mal jemanden, so ist das Leben einfach", zischte er zurück und stand auf.

Immer bin ich die jenige die im Unrecht sein soll. "Siehst du und wieder gehst du einfach", murmelte ich ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. So war es schon immer.  Jedes mal wenn wir uns auch nur im geringsten auseinandersetzen, geht er einfach statt sich mal wirklich mit dem was ihm vorgeworfen wird auseinander zu setzten.

Seine Schritte verstummten für einen Moment. Schlagartig stand ich auf und sah zu ihm. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, er drehte sich um und kam im schnellen Schritt auf mich zu. "Ist das gerade dein scheiß Ernst?!", fragte er wütend und stellte sich dicht vor mich. Eigentlich sollte ich in solchen Momenten Angst haben, doch davon war keine Spur.

"Jetzt pass mal auf. Ich bin einfach zu erwachsen für deinen Kindergartendreck die ganze Zeit". Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. "Wenn du zu erwachsen wärst, dann würdest du dich einmal mit einer Konfrontation auseinandersetzen. Du kommst nicht damit klar, wenn man dir sagt was du falsch machst, weil du immer von allen einfach so geliebt worden bist. Du kannst nicht mit Kritik umgehen", sagte ich in einem ruhigen Ton.

Man konnte förmlich sehen wie das Blut in seinen Adern anfing zu kochen. Endlich mal Reaktion von Jungkook. Er drückte mich an die Wand und sah mir tief in die Augen. "Mag ja alles sein, aber das muss ich mir von jemanden wie dir nicht sagen lassen", zischte er durch seine Zähne, hatte seinen Griff fest um mein Handgelenk.

Etwas erschrocken über die Art wie er plötzlich mit mir umgeht sah ich ihm in die Augen und schluckte.  "Lass mich verdammt nochmal los. Geh. Das ist das erste mal, dass ich dir sagen werde, dass du abhauen sollst".

Lia wenn du jetzt anfängst zu weinen bist du gefundenes Fressen für ihn. Irgendwas sah er wohl in meinen Augen. Er ließ mein Handgelenk los, musterte mich nochmal von oben nach unten und zurück. Ich konnte meine Tränen gerade so noch im Zaun halten. Ich sagte kein Wort mehr. "Du wirst schon sehen wer dir letztendlich  wieder den Arsch retten wird", sagte er bevor er die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss warf.

Ich sperrte während mir die Tränen über die Wange liefen ab, rutschte an der Tür herunter. Allein. Ganz allein.

Taehyung wo bist du bloß?....

𝐩𝐥𝐚𝐲𝐢𝐧𝐠 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐭𝐡𝐞 𝐝𝐞𝐯𝐢𝐥 |𝓴.𝓽𝓱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt