1. Davor

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Outer Banks, das Paradies auf Erden. Ein Ort wo man entweder zwei Jobs oder zwei Häuser hat. Zwei Stämme, eine Insel.


Ich gehöre zum zweiten, privilegierteren Stamm, den Kooks. Verwöhnte Kids mit reichen Eltern, die in riesigen Villen in Figure Eight wohnen und den ganzen Sommer mit Golfen, Surfen, Shoppen oder faul am Pool rumliegen verbringen.

Ich bin Scarlett, ein 16 jähriges Mädchen, das einfach nur ihren Sommer genießen wollte, bevor dann im Herbst der Schulstress wieder losgeht. Vor ungefähr einem Jahr, wurde ich in einen Verkehrsunfall verwickelt, der tödliche Folgen hatte. Um diesem düsteren Kapitel möglichst schnell den Rücken zu zukehren, hielten es meine Eltern für das beste weit weg zu ziehen. Und da bin ich jetzt, weit weg in Outer Banks. Ich hab mich an das Leben hier gewöhnt, und recht schnell Fuß gefasst und Freunde gefunden.

„Hey Scar", Rafe brachte sein Motorrad neben mir zum stehen. Rafe Cameron ist der gut aussehende, 19 jährige Bruder meiner besten Freundin hier. „Soll ich dich mitnehmen?", fragte er und klopfte Einladend auf die Sitzfläche seines Motorrads. Ich lehnte höflich ab. Die paar Meter schaff ich auch zu Fuß.
„Na dann bis heute Abend-, du kommst doch zur Party, oder?" Ich nickte. Irgendwie hatte meine Mutter davon Wind bekommen und jetzt bestand sie darauf, dass ich wenigstens mal vorbeischaue. Sie ergriff wirklich jede Gelegenheit mich noch mehr in die reiche, arrogante Oberschicht zu integrieren. „Bis heute Abend", rief ich ihm hinterher.

Ich kaufte, wie jeden Samstag, bei Heyward's Fisch ein. Dieses mal stand Mr Heywards Sohn an der Kasse, ich glaube er heißt Pope. Er gehört zum anderen Stamm, zu den Pogues. Die Pogues leben auf der anderen Seite der Insel, dem Cut. Ich war dort noch nicht besonders oft aber alles was ich dort bereits gesehen hatte war alt, schäbig und heruntergekommen. Ich denke du findest kaum einen anderen Ort als Outer Banks, an dem Arm und Reich in einem so krassen Unterschied direkt aufeinander treffen. Das ist vermutlich auch der Grund für die Feindschaft der beiden Stämme. Die Pogues sind neidisch auf die Kooks und die Kooks halten sich für was Besseres und behandeln die Pogues wie Abschaum. Das erste, das ich hier gelernt hatte war, mich unter allen Umständen von den Pogues fernzuhalten. Ich hielt zwar nicht viel von dieser Feindschaft, kannte aber um ehrlich zu sein auch keinen der Pogues wirklich.

„Brauchst du eine Tüte oder geht das so?", fragte Pope und wedelte ungeduldig mit eine Plastiktüte vor meiner Nase herum. „Danke, eine Tüte wäre nett." Ich wollte heute nicht mit Fisch im Arm über die halbe Insel laufen.

Auf dem Weg nach draußen stieß ich geradewegs mit einem anderen jungen zusammen. „F*ck, tut mir leid", murmelte ich entschuldigend und musterte meinen Gegenüber. Er hatte zerzauste, kurze blonde Haare, blaue Augen und war den Klamotten nach zu urteilen ein Pogue. „Kein Ding, geht's dir und deinem Fisch gut?", sein Blick blieb an der Plastiktüte hängen, die zum Glück noch heil war. Ich nickte. „Okay, schätze man sieht sich irgendwann, die Insel ist klein", sagte der Blonde und zwinkerte mir zum Abschied zu. Oh man ich sollte mehr zeit auf dem Cut verbringen, zumindest wenn dort noch mehr solche Typen rumlaufen.


"Vergiss die Party nicht!", meine Mum stand plötzlich im Türrahmen und blickte mich erwartungsvoll an. Ich zog den den rechten Ohrenstöpsel aus meinem Ohr. "Mach ich nicht", wie denn auch wenn sie die ganze Zeit um mich rum schwirrte, und mir erzählte auf was für "tollen" Partys sie mit 16 war.

Ich stand also um Punkt halb 9 in der Auffahrt zu Toppers Haus. Da hier schon eine menge Leute herum standen wollte ich eigentlich gar nicht wissen wie das ganze im Haus aussah.
Dennoch wagte ich mich durch den Flur bis zur Terrasse hinter.
"Scarlett", rief eine mir sehr wohl bekannte Stimme und als ich mich umdrehte wurde ich von einer leicht beschwipsten Sarah begrüßt. Topper, Sarahs Freund und Gastgeber dieser Orgie, drückte mir ein Bier in die Hand und verschwand mit Sarah in Richtung Pool.
Während ich mich umsah nippte ich an meinem Bier. Überall waren betrunkene Kooks, sogar der Pool war voll von ihnen. Ich kannte nicht einmal die Hälfte der hier Anwesenden.
"Geile Party, oder?", meinte Rafe und gesellte sich zu mir. "Mhm", sagte ich so bestätigend wie möglich und trank den letzten Schluck meines Biers aus.
"Okay", Rafe nahm mir meine Bierdose, "ich besorg uns jetzt was besseres zum Trinken", verkündete er und zog mich in Richtung Minibar.

Gegen 2 Uhr klingelten dann die Cops an der Tür. Ich kletterte zusammen mit Rafe über den Gartenzaun, was echt schwierig im betrunkenen Zustand ist, und wir liefen durch den Garten der Nachbarn zur Straße, wo Rafe sein Motorrad stehen hatte.
"Ich fahr dich nach hause", lallte Rafe und hielt mir seinen Helm hin. Irgendwo in meinem Hinterkopf meldete sich mein Verstand und erzählte mir, dass betrunken Fahren dumm und gefährlich ist.
Ich ignorierte ihn gekonnt und setzte mich hinter Rafe auf das Motorrad.

Irgendwie schafften wir es heil nach Hause. Mir war schlecht und ich hatte Schwierigkeiten gerade stehen zu bleiben. Ich wäre vermutlich beim Absteigen hingefallen, hätte Rafe mich nicht aufgefangen.
Er vertrug den Alkohol scheinbar wesentlich besser als ich.

Sein Blick glitt von meinen Augen runter und blieb kurz an meinen Lippen hängen.

Outer Banks - Welcome to the SouthsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt