"Siehst du jetzt, wer die Pogues wirklich sind", fragte Rafe erschöpft. Er sah ziemlich mitgenommen aus, kein Wunder Pope hat ihn ja fast erwürgt.
"JJ ist anders", erwiederte ich leise.
"Nein", Rafe lachte trocken, "JJ ist der Schlimmste von allen!"
Ich blieb daraufhin stumm. Dass die beiden sich nicht mochten war mir ja bereits klar.
"Hast du...?", setzte ich vorsichtig an.
"Was?"
"Hast du Peterkin erschossen?", fragte ich und hoffte inständig er würde es verneinen. Mir sagen, dass ich verrückt wäre, sowas zu Glauben. Aber das Tat er nicht.
Er fuhr sich nervös durch die Haare und mied es, mir in die Augen zu sehen.
"Du verstehst das nicht."
Ich sprang auf und brachte ein paar Meter abstand zwischen uns.
Er hat jemanden umgebracht. Er war ein Mörder. Ich hab einen Mörder geküsst.
"Sie wollte ihn verhaften. Ich hab ihn gerettet", sagte er überzeugt.
Wen hat er gerettet? Das machte doch alles keinen Sinn!
Rafe stand ebenfalls auf und ging ein paar Schritte auf mich zu. Ich wich zurück.
Er versuchte nach meiner Hand zu greifen aber ich zog sie weg.
Angst und Abscheu waren in meinen Augen zusehen.
"Bitte, Scar"
"Nein", ich zitterte, "halt dich bloß von mir fern!" Ich sah den Schmerz in seinen Augen.
"Ich fahr dich heim", meinte er und verbannte jegliche Emotionen aus seinem Gesicht.
"Du bist ein Mörder, ich fahr nicht mit dir mit, ich fahr nicht mit einem Mörder mit", die letzten Worte brachte ich nur noch flüsternd heraus. Er fuhr sich erneut durchs Haar.
"Ich musste das Tun! Du verstehst es nicht, oder?"
Ich schüttelte den Kopf. Verstehen, dass er jemanden umbringen musste und danach John B dafür verantwortlich macht? Nein, wie sollte ich sowas verstehen.
"Scarlett, du musst mir Vertrauen!", seine Stimme bebte.
Er war verückt - Rafe war verückt.
"Nein, ich muss weg von dir. Du bist ein Mörder", langsam brach neben der Verzweiflung auch die Wut aus mir raus.
"Du weißt nicht wovon du da redest!", Rafe packte mich am Handgelenk und zog mich in Richtung seines Motorrads.
Ich blieb stehen. "Du hast Peterkin ermordet! Du bist ein Mörder!", wiederholte ich mich. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Sein Griff um mein Handgelenk wurde stärker. Er war wütend. Er machte mir Angst.
"Sag sowas nie wieder!" Vier geflüsterte Worte, die es schafften mich frösteln zu lassen.
"Lass mich los!", ich zappelte wild und trat um mich, was nur zu Folge hatte, dass er mich noch stärker festhielt.
"Erst wenn du dich beruhigt hast."
Beruhigen? Ich sollte mich beruhigen, wärend ein Mörder direkt neben mir steht?
Ich schluckte meine Wut hinunter und ignorierte mein gebrochenes Herz - die sollten erst wieder zu Tage kommen, wenn ich beide Hände frei hätte, um ihm eine rein zu hauen.
Meine Atmung beruhigte sich und mein Puls normalisierte sich, nur die Tränen und das leichte Zittern konnte ich nicht so einfach abschalten.
Rafe lockerte seinen Griff und drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen musste. Er sah verletzt aus, gebrochen, verzweifelt, erhätte einem fast leidtun können. Aber nur fast.
"Du wirst es schon noch vertehen, ja da wirst du", murmelte er vor sich hin und nun war ich mir absolut sicher, dass er verrückt war.
"Scar, Ich..."
Er kam mir viel zu Nahe. Dann legte er erneut seine Lippen auf meine. Dieses Gefühl von Gestern war weg, es widerte mich lediglich an, erneut von einem Mörder geküsst zu werden. Ich befreite meine linke Hand und schob ihn weg von mir.
Da war er wieder, der Schmerz in seinen Augen.
"Nein!"
"Du hast mich zuerst geküsst, jetzt musst du mit den Konsequenzen leben", gab er schroff von sich und verbannte wieder jegliche Emotionen aus seinen Gedanken.
Das war das erste mal, bei dem mein Körper in einer solchen Situation das Richtige tat. Ich trat ihm kräftig zwischen die Beine und lief dann so schnell ich konnte, wären er sich vor Schmerz krümmte.
"Scar, bitte"
Ich ignorierte ihn und hatte schon fast das Tor erreicht.
"Ich liebe dich, Scarlett"
Ich blieb wie angwurzelt stehen.
"Tust du nicht", sagte ich mit fester Stimme und drehte mich zu ihm um.
Das war so erbärmlich.
"Doch und du mich auch, das weiß ich!", hauchte er und ging vorsichtig auf mich zu.
"Leb wohl, Rafe", sagte ich kalt und verschwand dann durch das Tor nach draußen.
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Outer Banks - Welcome to the Southside
FanfictionScarlett ist ein 16 jähriges Mädchen mit reichen Eltern. Sie ist ein Kook. Alles in Allem ist ihr Leben zwar nicht besonders spannend, aber durchaus genießbar, bis eine Gruppe Pogues für frischen Wind sorgt und Scars langweiligen Sommer in ein aufre...