Ich lies mich erschöpft in die Sofapolster sinken. Wäre irgendjemand außer mir hier, so könnter er mir die Enttäuschung ganz bestimmt ansehen.
Auch wenn ich das Gold nicht brauchte, so hätte ich es mir doch gewünscht, für John B, für Kiara, für Pope und ganz besonder für JJ.
Und nun war ich Zuhause und konnte nichts tun außer das ständig klingelnde Telefon zu ignorieren und dem Gold hinterher zu trauern.Ich wurde von einem Klingeln geweckt. Ich hatte wohl den ganzen Nachmittag geschlafen, den draußen war es bereits dunkel es bereits. Es klingelte erneut und ich erhob mich gähnend vom Sofa und tapste zur Tür.
Niemand anderes als Rafe Cameron stand mir gegenüber und fuhr sich gestresst durch die Haare.
"Warum bekomm ich ständig Nachts besuch", murmelte ich verschlafen und lies ihn rein. Er bedachte mich mit einem verwirrten Blick, ging aber nicht weiter auf meinen Kommentar ein.
"Rafe, warum bist du hier?", fragte ich ihn, nachdem wir uns eine Weile schweigend gegenüber gesessen haben, und er irgendwas auf seinem Handy herumtippte.
"Deine Eltern machen sich Sorgen, du bist nicht ans Telefon gegangen. Also haben sie mich geschickt, um zu gucken ob du noch lebst", sagte er gleichgültig ohne den Blick von seinem Smartphone abzuwenden.
"Ich lebe noch", antwortete ich knapp.
"Und naja", endlich legte er sein Smartphone zur Seite, "ich soll wegen der Situation gerade, auf dich aufpassen", setzte er noch nach.
Ich schnaubte belustigt.
"Ich bin kein kleines Kind, Rafe. Ich kann auf mich selbst aufpassen", konterte ich.
"Scar, das ist nicht lustig. Da draußen läuft ein Mörder rum", erwiederte Rafe ziemlich angespannt. Was ist dem den über die Leber gelaufen.
"Mörder?"
"Ein Pogue hat eine Polizistin erschossen", sagte er abwertend. Oh mein Gott, was ist wenn...
"Wer?", fragte ich zittrig.
"John B Routledge"
Nein, das konnte nicht wahr sein. Sowas würde er nie tun, nicht John B.
Ich schüttelte energisch meinen Kopf.
"Das ist nicht wahr, das kann nicht wahr sein", sagte ich Vorwursvoll.
Ich merkte, wie sich bereits die ersten Tränen bildeten. Warum musste ich immer so verdammt emotional sein.
"Genau deshalb hab ich dir gesagt, du sollst dich von den Pogues fernhalten", meinte Rafe leise, bevor er sich wieder seinem Handy widmete.
Ich brauchte ein paar Minuten um das alles zu verarbeiten, dann sprang ich allerdings auf, schnappte mir einen Pulli und lief zur Haustür, an der mir Rafe allerdings den Weg versperrte.
"Wo willst du jetzt hin?", fragte er sichtlich verwirrt.
"Ich muss mit jemandem sprechen", sagte ich ausweichend. Mir war sehr wohl bewusst, dass Rafe mich, sobald ich den Namen JJ in den Mund nahm, erst recht nicht gehen lassen würde.
"Hast du nicht zugehört? Da läuft ein Mörder draußen rum. Machs nicht noch komplizierter Scar", mahnte Rafe und schob mich zurück in Richtung Wohnzimmer.
"Es ist wichtig und außerdem ist John B kein Mörder. Sowas würde er nie tun", gab ich trotzig von mir und versuchte mich an ihm vorbei, nach draußen zu drängen.
"Hey Scarlett, du kannst das Morgen noch klären, sei jetzt nicht dumm", wisperte mir Rafe zu. Als ich das nächste mal versuchte an ihm vorbei zu kommen, nahm er mich einfach in den Arm. Ich konnte meine Emotionen nicht länger zurückhalten, und begann zu weinen.
Warum war das Leben nur so verdammt kompliziert?
Rafe hielt mich einfach fest, und wartete bis ich mich wieder ihm Griff hatte.
"Vergiss den Pogue", sagte er bestimmt und schob mich von sich weg.
Erst jetzt viel mir auf, wie schlimm er eigentlich aussah. Seine Pupillen waren geweitet und seine Augen gerötet, als hätte er wieder irgendwas genommen. Außerdem war er seltsam ruhig und kühl, normalerweise wäre er schon durch die Decke gegangen, da er ja scheinbar wusste, dass ich mich nicht an das Versprechen gehalten hatte.
"Hast du was von dem Zeug dabei?", fragte ich und masierte mir die Schläfe. Vielleicht würde mich das beruhigen.
"Spinnst du?", fragte er wütend. Scheinbar schien das Zeug doch nicht so gut zu wirken.
"Ich hab ja nur gefragt", murmelte ich Achselzuckend.
"Lass die Finger von sowas, hast du mich verstanden", zischte er.
"Hör auf mir immer zu sagen was ich zu tun hab, Rafe. Du bist nicht mein Bruder", zischte ich genauso wütend zurück.
"Aber du bist mir wichtig", rutschte es kaum hörbar aus ihm heraus. Interessant, Rafe Cameron konnte über Gefühle sprechen. Ich konnte mir ein lächeln nicht verkneifen. Dieser eine Satz sorgte irgendwie dafür, dass mir ganz warm ums Herz wurde."Was läuft da zwischen dir und Maybank?", fragte Rafe gleichgültig.
Wir saßen derweil wieder im Wohnzimmer und schauten uns irgend einen Film, der gerade im Fernsehn lief an.
"Topp hat erzählt dass du nach ihm gefragt hast"
Ich biss mir auf die Lippe. Ich wusste es ja selber nicht.
"Eifersüchtig?"
Rafe schnaubte amüsiert.
"Hättest du wohl gerne", antwortete er anzüglich.
Dann wurde er wieder ernst.
"Er ist nicht besser als Routledge, vielleicht hat er noch niemanden umgebracht, aber er nimmt Drogen und ist auf dem besten Weg dahin"
"Du doch auch"
Rafe wurde blass.
"Es ist doch kein Geheimnis, das du Stoff von diesem Barry kaufst", fragte ich verwirrt. Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder und er fuhr sich gestresst über die Stirn. Wie soll ich nur aus so jemandem schlau werden.
"Halt dich einfach von ihm fern", meinte er wieder ruhig. Jetzt lachte ich.
"Wir sind befreundet, okay. Und John B ist kein Mörder", beendete ich das Thema und konzentrierte mich wieder auf den Film.
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Outer Banks - Welcome to the Southside
FanfictionScarlett ist ein 16 jähriges Mädchen mit reichen Eltern. Sie ist ein Kook. Alles in Allem ist ihr Leben zwar nicht besonders spannend, aber durchaus genießbar, bis eine Gruppe Pogues für frischen Wind sorgt und Scars langweiligen Sommer in ein aufre...