6. Die verbotene Zone

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Dank meines Knöchels konnte ich mich vor der wir-säubern-Masonboroughs-Aktion drücken. Bei dieser Aktion geht es darum, den Strand vom Müll zu befreien und scheinbar ist das irgendwie Tradition, dass alle Kooks von ihren Eltern dazu gezwungen werden, dort mitzuhelfen.
Ich verbrachte stattdessen den Tag im Hotel und half meiner Mum am Empfang aus.
Es war so ungefähr gegen halb 11, und ich saß mit meinem Handy in der Hand und Kopfhörern auf den Ohren, auf dem Ledersofa in der Eingangshalle, als vier, mir mittlerweile bekannte Jugendliche zur Tür hereingeschneit kamen und zielstrebig die Tür am Ende des Raums ansteuerten. Es handelte sich natürlich um meinen Lieblings-Pogue und seine Freunde. Ich fragte mich was sie vorhatten, da sich hinter dieser Tür lediglich ein paar Computer befanden - vermutlich hatten sie noch keinen Strom auf ihrer Seite der Insel.
Keine 10 Minuten später schwang die Tür wieder auf und Kiara kam dicht gefolgt von JJ, Pope und John B. heraus. Pope sagte irgendwas, wie, "Können wir nicht legal an Geld kommen?", aber die anderen drei sahen sehr zufrieden aus. Naja bis sie mich bemerkten. Ich guckte schnell in eine andere Richtung - war allerdings nicht schnell genug.
"Ich regle das", vernahm ich JJ's Stimme, und kurz darauf stand er direkt vor mir. Ich lächelte ihn nett an und nahm meine Kopfhörer ab: "Hi."
Er blickte mich finster an, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: "Was hast du eben alles gehört?"
"Nichts, warum", spielte ich die unschuldige, wobei ich ja tatsächlich nicht viel mitbekommen hatte, außer dass die Vier irgendwas illegales vorhatten.
"Ist klar", meinte er abweisend. War er jetzt im Ernst so unfreundlich nur weil ich vielleicht etwas von ihrem Gespräch mitbekommen hatte?
"Ich weiß nicht was ich nicht gehört haben soll, okay", antwortete ich ihm genervt, "aber das ist kein Grund so unfreundlich zu sein", der letzte Teil war gemurmelt aber ich war mir sicher, dass er es verstanden hatte.
"Manche Leute haben es einfach nicht verdient, dass man freundlich zu ihnen ist", sagte er und verließ das Hotel. Autsch!
Mir blieb der Mund offen stehen.
Erst küsst er mich und dann behandelt er mich wie Dreck - keine Ahnung was der für Stimmung Schwankungen hat.

"Denk dran die Lebensmittel anzunehmen. Das Geld dafür liegt auf dem Tisch", rief mir meine Mutter noch zu, bevor sie die Haustür hinter sich zuzog. Ich hatte beschlossen heute einfach mal einen faulen Ferientag daheim zu verbringen und da ich nicht Einkaufen gehen kann hat meine Mum was bei Heyward's bestellt. Keine halbe Stunde nachdem sie gegangen war, vernahm ich auch schon das Geräusch unserer Türklingel. Ich zog mir einen Pulli über und rannte schnell nach unten, zur Tür. Zu meinem Erstaunen stand nicht wie erwartet, Pope oder Mr Heyward vor der Tür, sondern ein nur allzu bekannter blonder Pogue.
Letzte Woche hatte ich jeden Tag gehofft ihn wieder zu sehen und diese Woche, in der ich ihn am liebsten irgendwo ganz weit weg von mir hätte, begegnete ich ihm jeden Tag. Immerhin schien JJ genauso unglücklich mit der Situation zu sein. Er reichte mir Wortlos zwei gefüllte Plastiktüten und streckte die andere Hand fordernd nach dem Geld aus, welches ich ihm aber noch nicht geben wollte.
"Warum, JJ?"
Er blickte mich herablassend durch die Gläser seiner Sonnenbrille an.
"Warum, was, Prinzessin?", fragte er spöttisch. Ich schüttelte genervt den Kopf: "Warum küsst du mich und bist jetzt so bescheuert zu mir?"
Er lachte trocken und antwortete: "Oh liegt vielleicht daran, dass du auch so eine Kook-Schlampe bist."
"Kiara ist doch auch ein Kook, oder?", konterte ich wütend.
Er schüttelte den Kopf. "Kie ist ein Pogue und außerdem hat sie uns nicht allen erzählt sie würde aus Phoenix kommen und hier Urlaub machen. Und jetzt gib mir mein Geld", erwiderte er sauer. Okay ein Punkt für ihn. Aber natürlich war ich so kindisch zu erwidern, dass ich tatsächlich aus Phoenix komme.
"Na und. Du wohnst jetzt hier in ner scheiß Villa und denkst du wärst was besseres, nur weil du das Auto von deinem Daddy fahren kannst. Aber das bist du nicht, Schlampe", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und nickte in Richtung meines babyblauen Jeeps.
Ich wurde immer wütender. "Oh tut mir leid, dass meine Eltern Geld haben, glaubst du im Ernst ich hab mir das rausgesucht?", schrie ich mittlerweile. Ich drückte ihm das Geld in die Hand und knallte die Haustür wieder zu. Es tat weh, was er sagte. Aber am meisten weh tat, dass er mit den meisten Dingen absolut recht hatte.

Outer Banks - Welcome to the SouthsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt