20. Phantom (ende)

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Die ganze Fahrt über übten wir uns im Schweigen. Wir alle hofften, dass sie ihn nicht kriegen würden und doch rechneten wir fest damit. Ich sah es an Popes zusammengezogenen Augenbrauen, an Kiaras verzweifeltem Blick und an JJ, der nervös mit den Ringen seiner rechten Hand rumspielte.
Als wir aus den Polizeiwägen ausstiegen war es bereits dunkel. Die Zelte des FBI wurden durch ein paar wenige, batteriebetriebene Lampen beleuchtet aber ansonsten war es duster. Scheinbar gab es auf Outer Banks wieder einen Stromausfall.
"Das ist gut, so können sie unbemerkt hier vorbei fahren", flüsterte Pope kaum hörbar neben mir.
"Los, geht mit Plum zum Zelt", wies uns Shoupe an und gesellte sich dann zu den Leuten von FBI.
"Hinsetzen und nicht bewegen, wir haben viel zu besprechen!"
Wir nahmen auf einer Bierbank in einem der Zelte Platz.
Überall waren Deputys, die sich irgendwas zuriefen wärend die Dunkelheit regelmäßig von Blitzen erhellt wurde.
Wie sollte John B es bei einem solchen Sturm hier heil heraus schaffen?
Ich tastete nach JJ's Hand und verschlang unsere Finger miteinander. Er drückte meine Hand behutsam. Er war erstaunlich gefasst.
"Er wird es schaffen", murmelte er, so dass nur ich es hören konnte und klang dabei so, als würde er wirklich daran glauben.
Wie? Wie soll ein 16 Jähriger mit einem in die Jahre gekommenem Boot dem FBI entkommen ohne dabei drauf zu gehen?

"Da sind sie, da draußen." Ich blickte auf. Der Lichtkegel des Leuchtturms war auf ein kleines weißes Boot gerichtet. Scheiße. Auf Kildare Island gab es also wieder Strom und John B war sogut wie geliefert.
Ich hörte die Sirenen und sah wie das kleine Boot aus meinem Blickfeld verschwand.
Bitte lass es ihn schaffen, bitte lass ihn entkommen. Ich wiederholte diese Wörter unaufhörlich in meinem Kopf, wärend ich mir die Lippe blutig biss und das anzeige an das ich mich klammern konnte JJs Hand war.
Nach ein paar Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, betraten drei Deputys das Zelt. Einer von ihnen war Shoupe.
"Haben sie ihn gefunden?", fragte Pope voller Sorge. Der Deputy schüttelte den Kopf. "Nein!"
Ich wollte erleichtert aufatmen aber irgendetwas in seinem Gesichtsausdruck verriet mir, dass das noch nicht alles war.
"Ist er entwischt?", fragten Kie und ich gleichzeitig.
Er schien nach Worten zu Ringen.
"Wir..., wir haben sie verloren", meinte er.
"Es tut mir leid!"
Sie? Dann war Sarah auch auf dem Boot.
Bitte sag mir nicht, dass es so ist, wie ich denke. Ich drückte JJs Hand noch ein wenig fester.
"Was meinen sie mit verloren? Wovon reden sie?", hakte Pope aufgebracht nach.
"Sie sind mit einem offenen Boot in einen Tropensturm gefahren, Pope", antwortete Shoupe sichtlich betroffen.
Nein. Ich zitterte. Das kann nicht war sein!
"Sie haben sie direkt in den Sturm getrieben! Ich bring sie um", JJ ließ meine Hand los und stürzte sich auf Shoupe.
JJ wurde von den anderen Polizisten von Shoupe getrennt und seine Aggressionen wandelten sich in Trauer und fassungslosigkeit um.
Kurz darauf betraten Popes und Kiaras Eltern das Zelt.
Ich konnte die Tränen nun auch nicht mehr länger zurückhalten. Ich wollte nicht schon wieder vor allen weinen. Und da ich mir ohnehin schon fehl am Platz vorkam, nutzte ich die Gelegenheit und schlich mich aus dem Zelt.
Als ich noch einen letzten Blick über meine Schulter warf, konnte ich erkennen, wie JJ von Popes Eltern in eine Umarmung gezogen wurde, dann lief ich nach Hause.

"Hey", sagte der blonde Pogue und ließ sich neben mir nieder. Seine Augen waren gerötet und er trug immernoch die selben Klamotten wie am Abend zuvor.
"Hey"
Auch meine Augen waren gerötet und ich musste aussehen als hätte ich die letzten zwei Tage keinen Schlaf gehabt, was so ziemlich der Warheit entsprach.
"Ich hab dich vermisst, gestern Abend", er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.
"Tut mir leid", murmelte ich und ließ den feinen Sand durch meine Finger rieseln.
Die Sonne sorgte für eine angenehme Temperatur und der Wind für nahezu perfekte Wellen. Heute wäre ich mit Sicherheit Surfen gegangen, wäre da nicht so viel Wut und Trauer in mir.
"Ich vermisse sie", sagte ich und konzentrierte mich auf die Wellen, die an einem großen Stein zerschellten.
"Sie sind da noch irgendwo, sie müssen da noch irgendwo sein", erwiederte JJ überzeugt. Ich versuchte mich an einem lächeln, wärend ich mich in seinen Augen verlor.
Ich wünschte ich könnte ihm glauben, aber dafür hatte mir das Leben wohl schon zu oft einen Streich gespielt.
Ich wusste nicht, was ich darauf erwiedern sollte und schwieg darum.
Man hörte nur noch den Wind und die Wellen.
Jeder der hier vorbei käme, würde es für ein idyllisches Werbefoto aus irgendeinem Reiseprospekt halten. Zwei Jugendliche, die schweigend in der Sonne saßen und zum Horizont blickten.
Aber hier kam niemand vorbei, denn das hier war JJ's geheimer Ort und abgesehn davon war hier auch keine Idylle, nur diese erdrückende Stille.
"Was ist jetzt mit uns?", stellte ich nach einer halben Ewigkeit endlich die Frage, die mir so auf dem Herzen brannte.
"Was soll mit uns sein?"
JJ mied meinen Blick und fuhr sich gestresst durch die Haare.
"Der Kuss...", fing ich an, wurde jeddoch direkt von ihm unterbrochen.
"Wir können ihn einfach vergessen", antwortete er energisch.
"Ich will ihn aber nicht vergessen"
Oh nein das wollte ich wirklich nicht. Rein rational betrachtet war der Kuss das einzige positive Erlebnis gestern.
JJ musterte mich durchdringend mit seinen blauen Augen, als würde er gründlich über etwas nachdenken.
"Ich will ihn auch nicht vergessen", murmelte er und beugte sich zu mir um dann seine Lippen auf meine zu legen.
Ich schloss die Augen, wärend ich meine Hände in seinen blonden Haaren vergrub.
"Versprich mir, das du ihnen nicht hinterherfährst", verlangte ich noch ein wenig außer Atem als wir uns von einander gelöst hatten.
"Dass kann ich dir nicht versprechen"
JJ zog besorgt die Augenbrauen zusammen, wärend er mich in seine Arme zog.
"Dann versprich mir, dass du dich nicht ohne mich auf die Suche nach ihnen machst"
Kurz konnte ich den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht sehen.
"Versprochen", hauchte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

~Ende~

Ich habs geschafft, mein erstes Buch fertig zu stellen.
Ich weiß selber dass es nicht brillant geworden ist aber dafür, dass ich das hier nur zum Spaß mach und lediglich ein paar meiner Fantasien niederschreib, bin ich mit dem Ergebniss ganz zufrieden.
Ich hoffe euch hats auch gefallen und bin euch echt dankbar für die vielen Votes.

Outer Banks - Welcome to the SouthsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt