Outer Banks - Welcome to the Southside

12. Die Startbahn

Es war bereits Abend, als ich an John B's Haus ankam. Nachdem was John B mir gestern erzählt hatte, machte ich mir Sorgen um JJ. Ich hatte den ganzen Tag damit verbracht, Orte abzuklappern, an denen sich JJ aufhalten könnte und das hier war der letzte.
Ich hatte Glück. Als ich um das Gebüsch herum ging, konnte ich JJ am Rand eines Jacuzzis sitzen sehen.
Hier hatte sich einiges Verändert. Auf der Wiese vor dem Haus stapelten sich jetzt verschiedenste Gerätschaften und an einem der Bäume hing sogar eine Seilwinde.
"JJ?"
Der blonde drehte sich verwirrt zu mir um.
"Scheiße, Scarlett was machst du hier?", fragte er schon fast vorwursvoll.
Bevor ich antworten konnte, kam eine mehr als aufgebrachte Kiara aus dem Haus gestürmt.
"Reicht es den nicht, dass JB seine Freundin mitschleppen muss?"
Ich blickte hilfesuchend zu JJ, der nur belustigt mit den Achseln zuckte.
"Was macht sie hier?", fragte Kiara vorwursvoll und stemmte die Hände in die Hüften.
"Entspann dich, Kie", meinte JJ grinsend.
"Entspannen?... Das war unsere Pogue Sache und jetzt weiht ihr Hormongesteuerten Dummköpfe irgendwelche Kooks ein?", sagte sie und funkelte mich böse an.
"In was einweihen? Ich wollte eigentlich nur schauen obs JJ gut geht... John B hat gesagt, ihr hättet Stress gehabt", erwiederte ich und spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
"Sie weiß nichts?"
JJ schüttelte den Kopf.
"Oh", kam es von Kiara, die mich jetzt nur noch erstaunt musterte.
"Du hast dir Sorgen gemacht?", bohrte JJ nach, wärend er mich ein bisschen von Kiara wegzog.
"Ich weiß nicht. Irgendwie... Du bist letztens so schnell verschwunden und hast erzählt dass du Probleme mit deinem Dad hast und seitdem, naja, warst du nirgends auf der ganzen Insel aufzufinden", ich biss mir auf die Lippe und hoffte inständig, dass er mein glühendes Gesicht nicht bemerkte.
Er grinste.
"Tja, ich bin ein vielbeschäftigter Geschäftsmann", antwortete er lachend, wobei sich diese netten Grübchen in seinen Wangen bildeten.
Bevor wir unser Gespräch vertiefen konnten, kam John B an uns vorbeigelaufen.
"Hey John B, ich hab die Seilwinde vorrbereitet", rief JJ ihm nach. Dieser ignorierte ihn und lief Zielstrebig ins Haus.
"Was isn jetzt los?", fragte Pope verwirrt, bevor er und Kiara JB ins Haus folgten.
Auch JJ lief ihnen hinterher und da ich nicht wusste, was ich jetzt tun sollte, stand ich eben unschlüssig auf der Veranda rum.
Kurz darauf kam John B wieder heraus, er hatte eine Knarre in der Hand und lief Zielstrebig auf ein Motorrad zu.
Was bitte, hatte er damit vor.
"John B warte", rief Kiara, die hinter ihm aus dem Haus gestürmt kam.
John B drehte sich mit einem ziemlich verzweifelten Gesichtsausdruck um.
"Ward hat meinen Dad ermordet! Er weiß von dem Gold", sagte er mit brüchiger Stimme und starrtete den Motor.
Er nannte also Ward einen Mörder und von welchem Gold sprach er überhaupt?
Meine Diagnose: John Bucker Routledge Jr. ist definitiv verückt.
Die anderen drei schienen mehr zu verstehen. Sie blickten sich bestürzt an und Kiara und Pope liefen John B sogar ein Stückchen hinterher.
"Scheiße", traf JJ den Nagel direkt auf den Kopf.
"Was jetzt?", fragte Kiara außer Puste, und sprach mir dabei direkt aus der Seele.
"Wir nehmen das Boot und fahren zu den Camerons", schlug Pope sachlich vor.
"Und was machen wir mit ihr?", fragte Kiara vorwursvoll und zeigte auf mich.
Bevor ich irgendwas sagen konnte, stellte sich JJ bereits schützend vor mich und sagte: "Sie kommt mit!"
Ich war genauso überrascht wie Kiara und Pope.
"Du kennst sie doch kaum, das mit dem Gold war unser Ding", erwiederte Kiara, wärend sie mich mit ihren Blicken erdolchte.
"Als würdest du sie besser kennen. Außerdem hat Scarlett mitlerweile doch eh viel zu viel gehört, als dass wir sie noch raushalten könnten", verteidigte mich JJ weiter. Kiara schien nicht überzeugt.
"Ich bezahl ihren Anteil auch aus meinem", setzte JJ nach.
"Das kam unerwartet", kommentierte Pope, der sich bisher aus dem ganzen rausgehalten hatte.
"Schön, aber erwarte nicht, dass wir Freundinnen werden", gab sich Kiara geschlagen und funkelte mich ein letztes mal böse an, bevor sie mit Pope zum Boot lief.
"Danke, aber ich erwarte noch eine genauere Erklärung", murmelte ich sichtlich verwirrt und Überfordert.
JJ lächelte.
"Keine Sorge, die kriegst du noch"

Auf der Fahrt zum Cameron-Anwesen haben mir JJ und Pope die Kurzfassung der letzten Tage geschildert, wärend Kiara mit verschränkten Armen daneben gesessen war - scheinbar konnte sie mich absolut nicht ausstehen.
Die Vier Pogues hatten am Tag nach Agatha ein gesunkenes Schiff gefunden und haben dort nach Schätzen getaucht, wobei sie einen Kompass, der früher einmal Big John gehörte gefunden haben. John B hat daraus neue Hoffnung geschöpft, dass sein Dad noch am Leben war, da dieser das Wort Redfield in den Kompass geritzt hatte.
Über das Wort Redfield sind sie dann auf ein Grab von irgendeiner Großtante von JB gestosen, in dem sich Pläne der Royal Merchant und eine Kasette von Big John für JB befanden. Durch die Pläne haben sie dann die Royal Merchant gefunden, auf der sich angeblich Gold im Wert von 400 Millionen, befinden sollten. Das Gold war aber nicht dort. Mithilfe eines alten Briefes, den Sarah besorgt hat, und  einer alten Flurkarte konnte John B letztendlich herausfinden, dass das Gold auf dem Crane-Anwesen sein musste. Heute Nacht wollten sie dann eigentlich das Gold holen.

"Klingeln wir an der Tür und fragen hey haben sie John B gesehe?", fragt JJ, als wir bei den Camerons anlegten.
"Ich hab noch nie gesehen, dass John B so drauf ist, wir sollten zur Polizei gehen", meinte Kiara ernst.
JJ schüttelte energisch den Kopf.
"Ja und was sagen wir dort, Kie? Wir machen uns Sorgen, unser Freund läuft grade Amok, weil Ward Cameron Big John getötet hat?", erwiederte er.
"Ich kann bei Sarah klingeln", schlug ich vor. Kiara nickte.
"Okay, ja das ist vermutlich am besten", sagte sie sachlich und schenkte mir einen nicht mehr ganz so feindseligen Blick.
"Hey, ich sehe Ward", meldete sich Pope zu Wort und starrte durch ein kleines Fernglas auf das Haus.
"Sieht nicht tot aus. Ab nach Hause", sagte er emotionslos und löste die Taue der HMS Pogue.
Kiara war mit dem was Pope von soch gab absolut nicht einverstanden. Sie begannen zu Streiten. Heftig zu Streiten.
"Hey jetzt lasst die Scheiße, hört auf", JJ drängte sich zwischen Kie und Pope.
"Pope, ich bring dich nach Hause", murmelte er und starrtete das Boot. Kiara und Pope saßen so weit außeinander wie nur irgendwie möglich, und ich saß dazwischen. Ich hielt die Klappe. Das hier war derren Streit.

"Ich fass es nicht, wie er sowas sagen kann", sagte Kiara, nachdem wir Pope Zuhause abgeliefert hatten.
"Mach dir keinen Kopf, Kie"
JJ ließ sich direkt neben mir nieder, nachdem er das Boot vertaut hatte.
"Er steht auf dich", rutschte es mir raus. Auch wenn es dunkel war, konnte ich die beiden Augenpaare spüren, die mich nun entgeistert anblicken.
"Oh komm schon. Er ist eifersüchtig auf John B, das ist doch wohl offensichtlich", versuchte ich zu erklären.
"Er ist nur durch den Wind, wegen seinem Stipendium", meinte Kiara überzeugt.
"Wenn du meinst."
Dann schwiegen wir alle wieder.
So schlief ich das zweite mal diese Woche in JJ's Armen ein, nur dieses Mal war es auf einem schaukelnden Boot und nicht un meinem kuscheligen Bett.