Chapter 81

720 66 27
                                    

»Taehyung!«, rufe ich laut über den Schulhof und ignoriere auch die Tatsache, dass sich so einige Schüler nach mir umdrehen. Allerdings ist mir gerade wirklich egal, was sie von mir oder Taehyung denken, denn seit Yoongis Worten spukt in meinem Kopf ein ganz schlimmer Gedanke herum.

Hat Taehyung mich eigentlich nur benutzt?

»Was ist los?«, fragt mich der Angesprochene aber trotzdem sofort, als ich schweratmend bei ihm Halt mache und noch meine Hände auf den Knien abstütze. Er scheint es ja heute besonders eilig zu haben, nach Hause zu kommen, aber nicht mit mir! Ich brauche definitiv Antworten und auch wenn ich mich heute ebenso nicht mit Ruhm bekleckert habe, habe ich trotzdem irgendwie ein Recht darauf. Somit richte ich mich wieder zu meiner vollen Größe auf und funkele ihm entschlossen entgegen. »Ich glaube, wir beide müssen uns mal unterhalten.«

Taehyung seufzt leise, während er sich einmal fließend durch die Haare fährt und mich dann sanft mit sich und außerhalb der Aufmerksamkeit der Schule zieht. Wir steuern daraufhin gemeinsam den Weg zu ihm nach Hause an und der Ältere braucht einen Moment, bis er zu sprechen beginnt. »Hör mal, Gukkie, Yoongi hat mir erzählt, was er dir gesagt hat.«

»Ich hoffe wirklich, dass er gelogen hat«, sage ich schließlich, als Taehyung keine Anstalten macht weiter zu sprechen, sondern nur stumm und beinahe schuldbewusst auf seine Schuhe sieht. Allerdings ist keine Antwort auch eine Antwort und mein Herz beginnt aufgrunddessen aufgeregt und auch schmerzhaft gegen meinen Brustkorb zu klopfen. »Tae, er.. Er hat doch gelogen, oder?«

Jetzt bleibt der Dunkelhaarige stehen, beißt sich einmal auf die Unterlippe und dreht sich zu mir. »Jeongguk, ich-« Er unterbricht sich selbst wieder, weil er wohl noch die richtigen Worte in sich sammeln muss, bevor er weiterspricht. »Nein, hat er nicht. Yoongi hat nicht gelogen und ja, verdammt, ich habe dich anfangs benutzt, um Jimin eins auszuwischen, damit er genau weiß, wie man sich fühlt.«

Augenblicklich füllen sich Tränen in meinen Augen und mit jedem Schlag, den mein Herz in meiner Brust versucht, schmerzt es mehr und mehr. Ich kann gar nicht auf seine Worte antworten oder irgendwie reagieren, denn natürlich stelle ich mir gerade die Frage, ob er mich nicht vielleicht immer noch belügt. Denn ich habe keine Garantie, dass alles, was aktuell passiert, nicht vielleicht auch noch zu seinem glorreichen Plan gehört.

Er sieht mir meine Gefühle und Schwarzmalereien anscheinend an, denn auch wenn es ihm sichtlich schwerzufallen scheint, kommt Taehyung einen Schritt auf mich zu und umrahmt mein Gesicht mit seinen Händen. Diese will ich verletzt sofort von mir nehmen, aber das lässt er nicht zu, sondern schmiegt für einen kurzen Moment seine Lippen auf meine. »T-Taehyung, hör auf..«, bitte ich nun leise schluchzend und schüttele meine Kopf, aber er lässt sich nicht beirren und küsst mich einfach wieder.

Trotz dessen, was ich erfahren habe, ändert das ja nichts an meinen Gefühlen zu ihm und deshalb lasse ich mich nach einigem Zögern schließlich doch auf diesen Kuss ein. Taehyung bewegt langsam und liebevoll seine Lippen auf meinen, lässt eine Hand in meinen Nacken gleiten und kann mich so enger an sich ziehen. Noch immer fließen Tränen aus meinen geschlossene Augen, aber mit jeder Sekunde, die verstreicht und in der wir uns küssen, spüre ich Taehyungs Gefühle. So etwas kann man nicht vorspielen, wenn man es nicht wirklich empfindet und deshalb erreicht er so auch sein offensichtliches Ziel und beruhigt mich somit.

Nach einer ganzen Weile zärtlichen Küssens lösen wir uns voneinander, aber er lässt es sich nicht nehmen, mir noch einen liebevollen Kuss mit seinen feuchten Lippen auf meine Stirn zu drücken. »Jeongguk, ich habe mich wirklich in dich verliebt«, murmelt er dabei an diese und sieht mich kurz darauf wieder an. Seine Daumen streicheln liebevoll meine Tränen weg, sodass meine Wangen darunter zu kribbeln beginnen und bei seinem Lächeln, das er mir schenkt, wird mir direkt wieder warm ums Herz. »Mein Verhalten am Anfang ist nicht zu entschuldigen, aber ich liebe dich und ich werde dir das jeden Tag beweisen.«

Seine Augen schicken mir ein entschlossenes Funkeln entgegen, als er meine Hand ergreift, sie mit seiner verschränkt und mich dann sanft wieder mit sich zieht. Diese Entschlossenheit sollte Anlass dafür sein, dass ich ihm glaube und das will ich auch wirklich, aber ich habe trotzdem Angst, dass er mir noch immer etwas vormacht. Für den Moment sage ich aber nichts mehr dazu, um nicht die Magie unseres vorausgegangenen Kusses zu zerstören und während Taehyung mir dann locker von seinem Tag zu erzählen beginnt, höre ich ihm aufmerksam zu und lasse mich ablenken.

Die Situation ist gerade fast dieselbe wie mit Jimin heute, aber bei Taehyung kann ich tatsächlich besser abschalten und ihm somit zuhören. Er schafft es sogar, mich gelegentlich zum Lachen zu bringen, was auch ihn zu erleichtern scheint - das ist ihm an seinen funkelnden Augen abzulesen. Nach einer Weile kommen wir bei seiner großen Villa an, doch der Ältere bleibt ruckartig stehen, sodass er mich an meiner Hand wieder zu sich nach hinten zieht. »Tae?«, frage ich verwirrt und mustere besorgt sein Gesicht, das eine Spur blasser geworden ist, nachdem wir die Einfahrt passiert haben.

Da er keine Anstalten macht, mir zu antworten, öffne ich meine Lippen erneut, um ihn anzusprechen, aber es ist eine andere Stimme, die mir in diesem Moment zuvorkommt.
»Schön dich wiederzusehen, mein Junge. Komm doch rein und bring deinen Freund direkt mit.«

𝟐𝟒/𝟕=𝐇𝐞𝐚𝐯𝐞𝐧│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt